Merkel: Islam gehört unzweifelhaft zu Deutschland

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan zu gegenseitiger Wertschätzung der Religionen aufgerufen.

Bei einem Empfang gestern Abend in Berlin sagte sie: „Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört." Die Kanzlerin verwies vor Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen auf die weltweiten Gewalttaten im Namen einer Religion - zu oft leider im Namen des Islams. Doch jede Ausgrenzung von Muslimen in Deutschland, jeder Generalverdacht verbiete sich, sagte Merkel. Die allermeisten Muslime seien rechtschaffene und verfassungstreue Bürgerinnen und Bürger.

Mit ihren Worten zur Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland bekräftigte die deutsche Kanzlerin eine entsprechende Aussage vom Jänner dieses Jahres. Damals hatte sie der Feststellung des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff beigepflichtet, der Islam gehöre zu Deutschland. Sie löste damit auch innerhalb der Union eine Debatte aus, obwohl sie schon zuvor deutlich gemacht hatte, dass sie die Aussage Wulffs aus dem Jahr 2010 stütze.

Keine schweigende Mehrheit

Bei dem Empfang kritisierte die Kanzlerin Übergriffe auf Gläubige und ihre Gotteshäuser, auf Synagogen, Moscheen und Kirchen. "Solche Taten richten sich gegen uns alle“, sagte sie. Das seien Anschläge auf die Glaubensfreiheit und auch auf die Demokratie. Als Bürger müsse man hier klar Stellung beziehen. Die Mehrheit dürfe keine schweigende Mehrheit sein.

Die Integrationsbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), sagte, es sei wichtig, über Religionsgrenzen hinweg für Vielfalt einzutreten. Sie verurteilte Terroranschläge im Namen von Religionen sowie Ausgrenzung und Vorurteile gegen Menschen unterschiedlichen Glaubens.

Stimmen gegen Islamfeindlichkeit

Weiter sagte sie, man dürfe durchaus über die Frage debattieren, ob der Islam ein Teil Deutschlands sei. Was aber nicht gehe, sei die Darstellung, Muslime gehörten zu Deutschland, aber der Islam nicht. Mit Blick auf die PEGIDA-Demonstrationen in Dresden und anderswo sagte sie: „Wenn es jemals eine Islamisierung des Abendlandes geben sollte, sie wird nicht in Sachsen beginnen, wo keine Muslime leben.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisierte ebenfalls islamfeindliche Reaktionen in Deutschland. Man dürfe sich davon nicht einschüchtern lassen, sagte er. Teilnehmer der Veranstaltung waren zudem die Sprecherin des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sowie der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken in Deutschland, Alois Glück.

religion.ORF.at/dpa