CZ: Kardinal untersagt „Prague Pride“-Auftritte in Pfarren

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hat die Durchführung von zwei Veranstaltungen zum Thema Homosexualität im Rahmen des Begleitprogramms zur Prager Regenbogenparade auf katholischem Boden untersagt.

In der Akademikerpfarre St. Salvator sollte am 12. August die US-amerikanische Loretto-Schwester und Trägerin des „Mutter-Teresa-Preises“ Jeannine Gramick über „Schikanen inner- und außerhalb der Kirche“ referieren und tags darauf der polnische Film „Im Namen“ über die Lebensgeschichte eines homosexuellen katholischen Priesters gezeigt werden. Beide Veranstaltungen waren vom christlichen Homosexuellenverein „Logos“ geplant worden.

Eine geschminkte Teilnehmerin der homosexuellen Parade

APA/EPA/MATEJ DIVIZNA

Eine geschminkte Teilnehmerin der homosexuellen Parade

Kirche könne Standpunkte nicht teilen

Kardinal Duka begründete laut tschechischen Medienberichten am Freitag das Verbot damit, dass die katholische Kirche einige Standpunkte der Teilnehmer und Organisatoren der „Prague Pride“ nicht teilen könne. Zwar verfüge eine nicht zu übersehende Anzahl von Männern und Frauen über angeborene homosexuelle Neigungen, weshalb sie mit „Achtung, Mit- und Zartgefühl“ anzunehmen seien, betonte der Prager Erzbischof.

Doch zugleich sei eine „homosexuelle Handlung innerlich ungeordnet“ und könne „nicht gutgeheißen werden“. Er halte es für unglücklich, diese Problematik auf kirchlichem Boden im Zusammenhang mit dem Festival zu thematisieren, zumal die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer nicht gläubig sei und es nicht in deren Interessen liege, ihre Beziehung zur Kirche zu regeln.

Keine Verfolgung Homosexueller in Tschechien

Die Veranstalter der „Prague Pride“ wollen mit ihrem mehrtägigen Festival auf die Rechte sexueller Minderheiten aufmerksam machen. Der Pfarrer der Akademikerpfarre, Tomas Halik, erklärte, er teile bezüglich der „Prague Pride“ die Auffassungen Kardinal Dukas.

„Derartige Aktionen“ hätten einen „Sinn in Russland, wo die Homosexuellen Gegenstand der Verfolgung sind, aber schwerlich bei uns, wo niemand jemanden verfolgt“. Den in St. Salvator geplanten innerkirchlichen Dialog zu diesen Themen im Zusammenhang mit Homosexualität werde man zu einem anderen Zeitpunkt führen.

Halik verwies außerdem auf die verständnisvollen Worte von Papst Franziskus und auf die Lehre der katholischen Kirche, wonach Schwulen und Lesben mit vollem Respekt und Verständnis zu begegnen sei, die aber beide auch festhielten, dass eine sakramentale Ehe nur von Mann und Frau geschlossen werden könne. Dem stimme er voll zu, so der bekannte Priester und Religionsphilosoph.

Vorsitzender von „Logos" „beunruhigt und betrübt“

Der Vorsitzende des interkonfessionellen Vereins „Logos“, Stanislav Kobiha, zeigte sich in einer Stellungnahme „beunruhigt und zugleich betrübt, dass die Leitung der römisch-katholischen Kirche in der Tschechischen Republik durch Kardinal Duka die in Zusammenarbeit mit dem Festival Prague Pride angebotene Gelegenheit zum Dialog zurückweist“.

Die Kirche weiche so den Themen der Schikanierung und Diskriminierung aus. Kritiker von Dukas Vorgangsweise vermuten, dass ihn Proteste innerkirchlicher Kreise zu dem Verbot gedrängt haben. Die beiden Veranstaltungen sollen nun auf nicht-katholischem Boden stattfinden.

religion.ORF.at/KAP