Antworten auf Vorurteile
Wenn jemand Flüchtlingen mit Abneigung begegnet, dann ist das vielfach nicht auf persönliche schlechte Erfahrungen zurück zu führen, sondern auf Vorurteile. „Gegen Vorurteile“ heißt ein Buch, das jüngst im Czernin-Verlag erschienen ist. Es sind die ganz normalen Stammtisch-Argumente, die die Autoren - die Journalistin Nina Horaczek und der Jurist Sebastian Wiese darin aufgreifen - und auf ihre Richtigkeit hin überprüfen.
Von Nazis, Islam und Sozialschmarotzern
Es geht zum Beispiel darum, dem Stereotyp vom per se kriegerischen Islam etwas entgegenzuhalten. Es gebe nicht EINEN Islam, es gebe „bloß das, was seine Gläubigen daraus machen“. Und das gelte auch für jede Religion - im Guten, wie im Schlechten, so das Buch. Der Umgang mit Flüchtlingen ist ein Thema, ebenso die Frage, ob Österreichs Sozialsystem tatsächlich von Ausländerinnen und Ausländern ausgenützt wird. Dazu heißt es in dem Buch:
Czernin Verlag
„Für Österreich hat der Wissenschaftler Friedrich Schneider das Phänomen Sozialbetrug eingehend untersucht. Er kommt zu überraschenden Ergebnissen: In Österreich betrug das durchschnittliche Ausmaß des Sozialbetrugs im Jahr 2012 etwa 1,1 Milliarden Euro (…)Allerdings sind die Täter zu zwei Dritteln Inländer. Sie kennen das österreichische Sozialsystem besser und wissen, wo etwas zu holen ist. Bei den ausländischen Sozialbetrügern in Österreich stehen die Deutschen ganz weit vorne, weil sie gegenüber anderen Ausländern einen Sprachvorteil haben und von ihrem Heimatland ein ähnliches System kennen.“
Schutz vor Vorurteilen
Klar formuliert, übersichtlich gestaltet, reich an Fakten - das Buch greift Verunglimpfungen und Gemeinplätze unterschiedlicher Art auf und hält ihnen etwas entgegen. Etwa Fragen wie: Nehmen uns Ausländer die Arbeitsplätze weg? Ist die EU undemokratisch? Ist das Kopftuch ein politisches Symbol? War unter den Nazis doch nicht alles schlecht?
Zu einem nicht unerheblichen Teil sind es religiöse Vorurteile, die hier entkräftet werden. Unaufgeregt und kompetent, mit ausführlichen Literaturangaben zum Weiterlesen. Das Buch richtet sich besonders an junge Menschen, die oft sprachlos gegenüber bestimmter Meinungen und Äußerungen seien, aber objektive Daten und Fakten nicht zur Hand hätten, heißt es im Klappentext. „Das vorliegende Handbuch soll für solche Situationen wappnen. Ob im Job, in der Schule, an der Uni, in der Familie oder im Bus: Mit guten Argumenten kann man sich und andere vor unqualifizierten Vorurteilen schützen“.
Brigitte Krautgartner/Nina Goldmann, religion.ORF.at