Südamerika: Papst will Aufarbeitung der Diktaturen

Papst Franziskus will mit seiner Südamerika-Reise nach Aussage von Vatikansprecher Federico Lombardi auch die Aufarbeitung der Militärdiktaturen und autoritären Regime in Ecuador, Bolivien und Paraguay fördern.

Der Papst wolle zu einer „Erneuerung des sozialen und politischen Lebens“ und zur „demokratischen Teilhabe“ in den drei Ländern ermutigen, sagte Lombardi laut Kathpress im Vorfeld. Papst Franziskus reist vom 5. bis zum 13. Juli nach Ecuador, Bolivien und Paraguay. Erste Station seiner neunten Auslandsreise ist am Sonntag die ecuadorianische Hauptstadt Quito.

Akten über Militärdiktatur

Die bekannteste Militärdiktatur war die des Generals Alfredo Stroessner, der von 1954 bis 1989 in Paraguay mit brutaler Hand regierte. In Bolivien war von 1971 bis 1978 General Hugo Banzer an der Macht. In Ecuador herrschte von 1972 bis 1976 General Guillermo Rodriguez Lara. Diese Vergangenheit ist bisher kaum aufgearbeitet. Der Papst hat Opfern und Angehörigen der Militärdiktatur in seinem Heimatland Argentinien wiederholt seine Hilfe bei der Aufarbeitung der Vergangenheit in Aussicht gestellt. Derzeit lässt er dazu eine Freigabe der Akten über die Militärdiktatur in den Vatikanischen Archiven prüfen.

Mit Blick auf das Marathon-Programm, das der Papst mit seinem Drei-Länder-Besuch zurücklegen will, erklärte der Vatikan-Sprecher, der 78-Jährige habe bisher „nicht die kleinste Sorge oder Unsicherheit“ bezüglich seiner Gesundheit gezeigt. Allerdings sei in der Reiseplanung darauf geachtet worden, dass der Aufenthalt in großer Meereshöhe - der höchstgelegene Besuchspunkt, La Paz, liegt auf über 3.600 Metern - auf einige Stunden reduziert und eine Übernachtung vermieden wurde.

Kokablätter und Tee

Auf Nachfrage von Journalisten, ob der Papst in Bolivien zum Schutz gegen die Höhenkrankheit auf ein bewährtes indigenes Hausmittel, das Kauen von Koka-Blättern, zurückgreifen würde, wie einige Medien des Landes berichtet hatten, erklärte Lombardi, er persönlich wäre darüber „nicht überrascht“.

Der Papst sei ein Freund von lokalen Gepflogenheiten. Lombardi wörtlich zu den Journalisten: „Und Sie können es übrigens ruhig auch ausprobieren. Manche trinken auch Mate-Tee. Was der Papst tun wird? Er hat es mir nicht gesagt. Wenn man ihm Mate-Tee anbietet, trinkt er ihn“, so der Vatikan-Sprecher. Bereits Johannes Paul II. habe bei seiner Pastoralreise nach Bolivien im Mai 1988 einen indigenen Tee probiert.

Einladung an Homosexuelle

Gegenüber der ebenfalls in Medien kursierenden Nachricht, der Papst habe für das Treffen der Volksbewegungen um eine Einladung an Verfechter der Rechte für Homosexuelle gebeten, bestätigte Lombardi die vorgesehene Präsenz einer Homosexuellen-Delegation. „Das ist Sache der Gastgeber“, so der Vatikan-Sprecher, demzufolge der Papst bestimmt keinen Einfluss auf die Teilnehmer nehmen wolle. Er habe jedoch keine besonderen Anmerkungen gemacht - was genauso für die „heikle Frage“ der Art der Einbindung von Vertretern der indigenen Bevölkerung gelte, von deren Seiten es „kritische Töne“ im Vorfeld gegeben habe.

Der Papst kenne die drei lateinamerikanischen Länder persönlich und sei bereits früher dorthin gereist, sagte Lombardi weiter. Er wolle in jedem der drei Länder bestimmte Schwerpunkte setzen. In Ecuador (5.-8. Juli) stünden die Themen Erziehung und Klerus im Mittelpunkt, in Bolivien (8.-10. Juli) seien Treffen mit Indios und der Besuch eines der größten Gefängnissen des Kontinents, Palmasola, geplant. In Paraguay (10.-12. Juli) widmet sich Franziskus der marianischen Frömmigkeit und der lateinamerikanischen Gesellschaft.

religion.ORF.at/APA

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