Israel: Deutsche Bischöfe protestieren gegen Mauerbau

Heftige Proteste hat der Baubeginn an einem Teilstück der Trennmauer der israelischen Sperrmauer im „christlichen Dreieck“ Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahur ausgelöst, auch von Seiten der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann, Vorsitzender der Kommission Justitia et Pax und Delegierter bei den jährlichen internationalen Bischofstreffen im Heiligen Land, sprach am Dienstag von einem Verstoß gegen die Gerechtigkeit, „wenn 58 christliche Familien ihres Landes und ihres Lebensunterhalts beraubt werden und keinen Zugang mehr zu ihren landwirtschaftlichen Flächen haben“.

Zwei-Staaten-Lösung „unmöglich“

Ackermann kritisierte, dass die Armee in Beit Jalla mit Rodungsarbeiten begonnen habe, ohne eine abschließende gerichtliche Entscheidung abzuwarten. Das Vorgehen im Cremisan-Tal schüre Unmut und Misstrauen und sei bezeichnend für die desolate Situation im Heiligen Land. Wörtlich sagte der Bischof: „Es ist unheilvoll für beide Völker, wenn durch die Fortsetzung dieser Art von Siedlungspolitik eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich gemacht wird.“

Bereits in der Vorwoche waren im Cresiman-Tal die ersten Bulldozer angerückt und hatten mehrere hundert Olivenbäume entwurzelt, zudem wurden erste Baumaßnahmen auf dem Land von fünf palästinensischen Familien realisiert. Weder die Familien noch die zuständige Gemeindeverwaltung von Beit Jalla hätten davor eine Vorwarnung erhalten.

Beten gegen die Bulldozer

Als Reaktion auf den Beginn der Bautätigkeiten feierten die Christen von Beit Jalla am 18. und 19. August gemeinsam mit katholischen Priestern auf offener Straße die Heilige Messe. Berichten zufolge wurde der Gottesdienst am Morgen des 19. Augusts gestört, ein Priester attackiert und zwei Personen vorläufig festgenommen. Auch am Sonntag gab mehrere Protestkundgebungen der Bewohner, bei denen auch die Kirchenvertreter anwesend waren.

Die Mauer, deren Bau bereits im Jahr 2004 durch den Internationalen Gerichtshof für völkerrechtswidrig erklärt wurde und seit Jahren von christlichen Gemeinschaften wie auch vom Vatikan heftig kritisiert werden, trennt schon jetzt Bethlehem und weitere Gebiete im Westjordanland von Jerusalem.

Noch im April dieses Jahres war der geplante Verlauf der Mauer auf privatem Land durch das Cremisan-Tal vom Obersten Gerichtshof Israels für unzulässig erklärt worden. Dasselbe Gericht korrigierte sein Urteil jedoch im Juli und gestattete den Mauerbau, mit der Auflage, ein 200 Meter langes Stück rund um die Einrichtungen der Salesianer und Don-Bosco-Schwestern auszusparen. Ein weiterer Entscheid steht jedoch bislang noch aus.

Familien und Orden „abgeschnitten“

Im Cremisan-Tal befindet sich ein Konvent sowie ein bekanntes Weingut der Salesianer Don Boscos. Die hier erzeugten traditionsreichen Weine werden in Österreich von „Jugend Eine Welt“ vertrieben, wobei das Hilfswerk aus dem Erlös Hilfsprojekte des Salesianerordens für benachteiligte Jugendliche im Heiligen Land finanziert. In unmittelbarer Nähe zum Cremisan-Weingut befindet sich ein Konvent der Don-Bosco-Schwestern sowie eine Schule, die von 400 Kindern besucht wird.

Die beiden Einrichtungen würden - wie auch die 58 hier lebenden christlichen Familien - durch die Mauer von ihrem Land abgeschnitten, erklärte „Jugend Eine Welt“ in einer Aussendung. Kritisiert wurde auch die damit verbundene Zerstörung einer landwirtschaftlichen Region, in der seit biblischen Zeiten Oliven, Obstbäume und Wein gepflanzt werden.

religion.ORF.at/KAP