Vorstoß in Church of England: Gott als Frau ansprechen

Innerhalb der anglikanischen Kirche von England (Church of England) und in britischen Medien sorgt die Forderung einer Interessengruppe, Gott künftig als Frau anzusprechen, für Aufregung.

Damit solle die Kirche den gleichberechtigten Status von Frauen anerkennen und die geltende Liturgie „überholen“, die sich fast ausschließlich aus männlicher Sprache und männlichen Vorstellungen zusammensetze, fordert die Gruppe Women and the Church (WATCH). Das berichtete unter anderem der britische „Guardian“ (Montag-Ausgabe). WATCH hatte auch die Kampagne zur Zulassung der ersten Bischöfinnen in der Church of England geleitet - mit Erfolg: Derzeit gibt es in England drei Bischöfinnen.

„Mangelhaftes Verständnis“ von Gott

Pastorin Reverend Jody Stowell sagte im Namen von WATCH zu der Zeitung: „Die herkömmliche Theologie lehrt uns, dass alle Menschen nach dem Bild Gottes gemacht sind.“ Gott umfasse beide Geschlechter, so Stowell - er sei männlich und weiblich und gehe gleichzeitig über beides hinaus. „Wenn wir also über Gott nur in der männlichen Form sprechen, gibt uns das ein mangelhaftes Verständnis davon, wer Gott ist“, argumentierte Stowell.

Weibliche und männliche anglikanische Geistliche

APA/EPA/Nigel Roddis

Weibliche und männliche anglikanische Geistliche

Der Vorschlag entstand aus einer Diskussionsrunde zum Thema „Weibliche Bischöfe: Welchen Unterschied macht es?“ heraus, die vergangene Woche in Westminster stattfand. Seither gibt es eine lebhafte Diskussion über das Thema in britischen Medien.

Nicht „irgendein alter Mann im Himmel“

Reverend Emma Percy, Kaplanin des Trinity College in Oxford und Mitglied von WATCH, sagte gegenüber dem „Guardian“, wenn man beide, die männliche und die weibliche Anrede, verwende, könnte man „die Vorstellung, dass Gott irgendein alter Mann im Himmel ist“, loswerden. Es gebe diese Diskussion seit langem, sagte Percy sinngemäß, doch habe sie durch die kürzlich erfolgte Bestellung von Bischöfinnen in der anglikanischen Kirche an Fahrt aufgenommen. „Die Menschen sind recht offen“ gegenüber dieser Frage, es gebe „Raum für eine reichere Sprache“.

Libby Lane, Bischöfin von Stockport

APA/EPA/Lynne Cameron/PA Wire

Englands erste Bischöfin Libby Lane

WATCH-Vorsitzende Hilary Cotton sagte gegenüber dem britischen „Telegraph“, die Verlagerung weg von der traditionellen patriarchalischen Sprache des „Book of Common Prayer“, des anglikanischen Gebets- und Regelbuchs aus dem Jahr 1662, befinde sich in einigen Landesteilen bereits in einem „fortgeschrittenen“ Stadium. „In Wirklichkeit wird in vielen Kirchen landauf, landab bereits mehr als die standardisierte männliche Sprache verwendet“, sagte Cotton.

Erzbischof: Änderungen erst in Generalsynode

Aus dem Lambeth Palace, dem Sitz des anglikanischen Primas, des Erzbischofs von Canterbury, hieß es zu der Diskussion, die Gruppe WATCH sei „unabhängig vom Erzbischof von Canterbury“. Jede Änderung in der Liturgie müsse erst von der Generalsynode bestätigt werden, so ein Sprecher des Bischofssitzes laut „Telegraph“. Zumindest offiziell nimmt der Bischof an der Debatte einstweilen nicht teil.

Im Jänner 2015 hatte die Kirche von England ihre ersten Bischöfin ernannt. Libby Lane, Pfarrerin im Nordwesten Englands, wurde zur Bischöfin von Stockport befördert. Im März ernannte die Church of England Alison White zur Suffraganbischöfin von Hull. Die Kirche von England hatte erst im November vergangenen Jahres nach jahrzehntelangen Verhandlungen beschlossen, Frauen zum Bischofsamt zuzulassen. Ein Drittel des anglikanischen Klerus in England ist inzwischen weiblich.

religion.ORF.at

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