England: Buddhisten-Protest gegen Dalai Lama

Mehrere hundert Buddhisten haben am Montag im südenglischen Aldershot gegen den Dalai Lama protestiert. Die Anhänger der Shugden-Gemeinde warfen dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter religiöse Verfolgung vor.

„Dalai Lama, hör auf zu lügen!“, riefen sie, als der Tibeter eintraf, um das erste buddhistische Gemeindezentrum in Großbritannien einzuweihen. Die Anhänger des Dalai Lama hielten eine Gegendemonstration ab.

Die Shugden sind ebenso wie der Dalai Lama Buddhisten. Dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter werfen sie allerdings die Beschränkung der Religionsfreiheit vor, da sie an eine buddhistische Gottheit, Dorje Shugden, glauben, deren Verehrung der Dalai Lama untersagt hat. Das führte innerhalb der tibetischen Gelug-Schule zu einer Spaltung, der Konflikt darüber sorgt seit Jahren für Streit.

Immer wieder Proteste

Die Praktizierenden klagen seit Jahrzehnten über Unterdrückung und Verfolgung. Der Dalai Lama selbst bestreitet die Vorwürfe - er verbiete die Shugden-Verehrung niemandem, rate aber dringend davon ab, wie er im Jahr 1998 bei ähnlichen Protesten in Zürich (Schweiz) sagte. Der Dalai Lama wirft der Glaubensgemeinschaft aber vor, von Peking finanziert zu werden und Mordpläne gegen ihn ausgeheckt zu haben. Nach Angaben der „Shugden-Unterstützungsgemeinschaft“ sollen weltweit rund vier Millionen Menschen die Gottheit verehren.

Shugden-Protest gegen den Dalai Lama in Aldershot, England

APA/EPA/Will Oilver

Shugden-Protest gegen den Dalai Lama in Aldershot, England

Dalai Lama: Besuch in Glastonbury

In seiner Rede in dem englischen Militärort, wo viele aktive und ehemalige aus Nepal stammende Gurkha-Soldaten leben, prangerte der Dalai Lama die jüngsten islamistischen Anschläge in der Welt an. Jede Weltreligion trage grundsätzlich die „Botschaft der Liebe“ in sich, sagte er, „unabhängig von verschiedenen philosophischen Sichtweisen“. Am Sonntag hatte der Geistliche erstmals das Musikfestival von Glastonbury besucht und dort zu den Gästen gesprochen.

Der Dalai Lama bei einem öffentlichen Auftritt in Aldershot, England

APA/EPA/Will Oilver

Der Dalai Lama (Mitte) bei dem Auftritt in Aldershot

Der Dalai Lama lebt seit Jahrzehnten in Indien im Exil. Der buddhistische Geistliche strebt nach eigenen Angaben nicht die Unabhängigkeit, sondern größere Autonomie für die Tibeter an. Peking wirft ihm hingegen vor, Tibet von der Volksrepublik China abspalten zu wollen.

EU-Ratspräsident Donald Tusk forderte China am Montag dazu auf, mit dem Dalai Lama wieder in einen „bedeutsamen“ Dialog zu treten. An der Seite des chinesischen Ministerpräsidenten Li Keqiang sagte Tusk in Brüssel, er habe China seine „Bedenken“ hinsichtlich der freien Meinungsäußerung in China übermittelt. Das schließe auch „Minderheiten wie die Tibeter und die Uiguren“ mit ein. Daher müsse die Zentralregierung wieder Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama führen.

religion.ORF.at/AFP/APA/sda

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