Erzdiözese Wien startet erste „Pfarre Neu“

In der Erzdiözese Wien nimmt die Kirchenreform konkrete Züge an. Mit 1. Juni wird die erste „Pfarre Neu“ offiziell eingerichtet. Die Erzdiözese will ihre Strukturreform durch eine Art Probebetrieb einleiten.

In geplanten Entwicklungsräumen sollen Pfarren einander kennenlernen und Aufgaben gemeinsam bewältigen. Die Kirchenleitung hofft, dadurch Ängste bezüglich der geplanten Zusammenlegungen abbauen zu können und Lust auf die „Pfarren Neu“ zu machen. Bis November sollen die Einheiten feststehen. Innerhalb von zehn Jahren will die Erzdiözese die Struktur von 80 Prozent ihrer insgesamt 656 Pfarren umgestellt haben. Unter „Pfarre Neu“ verstehe sich die Zusammenlegung mehrerer derzeit bestehender Pfarren zu einer Einheit, berichtete Kathpress am Freitag.

Neue Pfarre am Hauptbahnhof

Die neue Pfarre „Zum Göttlichen Wort“ im Gebiet rund um den Wiener Hauptbahnhof soll die erste ihrer Art sein. Sie umfasst die Pfarrkirche St. Johann Evangelist sowie zwei weitere Kirchen (sogenannte „Filialkirchen“). Zum „Pfarr-Team“ gehören Pfarrer Matthias Felber, drei weitere Priestern, ein Diakon und ein Pastoralassistent. Alle Geistlichen gehören dem Orden der Steyler-Missionare an. Die Zahl der Katholiken der neuen Pfarre beträgt knapp 11.000. Die Eröffnung der neuen Pfarre findet am 3. Juni mit einem Festgottesdienst in St. Johann Evangelist statt (18.00 Uhr), dem Kardinal Christoph Schönborn vorstehen wird.

Wiener Hauptbahnhof

APA/Roland Schlager

Die erste „Pfarre Neu“ wird das Gebiet rund um den Wiener Hauptbahnhof sein

Es gehe um „viele lebendige Gemeinden in großer Vielfalt, die in der größeren Gemeinschaft einer Pfarre zusammengefasst sind“, so der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa in der Kirchenzeitung „Der Sonntag“ zur Grundidee der „Pfarre Neu“. Krasa: „Im gemeinsamen Arbeiten liegt eine große Kraft: Die Idee von ‚Pfarre Neu‘ ist auch, dass mehrere Priester in einem großen Team mit Haupt- und Ehrenamtlichen gemeinsam tätig sind.“

Priesterarbeit besser aufteilen

Damit können sich die Priester, deren Zahl seit Jahren stetig zurückgeht, die Arbeit besser aufteilen, aber „auch miteinander beten, den Glauben teilen und Glaubenszeugnis geben können. Das geht prinzipiell auch ohne größere Struktur, aber dann ist das Zustandekommen dieser Gemeinsamkeit dem Zufall überlassen. Es soll auf jeden Fall von der Struktur her der Impetus da sein, Dinge neu und gemeinsam anzugehen“, so Krasa.

Der Fahrplan für die nächsten „Pfarren Neu“ steht bereits fest: Am 1. September wird die neue Pfarre „Christus am Wienerberg“ errichtet. Sie umfasst die bisherigen Pfarren Apostelpfarre, Salvator am Wienerfeld und Franz von Sales. Am 1. November erfolgt der Startschuss für die neue Pfarre „Zur Göttlichen Barmherzigkeit“ (St. Anton, Königin des Friedens, Dreimal wunderbare Muttergottes und Katharina von Siena).

In weiterer Folge sollen die drei Pfarren Krim, Kaasgraben und Glanzing im 19. Bezirk eine gemeinsame Pfarre bilden. Laut „Der Sonntag“ soll es am 1. Jänner 2016 so weit sein. Die neue Pfarre „Hildegard Burjan“ im 15. Bezirk startet 2017.

Groß angelegte Diözesanreform

Unter der Zielvorgabe „Pfarre Neu“ arbeitet die Erzdiözese Wien an der Umsetzung der groß angelegten Diözesanreform. Innerhalb einer neu gebildeten größeren Pfarre, in der mehrere Priester wirken, soll es Filialgemeinden geben, die von Laien ehrenamtlich geleitet werden. Durch die in den neune Pfarren geplanten Leitungsteams mit drei bis fünf Priestern und - auch ehrenamtlich engagierten - Laien, soll das Personal leichter eingesetzt werden können.

Im Weinviertel, dem nördlichen Teil der Erzdiözese Wien, wird derzeit an der Errichtung von „Entwicklungsräumen“ gearbeitet, die dann in „Pfarrverbände Neu“ und schließlich in das Modell „Pfarre Neu“ weitergeführt werden sollen. Ein „Pfarrverband Neu“ bestehe aus einzelnen Pfarren, eine „Pfarre Neu“ hingegen ist eine einzige neu errichtete Pfarre. Wie viele „Pfarren Neu“ es am Ende des Prozesses 2022 geben wird, ist offen. Derzeit gibt es laut Kathpress in der Erzdiözese Wien rund 660 Pfarren.

religion.ORF.at/KAP

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