Ungarns Kirche reagiert auf Asylappell des Papstes

Laut dem Religionssoziologen Gergely Rosta könnte der Papst-Appell vom Wochenende in Ungarn für Bewegung im Umgang mit Flüchtlingen sorgen. Am Montag hatte ein Bischof die Flüchtlinge noch als „Invasion“ bezeichnet.

Die ungarische Amtskirche habe sich in diesem Bereich bislang eher zurückhaltend gezeigt, sagte der Religionssoziologe Gergely Rosta am Dienstag in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur (KNA) in Münster. Einzelne kirchennahe Einrichtungen seien allerdings sehr engagiert, ebenso viele Bürger. Der Ungar forscht am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster.

Bischof gegen Flüchtlinge

Für Aufsehen - und Kritik - hatte noch am Montag der Szegeder Diözesanbischof Laszlo Kiss-Rigo gesorgt. Er widersprach dem Papst, der am Wochenende jede kirchliche Gemeinde dazu aufgerufen hatte, Flüchtlinge aufzunehmen. Kiss-Rigo bezeichnete die muslimischen Flüchtlinge gegenüber der Washington Post als „eine Invasion“. Sie wollten „die Kontrolle übernehmen“, sagte er.

Anders sieht das der Vorsitzende der Ungarischen Bischofskonferenz, Kardinal Peter Erdö. Er kündigte zeitgleich und demgegenüber der italienischen katholischen Presseagentur SIR an, die Kirche werde jetzt dem Aufruf des Papstes nachkommen. Sie werde Pfarren und weitere Einrichtungen für Flüchtlinge öffnen.

Mönche wollen helfen

Laut Rosta greift Regierungschef Viktor Orban ähnlich wie Kiss-Rigo in seiner Rhetorik auf „historische Muster“ zurück, wenn er Ungarn als „letzte europäische Bastion gegen die Muslime“ darstelle. Wenn eine gesamteuropäische Lösung gefunden werde, würden die anderen EU-Staaten jedoch Kompromissbereitschaft einfordern, so der Experte. „Ich halte es für denkbar, dass Ungarn einige Flüchtlinge aufnimmt, wenn es sich damit nicht allein gelassen fühlt.“

Pionierin im Blick auf eine offenere Haltung war die Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma. Sie hatte schon in der Vorwoche erklärt, dass sie Flüchtlinge aufnimmt. Die Mönche wollten nicht mehr nur „diskret helfen“, sondern sehr direkt, sagte der Kardinal in einer Pressekonferenz vergangene Woche. Erdö: „Wir dürfen niemanden vor der Tür stehen lassen, denn dies stünde im Gegensatz zum Evangelium“, begründete Erzabt Asztrik Varszegi das Kirchenasyl.

religion.ORF.at/KAP

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