Vatikan aus Netzwerk gegen Menschenhandel ausgetreten

Der Vatikan hat sich aus dem vom Milliardär Andrew Forrest gegründeten und finanzierten Global Freedom Network (GFN) gegen Menschenhandel und Zwangsarbeit zurückgezogen. Die genauen Gründe sind noch unbekannt.

„Wir wollen uns nicht instrumentalisieren lassen“, wird der vatikanische Bischof Marcelo Sanchez Sorondo laut Kathpress in einem Bericht des Internetportals Vatican Insider vom Mittwoch zitiert. Ein Geschäftsmann habe das gute Recht, Geld zu machen. Dafür dürfe er jedoch nicht den Papst benutzen, so der Kanzler der Päpstlichen Akademien für die Sozialwissenschaften und die Wissenschaften.

Deshalb sei man schon vor einiger Zeit aus dem interreligiösen GFN ausgetreten. Nähere Informationen, was genau damit gemeint ist, gab Sorondo nicht bekannt. Der Geschäftsmann, von dem die Rede ist, dürfte jedenfalls der australische Minenbetreiber Forrest sein, der das Netzwerk initiierte und finanziert.

Sklaverei beenden

Forrest verdiente sein Vermögen als Betreiber von Eisenerzminen im Nordwesten Australiens. Vor einigen Jahren gründete er die Walk-Free-Stiftung zum Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsarbeit. Der Vatikan hatte im März 2014 mit dieser Stiftung die Schaffung des GFN vereinbart.

Das Ziel des interreligiösen Netzwerks ist es, „moderne Sklaverei und Menschenhandel in aller Welt für alle Zeit abzuschaffen“. 2014 unterzeichnete der Papst für die katholische Kirche und gemeinsam mit Vertretern des Islam, Buddhismus, Hinduismus und Judentums sowie Hilfsorganisationen in Rom eine Erklärung zur Abschaffung moderner Sklaverei bis zum Jahr 2020. Der Argentinier Sorondo war Teil des Leitungsgremiums.

Kritik an Netzwerk

Bereits einige Monate nach der Unterzeichnung sei er zurückgetreten und nicht ersetzt worden, berichtete die australische Zeitung „The Australian“ (Onlineausgabe) am Dienstag. Warum genau der Vatikan aus dem anfänglich gelobten Netzwerk ausstieg, ist nicht klar.

Die australische Expertin für Menschenhandel, Anne Gallagher, übte gegenüber dem amerikanischen Fernsehsender ABC erst kürzlich Kritik an dem Milliardär. Er habe viel Geld und Macht und könne tatsächlich etwas bewegen, aber er verstehe das komplexe Problem der Sklaverei und des Menschenhandels nicht. Er habe ein naives Verständnis für diese Thematik, so Gallagher. Daher werde das Geld nicht so verwendet, wie es verwendet werden sollte.

religion.ORF.at/KAP

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