D: Westen nähert sich Osten religiös an

In den 25 Jahren seit der deutschen Wiedervereinigung haben sich die religiösen Verhältnisse in Ost und West einander angenähert: Der Westen zog bei der „Verweltlichung“ nach.

Das berichtete die deutsche evangelische Nachrichtenagentur Idea mit Bezug auf die Studie „So geht Einheit“ des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Während sich der Rückzug des Christentums auf dem Gebiet der ehemaligen DDR fortsetzte, nahm er in der alten Bundesrepublik Fahrt auf. Die Hoffnung, dass das Christentum im Osten wegen der tragenden Rolle der Kirchen bei der Friedlichen Revolution eine Renaissance erleben werde, habe sich nicht erfüllt, so Idea.

Deutschland gegen den Trend im Osten

Während es Menschen in anderen Ländern des früheren Ostblocks verstärkt in die Kirchen ziehe, sei das in Ostdeutschland nicht der Fall. Vielmehr sei dort die Mitgliedschaftsquote der Kirchen weiter gesunken – von 37 Prozent der Bevölkerung im Jahr 1989 auf heute knapp 23 Prozent. Gleichzeitig habe sich der Rückzug des Christentums im Westen beschleunigt. 1987 waren 85 Prozent der Westdeutschen Kirchenmitglieder; in den 25 Jahren nach der Wiedervereinigung ist dieser Anteil auf knapp 66 Prozent gesunken, so das Berlin-Institut.

Die Marienkirche in Berlin

APA/EPA/DPA/PAUL ZINKEN

Die Marienkirche in Berlin

Einer der Gründe für den Mitgliederschwund der Kirchen ist die Überalterung: Auf eine Taufe kamen im Jahr 2012 etwa 1,6 christliche Bestattungen in Deutschland. Da immer weniger Kinder geboren werden, würden auch weniger getauft, so ein Rückschluss aus der Studie.

Islam als „Westphänomen“

Keine diesbezüglichen Probleme hat demzufolge der Islam in Deutschland: Im Unterschied zu den christlichen Gemeinden seien die muslimischen sehr lebendig, so Idea. Der Islam sei in Deutschland ein „Westphänomen“: Während sich in der ehemaligen MRD seit den sechziger Jahren Hunderttausende muslimische Türken niederließen, kamen Zuwanderer in den Ostenmeist aus Asien oder Afrika.

Jüdische Gemeinden altern

An Überalterung ist laut Studie mehr noch als das Christentum in Deutschland das Judentum mit einem Durchschnittsalter von 53 Jahren (gegenüber ca. 46 Jahren bei der Gesamtbevölkerung) betroffen. Nach der Wiedervereinigung hatte es zwar einen starken Zuzug aus dem postsowjetischen Ausland gegeben, diese Entwicklung sei nun aber zu Ende, so die Studie.

religion.ORF.at/Idea

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