Chefastronom des Vatikans: Kein Treffen mit Mr. Spock

Trotz der spektakulären Entdeckung eines Zwillingsplaneten der Erde in einem fernen Sonnensystem geht der Chefastronom des Vatikans nicht von einer baldigen Begegnung mit Aliens aus.

Obwohl der neu entdeckte Planet womöglich die Voraussetzung für die Entstehung von Leben biete, „glaube ich nicht, dass wir je einen Mister Spock treffen werden“, sagte der Astronom und Theologe Jose Funes, ein Jesuit, der Nachrichtenagentur AFP im italienischen Castel Gandolfo. Zugleich bezeichnete der Argentinier die Entdeckung des Erd-Zwillings als „eine großartige Nachricht“.

Jose Gabriel Funes

EPA/ANSA/Maurizio Brambatti

Vatikanischer Chefastronom und Theologe Jose Funes

Die US-Raumfahrtbehörde NASA hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass Forscher mit Hilfe des Weltraumteleskops Kepler den wohl bislang erdähnlichsten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt haben. Der Exoplanet mit der Bezeichnung Kepler 452b umkreist einen sonnenähnlichen Stern in etwa der gleichen Entfernung wie die Erde die Sonne. Auf Kepler 452b könnte es Vulkane und Ozeane geben. Allerdings ist er 1.400 Lichtjahre entfernt - und damit für Menschen nach dem derzeitigen Stand der Raumfahrttechnik unerreichbar.

Auch kein „zweiter Jesus“

Der vatikanische Chefastronom äußerte sich aus der Sicht des Theologen auch grundsätzlich zur möglichen Existenz außerirdischen Lebens. Die Entdeckung intelligenten Lebens auf einem fremden Planeten „bedeutet nicht, dass es einen zweiten Jesus gäbe“, sagte Funes. Vielmehr sei „die Menschwerdung des Gottessohnes ein einzigartiges Ereignis in der Geschichte der Menschheit und des Universums“.

Naturwissenschaft und Religion passten perfekt zusammen, zeigte sich der 52-Jährige überzeugt. Sollte es intelligentes Leben draußen im All geben, könne er darin „keinen Widerspruch zum christlichen Glauben erkennen“. „Die Bibel ist kein wissenschaftliches Buch. Wenn wir wissenschaftliche Antworten auf unsere Fragen in der Bibel suchen, machen wir einen Fehler“, mahnte der Direktor der in Castel Gandolfo beheimateten traditionsreichen vatikanischen Sternwarte.

Die Bibel beantworte große Fragen wie diejenige nach unserer Rolle im Universum, sagte Funes. Aber auch die Erforschung der Sterne könne solche Antworten liefern. „Diese Art der Suche, der Suche nach Leben im Universum, hilft uns dabei, uns selbst zu verstehen - unser Potenzial, aber auch unsere Grenzen.“

religion.ORF.at/AFP

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