Fastenmonat Ramadan beginnt - auch in Kriegsgebieten

Für mehr als 1,6 Milliarden Muslime beginnt in den nächsten Tagen der Fastenmonat Ramadan - Millionen Bewohner der Krisenherde in der arabischen Welt müssen das Fest dabei inmitten von Gewalt verbringen.

Nicht nur in weiten Teilen Syriens tobt der Bürgerkrieg. Auch im Irak, in Libyen und im Jemen wird gekämpft - Schätzungen zufolge leben mehr als 80 Millionen Menschen in arabischen Staaten, in denen unter anderem wegen der Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) Kriegszustände herrschen. Viele Menschen in den Kampfgebieten hätten ihren Enthusiasmus für den Ramadan - den Muslime bevorzugt gemeinsam mit ihrer Familie verbringen - weitgehend verloren, erklärt Aktivist Ajad Korien aus der umkämpften Stadt Idlib in Syrien.

Jugendliche führen in einem Flüchtlingslager in Jordanien  eine Scheibtruhe mit Ramadan-Utensilien

Reuters/Muhammad Hamed

Jugendliche syrische Flüchtlinge bringen die mit Hilfe der Flüchtlingshilfe erstandenen Ramadan-Utensilien zu ihrem Zelt in einem Lager in Jordanien

In dem Land habe der verheerende Krieg seit 2011 viele Familien auseinandergerissen: „Heute sind die meisten unserer Verwandten in andere Länder gegangen, um der Gewalt zu entfliehen“, sagte Mohammed Abdallah, der in der Hauptstadt Damaskus lebt. Amnesty International zufolge haben bisher vier Millionen Syrer in anderen Ländern Schutz gesucht.

Verzicht von Sonnenauf- bis -untergang

Der Ramadan ist die im Koran, dem heiligen Buch der Muslime, verankerte Pflicht zum Fasten. Im neunten Monat des islamischen Mondkalenders sollen Muslime demnach von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen, auf Sex verzichten sowie Streit vermeiden. Für gläubige Muslime ist das Fasten im Ramadan der vierte der fünf Grundpfeiler des Islam. Die anderen vier sind das Glaubensbekenntnis (Schahada), fünf tägliche Gebete (Salat), die Armensteuer (Zakat) und die Wallfahrt nach Mekka (Hadsch).

Nach dem Koran beginnt der Ramadan, wenn nach dem Neumond die Mondsichel wieder sichtbar wird. Je nach Region und Sichtbarkeit der Mondsichel beginnt er heuer in der Nacht zum Donnerstag oder Freitag. Da das Datum von Region zu Region variieren kann, bestimmen religiöse Gelehrte den genauen Zeitpunkt. Zum Ende des Monats feiern Muslime das Fest des Fastenbrechens (Eid al-Fitr).

Ein Mann schaut durch ein Fernrohr um für den Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan die Mondsichel nach Neumond zu entdecken

Reuters/Antara Foto/Rivan Awal Lingga

Der Beginn des Ramadan wird durch das Sichten der ersten Mondsichel nach Neumond bestimmt

Der Ramadan als Zeit der Besinnung soll den Glauben und die Selbstdisziplin der Gläubigen stärken. Er gilt auch als Monat des Friedens und der Versöhnung - was Terroristen nicht vom Waffengebrauch abhält.

Israel: Palästinenser dürfen im Ramadan mehr reisen

Israel wird wie in den Vorjahren zum Fastenmonat Ramadan die Reisebeschränkungen für die Palästinenser im besetzten Westjordanland und im abgeriegelten Gazastreifen lockern. Einige der Erleichterungen sind nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums so weitgehend wie nie zuvor.

„Erstmals können die muslimischen Gläubigen aus dem Westjordanland mit palästinensischen Bussen bis zum Tempelberg fahren, um dort zu beten“, teilte das Ministerium mit. Auf diesem Hochplateau in der Jerusalemer Altstadt stehen der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Fünfhundert Palästinensern werde zudem erlaubt, über den Flughafen von Tel Aviv ins Ausland zu reisen.

Mond und Stern aus Lichterketten in der Altstadt von Jerusalem zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan

Reuters/Ammar Awad

Ramadan-Festbeleuchtung in der Altstadt von Jerusalem

Ähnlich wie in früheren Jahren dürfen 500 Palästinenser aus dem Westjordanland und 300 aus dem Ausland Verwandte im Gazastreifen besuchen. Aus der isolierten Küstenenklave am Mittelmeer können zugleich 200 Bewohner das Westjordanland und 800 die Al-Aksa-Moschee besuchen.

„Die Sicherheitskooperation mit der palästinensischen Autonomiebehörde und die relative Ruhe, die derzeit herrscht, haben diese Erleichterungen möglich gemacht“, erklärte eine Sprecherin des israelischen Verteidigungsministeriums.

religion.ORF.at/dpa/APA/AFP

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