Norwegen: Katholische Kirche soll Millionen zahlen

Die norwegischen Behörden verlangen von der katholischen Kirche die Zahlung von 4,6 Millionen Euro, weil sie die Zahl ihrer Gläubigen wissentlich übertrieben habe. Bischof Bernt Eidsvig hatte Fehler eingeräumt, aber den Betrugsvorwurf stets zurückgewiesen.

Der Vorwurf der Behörden lautet, die Kirche habe in Telefonverzeichnissen die Namen von Einwanderern gesucht und diese als Gläubige eingetragen, wenn dem Namen nach eine Herkunft aus einem katholischen Land als wahrscheinlich erschien. So sollten öffentliche Zahlungen an die Kirche in die Höhe getrieben werden.

Einspruch angekündigt

Wie die Diözese in Oslo mitteilte, wurde die Zahl der Katholiken im Jahr 2014 mit 140.000 angegeben - und somit mehr als doppelt so hoch wie 2010. Die Diözesan-Sprecherin Lisa Wade sagte am Montag, der geforderte Betrag werde vorerst nicht gezahlt. Sie kündigte Einspruch beim Kultusministerium an.

Im März hatte die Diözese in einer internen Untersuchung festgestellt, dass 7000 Namen „fälschlich“ in die Kirchenzählung eingegangen waren, und 21.000 weitere eine nähere Untersuchung erforderlich machten. Die Staatsanwaltschaft startete Ermittlungen gegen Bischof Bernt Eidsvig und mehrere Diözesanmitarbeiter. Die Bischofskonferenz für die nordeuropäischen Länder gab daraufhin eine Ehrenerklärung für Eidsvig ab.

Bischof Bernt Eidsvig

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Bischof Bernt Eidsvig hatte im Vorfeld von Fehlern gesprochen.

Eidsvig früher Pfarrer in Österreich

Eidsvig hatte mehrere Jahre in Österreich gelebt: Anfang der 90er Jahre trat er bei den Augustiner-Chorherren im Stift Klosterneuburg ein. Er wurde später Pfarrer in St. Leopold in Klosterneuburg, bevor er 2005 als neuer katholischer Bischof von Oslo nach Norwegen zurückkehrte. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn.

Die katholische Kirche machte darauf aufmerksam, dass es in Norwegen seit 2005 eine starke Zuwanderung gab, zu der insbesondere zahlreiche Polen zählten. Die Polizei ging jedoch von einem Fall „schweren Betrugs“ aus und ordnete im Februar bei den kirchlichen Behörden eine Durchsuchung an.

Fehler eingeräumt

Bischof Eidsvig hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe auf der offiziellen Kirchenwebsite katolsk.no eingeräumt, dass es bei Teilen der Registrierung die Praxis gegeben habe, dass Menschen, die aus einem katholischen Land nach Norwegen gezogen sind, ohne ausdrückliche Zustimmung als Mitglieder der Diözese Oslo eingeschrieben wurden. Es sei aber nicht das Ziel gewesen, „Menschen gegen ihren Willen zu registrieren oder Fördermittel für Personen zu erhalten, die keine Katholiken sind“. Rückblickend sehe man, „dass wir jeden einzelnen hätten fragen müssen, bevor die Registrierung stattfand“.

Nach den Betrugsvorwürfen war die katholische Diözese Oslo um eine rasche Korrektur des Mitgliedsregisters bemüht und startete eine SMS-Zählung. Eingetragene Katholiken können ihre Mitgliedschaft nun per SMS bestätigen oder ablehnen. Zudem können Gläubige auf der Kirchenwebsite ein Online-Formular ausfüllen, um künftig als Katholik gezählt zu werden.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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