Kopten-Papst: „Barnabas-Evangelium“ Fälschung

Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. hat das sogenannte „Barnabas-Evangelium“ als eine „Fälschung“ bezeichnet. In dem Buch wird u.a. behauptet, an der Stelle Jesu sei Judas Iskariot gekreuzigt worden.

Bei seiner Mittwoch-Katechese in der Markuskathedrale der ägyptischen Hauptstadt stellte der Patriarch fest, das angebliche apokryphe „Evangelium“ sei ein Buch „voller historisch-geographischer Fehler“ und eindeutig das Produkt eines Fälschers, berichtet die Stiftung „Pro Oriente“. Die Aussage Tawadros II. richtet sich vor allem in Richtung Islam.

Das „Barnabas-Evangelium“ ist seit Jahrzehnten ein beliebtes Argument islamischer Prediger und Imame in Polemiken gegen das Christentum. Von islamischen Gelehrten wird das „Barnabas-Evangelium“ bisweilen als Beweis für eine Verfälschung der Lehre Jesu in den christlichen kanonischen Texten herangezogen.

In dem Buch wird u.a. behauptet, an der Stelle Jesu sei Judas Iskariot gekreuzigt worden, Gott habe den „Propheten Jesus“ lebend in den Himmel „entrückt“, vor allem aber habe Jesus das Kommen Mohammeds als „Siegel der Propheten“ angekündigt.

„Sensationsfund“ 2012 aufgetaucht

Im Mai 2012 war ein Exemplar des „Barnabas-Evangeliums“ in einem Depot des Justizpalastes von Ankara aufgetaucht und von türkischen Funktionären der Weltpresse als „vor 1.700 bis 1.900 Jahren geschriebenes Werk in aramäischer Sprache“ präsentiert worden. Christliche Theologen aber auch einige islamische Gelehrte sehen im vorliegenden Text dagegen eine Fälschung aus dem 14. bis 16. Jahrhundert.

Angeheizt wird die Kontroverse über das „Barnabas-Evangelium“ dadurch, dass auf den 2012 der Öffentlichkeit vorgestellten Seiten vor allem die Stellen aufschienen, die in der polemischen Auseinandersetzung mit dem Christentum gerne zitiert werden.

Papst-Patriarch Tawadros II. wiederum kritisierte in seiner Katechese - deren Anlass das Fest des Heiligen Barnabas war - auch die Leichtgläubigkeit verschiedener internationaler Medien, die 2012 den angeblichen Sensationsfund aus Ankara für bare Münze genommen hatten.

religion.ORF.at/KAP

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