Missbrauch: Vorwürfe gegen Papst Johannes Paul II

Ein australischer Bischof hat im Zusammenhang mit den Skandalen um den Missbrauch Minderjähriger in der katholischen Kirche Vorwürfe gegen den 2005 gestorbenen Papst Johannes Paul II. erhoben.

Den Umgang mit dem Thema Missbrauch durch Johannes Paul II. (1978-2005) nannte Bischof Geoffrey Robinson (78) am Montag nach Medienberichten vor einer staatlichen Untersuchungskommission in Sydney „armselig“. Statt die Bischöfe zu Solidarität mit den Opfern zu verpflichten, habe er ein „Schweigen“ gefördert. Selbst Papst Franziskus zeige in dieser Sache nicht die nötige Führungsstärke. Allerdings gebe es einflussreiche Personen, die sich Reformvorhaben des derzeitigen Kirchenoberhaupts „mit Zähnen und Klauen“ widersetzten.

Der australische Bischof George Pell hat "hunderte Millionen Euro" entdeckt

REUTERS/Tony Gentile

George Pell steht wegen angeblicher Vertuschung von Missbrauchsfällen in der Kritk

Kritik an George Pell

Die Bischöfe Australiens seien sich des Problems seit Mitte der 80er Jahre bewusst gewesen. Aber auch der ranghöchste Vertreter der Kirche in Australien, Kardinal George Pell, habe versagt. Pell hat oft bestritten, dass Missbrauch in der Kirche weit verbreitet war. Pell ist heute im Vatikan für die Finanzen zuständig. Aus Profilierungsdrang habe Pell ein eigenes Aufklärungsprogramm für seine Diözese gestartet und so eine gemeinsame Aktion der australischen Bischöfe unterlaufen, sagte der emeritierte Weihbischof Geoffrey Robinson: „Er hat unsere Einheit zerstört“, zitierten australische Medien Robinson.

Robinson selbst hatte seit 1994 mit anderen Bischöfen an dem Programm „Towards Healing“ für eine Aufklärung von Kindesmissbrauch durch Kirchenmitarbeiter gearbeitet. 1996 rief Pell, damals gerade zum Erzbischof von Melbourne ernannt, als eigene Initiative „Melbourne Response“ ins Leben. Robinson warf Pell vor, er habe sich als führende Gestalt in der Missbrauchsaufklärung etablieren wollen und zugleich zu hohe Hürden für eine Kontaktaufnahme durch Opfer aufgestellt.

Appell an Papst Johannes

Robinson, von 1984 bis zu seiner Bitte um vorzeitige Entpflichtung 2004 Weihbischof in Sydney, hatte mit Blick auf eine unheilbare Krebserkrankung eine baldige Aussage vor der Kommission für den Umgang mit Missbrauchsfällen in Institutionen gewünscht.

Früher war er im bischöflichen Komitee für berufliche Standards unter anderem für die Reaktion auf Missbrauchsklagen verantwortlich. 2002 appellierte er an Papst Johannes Paul II., eine weltweite Untersuchung in der katholischen Kirche auf den Weg zu bringen.

Papst Johannes Paul II.

APA/EPA/Massimo Capodanno

Johannes Paul II.

Alte Vorwürfe

Vor der Heiligsprechung von Johannes Paul II. war bereits Kritik an dem verstorbenen Papst aufgeflammt, er habe den Kindesmissbrauch durch den Gründers der ultrakonservativen Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado jahrelang vertuscht. Der Vatikan hatte damals erklärt, es gebe keinerlei Verwicklungen des Papstes in diese Affäre. Der aus Mexiko stammende Priester und Gründer der Legionäre Christi Maciel hatte jahrelang Minderjährige in Ordenseinrichtungen sexuell missbraucht und mit zwei Frauen drei Kinder gezeugt.

Obwohl Johannes Paul II. im Jahr 2002 die Pädophilie in den USA verurteilt hatte, werfen ihm Opfer pädophiler Priester vor, vor allem die Kirche vor Skandalen geschützt und dadurch gleichzeitig pädophile Priester geschützt zu haben. In den 1990er-Jahren tauchten Gerüchte über moralische Verfehlungen Macies auf. 2009 ordnete Benedikt XVI. eine kircheninterne Untersuchung an.

religion.ORF.at/dpa/KAP

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