„Im Anfang“: Theologische Kurse feiern Jubiläum

Die Theologischen Kurse feiern ihr 75-Jahr-Jubiläum im Studienjahr 2015/16 mit dem Thema „Im Anfang“. Der Bogen spannt sich von theologisch-kirchlichen über biblische, kulturelle bis zu naturwissenschaftlichen Anfängen.

Die Auftaktveranstaltung am 26. September ist das Symposium „Der Anfang eines Anfangs. 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“, zu dem renommierte Referenten wie die deutschen Theologen Eberhard Schockenhoff (Freiburg/Breisgau), Sabine Demel (Regensburg) und Thomas Söding (Bochum) ebenso erwartet werden wie der Innsbrucker Dogmatiker Roman Siebenrock.

Biblische Judit als „femme fatale“

Weitere Veranstaltungen behandeln das Konzilsdokument „Nostra aetate“ aus muslimischer Sicht, die Anfänge Israels als Blick auf die Herkunft Jesu, die sehr unterschiedlichen Einstiege der vier Evangelien, die Anfänge der Kultur im Alten Orient und die Frage: „Kann die Wissenschaft den Anfang erklären?“. Der biblischen Judit als „frommen Frau oder femme fatale“ ist ein weiterer Abend gewidmet, ebenso Martin Buber und Dietrich Bonhoeffer sowie der Öko-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus.

Ein Spezialkurs in Wien an vier Tagen im November und Dezember ist dem 50-Jahr-Jubiläum der Pastoralkonstitution „Gaudium et spes. Die Kirche in der Welt von heute“ des Konzils gewidmet; an gleich sechs Tagen im September und Oktober steht die Konstitution „Dei verbum“ und das katholische Bibelverständnis im Zentrum. Weitere Spezialkurse im Herbst lauten „Basisinfo Christentum“ und „Islam heute“.

Neben den wechselnden Vortragsabenden und Spezialseminaren bieten die Theologischen Kurse auch systematische Glaubensbildung, die teilweise Voraussetzung für nichtakademische Berufe in der katholischen Kirche sind. Die Kurse sind die älteste kirchliche Erwachsenenbildungseinrichtung im deutschen Sprachraum, die sich der systematisch-theologischen Einführung in den christlichen Glauben widmet. Sie wurden 1940 in Wien als so genanntes „Theologisches Laienjahr“ (heute: Kurs in Wien) gegründet und 1950 um den Fernkurs österreichweit erweitert. Getragen werden die Theologischen Kurse von der Erzdiözese Wien und von der Österreichischen Bischofskonferenz.

Gegründet 1940 von Margarete Schmid

Die Geschichte dieser Erwachsenenbildungsinstitution ist untrennbar mit dem Namen Margarete Schmid verbunden. Die 1914 in Innsbruck geborene Doktorin der Philosophie (das Theologiestudium war damals für Laien nicht möglich) gründete trotz der von den Nationalsozialisten verfügten Auflösung aller kirchlichen Vereine unter dem Schutz von Kardinal Theodor Innitzer 1940 das „Theologische Laienjahr“.

Die glaubensfeindliche Haltung der Nazis verstärkten das Anliegens vieler Gläubiger, über Tradition, Brauchtum und gesellschaftliche Konvention hinaus zu einem entschiedenen Glaubensvollzug zu finden. Renommierte Theologen aus Wien und Innsbruck, unter ihnen Karl Rahner, Franz Mitzka SJ oder Franz König, lehrten beim „Laienjahr“, das sich trotz Diktatur, Kriegswirren und der Unsicherheit der Besatzungszeit eines kontinuierlichen und regen Zulaufs erfreute.

Geistiger Austausch im „Schmid’schen Salon“

Margarete Schmid führte in ihrer Wohnung ungeachtet des damit verbundenen Risikos zudem den „Schmid’schen Salon“, wo namhafte Theologen und Philosophen wie Rahner, Romano Guardini, Alfred Delp, Erich Przywara u. a. geistigen Austausch pflegten. Nach 1945 wurde das „Theologische Laienjahr“ bis auf eine dreiwöchige Unterbrechung bei Kriegsende als theologische Bildungseinrichtung der Erzdiözese Wien weitergeführt.

Die Zielsetzung blieb dieselbe: Geistig anspruchsvolle Katholikinnen und Katholiken sollten unter qualifizierter Anleitung ihren Glauben theologisch bedenken und begründen lernen. Ende der 1940er Jahre erweiterte Schmid ihr Bildungskonzept um das neue Modell des Fernkurses, der 1950 erstmals in allen österreichischen Diözesen angeboten wurde. Bis 1970 - das war einzigartig im deutschsprachigen Raum - absolvierten auch zahlreiche Interessierte aus Deutschland diesen Fernkurs.

Schmid selbst studierte nach der Öffnung des Theologiestudiums für Nichtkleriker in Wien Theologie und promovierte 1956; bis 1980 blieb sie Leiterin der Theologischen Kurse und unterhielt bis ins Alter private theologisch-philosophische Gesprächskreise. Im Jänner 1997 starb Margarete Schmid 83-jährig.

religion.ORF.at/KAP

Link: