Familiensynode: Vatikan veröffentlicht Arbeitspapier

Die mit Spannung erwartete Familiensynode im Vatikan will eine Öffnung der katholischen Kirche beim Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen diskutieren. Das geht aus dem am Dienstag vorgestellten Arbeitsdokument hervor.

In etwas über drei Monaten beginnt im Vatikan die Versammlung der Bischofssynode zum Thema Familie. Das Arbeitspapier „Instrumentum Laboris“ ging aus dem Abschlussdokument der vergangenen Versammlung zu dem Thema - einer Sondersynode der Bischöfe - im Vorjahr hervor. Zu fast allen Kapiteln aus dem Vorläufertext gibt es Ergänzungen, Erweiterungen oder Vorschläge. Meistens beziehen sie sich auf einzelne Begriffe oder Ideen der Vorlage und führen diese weiter aus. Die Vorschläge und Fragen der katholischen Bischofskonferenzen aus aller Welt sind in dem 41-seitigen Arbeitsdokument enthalten, in das die Ergebnisse einer neuerlichen Umfrage unter Katholiken im Anschluss an die Außerordentliche Synoden-Vollversammlung von 2014 eingeflossen sind.

Wiederverheiratete Geschiedene im Fokus

Häufiger als im Originaldokument findet sich der Verweis auf wiederverheiratete Geschiedene und auf deren Schwierigkeiten. Im Blick auf diejenigen Katholiken, die eine zweite zivile Ehe eingegangen sind, wird eine Reihe von Vorschlägen für einen „Weg der Buße“ gemacht. Dabei ist von „irreversiblen Situationen des Zusammenlebens“ die Rede. Allerdings, so heißt es, könne das nicht bedeuten, dass „automatisch“ die Möglichkeit zum Empfang der eucharistischen Kommunion gewährt werde. Die Möglichkeit, wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen und nach einem Weg der Reue unter bischöflicher Aufsicht wieder zu den Sakramenten zuzulassen, solle aber geprüft werden.

Papst Franziskus und Bischöfe

APA/EPA/ANSA/Claudio Peri

Der Generalversammlung der Synode wird von 4. bis 25. Oktober tagen

Im Anschluss an eine Erwähnung der Antworten der Bischofskonferenzen und anderer Institutionen ist in dem Papier die Rede von einem breiten Konsens darüber, dass die Verfahren zur Anerkennung einer Nichtigkeit der Ehe „schneller und mit größerer Agilität“ durchgeführt werden. Die Verfahren sollten dabei „präferentiell gratis“ durchgeführt werden.

Umgang mit Homosexuellen Thema

In dem Dokument geht es auch um den umstrittenen Umgang mit Homosexuellen. Ihre Würde müsse geachtet werden. Jeder Mensch gleich welcher sexuellen Orientierung müsse in der Kirche aufgenommen und respektiert werden. Entsprechende Absätze im Abschlussdokument der vorbereitenden Außerordentlichen Bischofssynode im vergangenen Herbst, die damals nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit erhielten, sind im neuen Arbeitspapier erneut zur Diskussion gestellt.

Mit Blick auf homosexuelle Partnerschaften bekräftigt das Dokument aber auch die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Ehen. Gottgewollt sei nach biblischem Zeugnis nur die Ehe zwischen Mann und Frau.

Mehr Verantwortung für Frauen

Das Dokument befasst sich auch mit den Ängsten junger Paare vor der Ehe. Viele Paare würden angesichts der Aussicht auf ein mögliches Scheitern der Ehe auf dieses Sakrament verzichten. Im Dokument wird auch auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten hingewiesen, die junge Paare daran hindern, eine Familie zu gründen.

An einigen Stellen gestärkt worden ist auch die Rolle der Frau. Es geht um Würde und Rechte, aber auch um die Übernahme von Verantwortung in der Kirche. Kritisch gesehen werden allerdings einige „Auswüchse des Feminismus“.

Arbeitsgrundlage für Synode

Das Arbeitspapier für die bevorstehende Bischofssynode zu Ehe und Familie stellten der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri, der Generalrelator der Versammlung, Kardinal Peter Erdö, und ihr Sondersekretär, Erzbischof Bruno Forte, vor. Das Papier ist die Arbeitsgrundlage für die Debatten der XIV. Ordentlichen Generalversammlung der Synode, die vom 4. bis 25. Oktober zum Thema „Die Berufung und Mission der Familie in der Kirche in der modernen Welt“ tagt.

Bisher liegt das Arbeitspapier nur auf Italienisch vor, teilte der Vatikan mit. Basis für die Erstellung des Dokuments sind die Antworten auf einen Fragebogen, den der Vatikan vergangenes Jahr an sämtliche Bischofskonferenzen weltweit verschickt hatte.

Schönborn: Arbeitsweise „deutlich verbessert“

Das Arbeitsdokument für die Familiensynode und die geänderten Abläufe der Bischofsversammlung böten gute Voraussetzungen dafür, dass es damit zu einem „gemeinsamen Weg mit guten Ergebnissen“ kommen kann, sagte Kardinal Christoph Schönborn im Gespräch mit Kathpress mit Blick auf das Instrumentum laboris. Papst Franziskus habe mit den Mitgliedern des Synodenrates, zu denen auch Schönborn gehört, das Dokument im Vorfeld „intensiv diskutiert“. Die Eingaben aus der ganzen Welt „haben den Text angereichert, erweitert und vertieft“. Das vorliegende Dokument „spiegelt sehr ehrlich und deutlich die Diskussion in der Weltkirche wider“, so Schönborn.

„Deutlich verbessert“ sieht der Kardinal die geänderte Arbeitsweise der Familiensynode. Diese sei im Gegensatz zu früher „straffer und noch mehr gesprächsorientiert“. Positiv sei die geplante dreigeteilte Behandlung des Familienthemas und die Aufwertung der Gespräche in den Sprachgruppen („Circuli minores“). Damit werde es bei der Ordentlichen Versammlung der Bischofssynode „viel mehr Möglichkeiten zum vertiefenden Gespräch und zur Diskussion geben“, zeigte sich Schönborn erfreut.

Neben dem Feldkircher Bischof Benno Elbs, der die Österreichische Bischofskonferenz bei der Synode repräsentiert, wird auch Kardinal Schönborn als Mitglied des Synodenrates daran teilnehmen. Die offizielle Ernennung dafür durch Papst Franziskus steht jedoch noch aus.

religion.ORF.at/APA/KAP

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