NÖ: Evangelische Kirche kritisiert Asyl-Politik

Heftige Kritik an einem Beschluss des Gemeinderats im niederösterreichischen St. Aegyd, der die geplante Unterbringung von minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen verhindert, hat die Evangelische Pfarrgemeinde geübt.

Während einzelne Gemeinden Quartiere für Flüchtlinge und Asylwerber bereitstellten, gebe es anderswo Widerstand, etwa im niederösterreichischen St. Aegyd, heißt es in einer Aussendung des Evangelischer Pressedienst für Österreich (epdÖ) vom Dienstag. Dort hat der Gemeinderat vor wenigen Tagen per einstimmigem Beschluss, dem eine private Unterschriftenaktion in der Bevölkerung vorausging, die geplante Unterbringung von 20 minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen verhindert.

„Tiefe Bestürzung“

„Die Unterschriftensammlung und vor allem der darauf folgende einstimmige Gemeinderatsbeschluss in St. Aegyd, mit dem die Unterbringung von 20 minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen in Kernhof verhindert wurde, erfüllt uns als Evangelische Pfarrgemeinde St. Aegyd-Traisen mit tiefer Bestürzung“, heißt es in einem offenen Brief der Pfarrgemeinde, der von Pfarrer Jörg Lusche und der Kuratorin der Gemeinde, Gisela Malekpour, unterzeichnet wurde.

"‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!‘ sei eine der Kernaussagen Jesus und die Basis dessen, „was wir in der Evangelischen Kirche unter Diakonie - Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Fürsorge für Bedürftige - verstehen. Dieses Gebot ist somit ein Grundpfeiler unseres christlichen Glaubens, den manche Menschen wie einen Schutzschild vor sich hertragen, wenn sie gegen Asylwerber, Flüchtlinge oder Migranten mobilmachen“, heißt es in dem Schreiben weiter.

Kriminalitätsrate „nicht gestiegen“

Durch die Unterkünfte für Asylwerber in Hainfeld und Lilienfeld sei die Kriminalitätsrate vor Ort „nicht gestiegen“, so Lusche und Malekpour, die auch Superintendentialkuratorin der Diözese Niederösterreich ist, in der Aussendung. Insofern seien „die Verbreitung von Angst und das Schüren von Vorurteilen nicht gerechtfertigt“. So etwas habe „jedenfalls in der Evangelischen Kirche keinen Platz“. Es sei „menschenverachtend, diesen Kindern, die Krieg, Not, Elend und die Gefahren der Flucht hinter sich haben, von vornherein zu unterstellen, dass sie Diebe, Räuber und Kriminelle sind“, so das Schreiben weiter.

„Wir sind durch unseren Glauben dazu angehalten, uns um Menschen, die bedürftig, verzweifelt und ausgegrenzt sind, zu kümmern, ihnen zu helfen und sie aufzunehmen. Dazu steht und das lebt auch unsere Pfarrgemeinde“, heißt es abschließend in dem Schreiben.

religion.ORF.at/epdÖ

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