Papst: Trennung manchmal „moralisch notwendig“
Das sei dann der Fall, wenn der schwächere Ehepartner oder die Kinder vor Gewalt, Demütigung, Ausbeutung oder Gleichgültigkeit in Sicherheit gebracht werden müssten, sagte Franziskus. Es gebe jedoch „Gott sei Dank“ auch viele Ehepaare, die gestützt durch ihren Glauben und die Liebe zu ihren Kindern ihrem Eheversprechen treu blieben, „so unmöglich eine Wiederbelebung der Ehe auch zu sein scheint“.
„Mehr Rücksicht auf die Kinder“
Zugleich forderte der Papst Eheleute auf, mehr Rücksicht auf die Kinder zu nehmen. Sie litten am meisten unter Streit und Trennung. Die Verletzung ihrer Seelen ließen sich nicht einfach mit „Geschenken und Süßigkeiten“ heilen, so Franziskus. „Wenn die Erwachsenen den Kopf verlieren, wenn jeder an sich selbst denkt, wenn Mama und Papa sich gegenseitig Böses antun, leidet die Seele der Kinder sehr, sie empfinden ein Gefühl der Verzweiflung“, so der Papst. Diese Verletzungen hinterließen Spuren.
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Paare in „irregulären Situationen“
Franziskus rief zugleich zu einer verstärkten Fürsorge für getrennt lebende Paare, Geschiedene und Paare in „irregulären“ Ehen auf. Es gebe im Umfeld eines jeden viele Familien, die in sogenannten irregulären Situationen lebten, so der Papst. Er fügte hinzu, dass ihm dieser kirchenrechtliche Begriff „nicht gefällt“. Solche Familien stellten vielmehr Fragen. „Wie können wir ihnen helfen? Wie können wir sie begleiten?“
In seiner Ansprachenreihe über die Familie sprach der Papst am Mittwoch über die „Wunden“ der Familie. Es handelte sich um die letzte Generalaudienz vor der Sommerpause. Im Juli setzt Franziskus die Generalaudienzen aus. Die nächste derartige Veranstaltung findet am 5. August statt.
Kernthema in Familiensynode
Die Aussagen des Papstes könnten das Klima der Ordentlichen Bischofssynode zum Thema Familie vom 4. bis 25. Oktober mitbestimmen. Dort wird eine Öffnung der katholischen Kirche beim Umgang mit Homosexuellen und Geschiedenen diskutiert werden, wie aus dem am Dienstag vorgestellten Arbeitsdokument hervorgeht.
Häufiger als im Originaldokument findet sich der Verweis auf wiederverheiratete Geschiedene und auf deren Schwierigkeiten. Im Blick auf diejenigen Katholiken, die eine zweite zivile Ehe eingegangen sind, wird eine Reihe von Vorschlägen für einen „Weg der Buße“ gemacht. Dabei ist von „irreversiblen Situationen des Zusammenlebens“ die Rede.
religion.ORF.at/KAP
Mehr dazu:
- Familiensynode: Vatikan veröffentlicht Arbeitspapier
(religion.ORF.at; 23.6.2015)