Missbrauch: Irischer Kardinal räumt Vertuschung ein

Der frühere katholische Primas von Irland, Kardinal Sean Brady (75), hat Fehler und Vertuschungsversuche im Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche eingeräumt.

Medienberichten vom Freitag zufolge bedauerte Brady bei der Anhörung vor der nordirischen Kommission zur Untersuchung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Banbridge, dass man sich fälschlicherweise nicht um die Opfer, sondern um den Täter gekümmert habe. Er sprach von einem „dunklen Kapitel unserer Geschichte“.

Kardinal Sean Brady vor der Armagh Cathedral in Nordirland

Reuerts/Stringer

Kardinal Sean Brady

„Unangemessenes Verhalten“

Mit Blick auf den Fall des nordirischen pädophilen Priesters Brendan Smyth, der mehrfach in andere Gemeinden weiterversetzt worden war, räumte Brady „unangemessenes Verhalten“ ein. Man habe „mit der Absicht, den guten Ruf der Kirche nicht zu zerstören, einen Schleier des Schweigens und der Geheimhaltung“ über die Angelegenheit gelegt. Es habe sich um „unsägliche Vergehen gehandelt“; deshalb habe man den „Skandal geheim gehalten - sehr, sehr geheim“.

Smyth soll in seiner Amtszeit mehr als 100 Kinder sexuell missbraucht haben. Er wurde 1994 verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt; er starb 1997. Brady sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, die Vorwürfe gegen Smyth gezielt vertuscht zu haben. Er soll laut BBC im Jahre 1975 als damaliger Gymnasiallehrer am St. Patrick’s College in Cavan (Republik Irland) anwesend gewesen sein, als zwei der missbrauchten Jugendlichen dazu genötigt wurden, ein Schweigegelübde abzulegen.

Smyths Opfer kündigten den Angaben zufolge an, rechtlich auch gegen die Polizei vorzugehen. Neue Beweise in der Anhörung hätten gezeigt, dass auch sie von Smyths Vergehen gewusst habe.

religion.ORF.at/KAP