Iran: Sittenwächter gegen Lockerung von Kleideretikette

Konservative Vertreter der islamischen Führung in Teheran laufen gegen eine Lockerung des Kopftuchgebots Sturm. Autos von nachlässig verschleierter Frauen werden ab sofort von der Polizei konfisziert.

Teherans Polizei hat der nach ihrer Auffassung verlotternden Kleideretikette den Kampf angesagt: Autos, in denen nachlässig oder gänzlich unverschleierte Frauen säßen, würden beschlagnahmt, kündigte der Chef der Verkehrspolizei in der iranischen Hauptstadt, Teymur Hosseini, am Mittwoch an. Um ihren Wagen zurückzubekommen, bräuchten die Besitzer eine gerichtliche Anordnung, zitierte die Nachrichtenagentur Isna den Polizeichef weiter. Ein Bußgeld sei hingegen derzeit nicht vorgesehen. Wie lange Wagen beschlagnahmt werden, blieb zunächst offen.

Kopftuchpflicht seit 1979

Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 müssen alle Frauen, einschließlich Ausländerinnen, Kopftuch oder Tschador tragen. Doch seit Mitte der 90er Jahre lockern sich die Sitten zunehmend, ungeachtet immer wieder neuer Kampagnen der Sittenwächter für eine strikte Einhaltung der islamischen Kleidervorschriften. Besonders in den Nobelvierteln Teherans sind immer wieder Frauen am Steuer ihrer Autos zu sehen, deren Kopftuch auf die Schultern gerutscht ist.

Seit seinem Amtsantritt im August 2013 setzt sich auch der moderate Präsident Hassan Rouhani für eine Lockerung des Kopftuchgebots ein. Konservative Vertreter der islamischen Führung laufen dagegen Sturm. Am Montag äußerte der Chef der Justizbehörde, Ayatollah Sadegh Laridschani, einige Straßen Teherans ähnelten Modemessen. Er frage sich, wie es zu einer „derartigen Situation“ habe kommen können.

religion.ORF.at/AFP

Mehr dazu: