Europas Bischöfe äußern Sorge um Christen in Israel

Die Vertreter des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) - darunter Salzburgs Erzbischof Franz Lackner - haben bei ihrer Vollversammlung in Israel über die Lage der Christen im Heiligen Land gesprochen.

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, appellierte an die europäischen Bischöfe, sich um die Christen in Israel zu sorgen. Niemand habe das Recht, gleichgültig gegenüber deren Leid zu sein, sagte Twal am Dienstagabend bei einer Messe in Bethlehem. An der Messe nahmen neben den Bischöfen auch zahlreiche Ordensleute und Vertreter anderer Konfessionen teil. Staatspräsident Reuven Rivlin betonte, stolz auf die israelische Religionsfreiheit zu sein und ermutigte die israelischen Christen, Teil der Gesellschaft zu sein.

Hoffen auf Lösungen

„Beten wir für diejenigen, die nicht kommen konnten, weil sie keine Erlaubnis vom israelischen Militär erhalten haben“, rief Twal die Versammelten auf. Er ermutigte die Bischöfe und Kardinäle aus 45 Ländern, nach der Rückkehr in ihre Heimatländer über ihre Erfahrungen zu sprechen und als Pilger wiederzukommen. „Ein Geschenk, das wir gerne bekämen, ist, jemanden zu haben, der sich die Christen des Heiligen Landes zu Herzen nimmt“, so der Jordanier.

Zum Abschluss seiner sechstägigen Vollversammlung ist der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen am Mittwochmorgen in Jerusalem mit Israels Staatspräsident Reuven Rivlin zusammengetroffen. CCEE-Präsident Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest, äußerte in seiner Grußbotschaft die dringende Hoffnung, Rivlin werde „geeignete Lösungen“ für die Sorgen der Christen in Israel finden.

Schulstreit zentrales Thema

Insbesondere der Bildungsbereich beschäftigte die Bischöfe. Die christlichen Privatschulen in Israel sind zum Schuljahresbeginn am 1. September im Streit um Budgetkürzungen durch das israelische Bildungsministerium in einen unbefristeten Streik getreten.

Das Treffen im Heiligen Land habe den Bischöfen die Möglichkeit gegeben, die unlösbaren Bande mit den Christen hier zum Ausdruck zu bringen, so Erdö weiter. Gleichzeitig hätten sie die eigenen Erfahrungen im interreligiösen Dialog reflektieren können. Erdö betonte die Bedeutung von gegenseitiger Kenntnis und Verständnis für konstruktive und friedliche Beziehungen zwischen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen.

Treffen mit Abbas

Am Dienstag hatten die Bischöfe in Ramallah Palästinenserpräsident Mahmud Abbas getroffen. Beide Seiten verurteilten religiösen Extremismus. Gotteshäuser dürften nicht zu Schlachtfeldern werden, so Abbas. Er rief bei dem Treffen zum Respekt vor den heiligen Stätten aller Religionen und zur Achtung der Religionsfreiheit auf. Papst Franziskus habe ihm den Beinamen „Engel des Friedens“ gegeben und er nehme diese Verpflichtung sehr ernst, betonte der Palästinenserchef.

Die Bischöfe sicherten Abbas zu, für den Frieden in Palästina und im Nahen Osten zu beten. Kardinal Erdö betonte, von diesem Frieden hänge in erheblichem Maße auch die Zukunft Europas und seiner Kultur ab. Erdö wünschte dem palästinensischen Volk, dass es „in lebendiger Zusammenarbeit mit den europäischen Völkern seine eigenen kreativen Kräfte entwickeln“ könne.

Rivlin: Gemeinsam gegen Extremismus

Bei der Begegnung am Mittwoch in Jerusalem rief Rivlin zu einem gemeinsamen Kampf gegen jede Form von Terrorismus, Fundamentalismus und Extremismus auf und versprach eine schnellstmögliche Lösung für die Probleme der Christen in Israel. „Dies ist meine Verpflichtung gegenüber euch Freunden“, so der Präsident wörtlich.

Der jüngste Terroranschlag am Abend des jüdischen Neujahrsfestes, bei dem ein jüdischer Familienvater getötet wurde, zeige „einmal mehr, dass Terror Terror ist, ob mit Steinen, Autos oder anderen Waffen, und es zeigt uns, dass wir hart gegen jeden Terror vorgehen müssen“, so Rivlin vor den Bischöfen.

„Christliche Gemeinschaften sollen blühen“

Christen im Nahen Osten hätten in den vergangenen Jahren einen hohen Preis für ihren Glauben bezahlt, betonte Rivlin. Israel als jüdischer und demokratischer Staat sei stolz, dass Christen in Israel Kult- und Religionsfreiheit genössen und nicht um ihr Leben fürchten müssten. Zugleich rief Rivlin die Christen auf, aktiver Teil der israelischen Gesellschaft zu sein. „Es ist nicht genug für Israel, ein sicherer Hafen für die christlichen Gemeinschaften zu sein: Wir wollen, dass die christlichen Gemeinschaften blühen und Teil haben an der israelischen Erfahrung“, so der Präsident.

Er wisse um die Besorgnisse der Christen in Israel, betonte Rivlin und verwies unter anderem auf Anschläge auf mehrere Heilige Stätten. Anschläge auf Orte des Gottesdienstes seien „ein Akt gegen uns alle“. Israels Präsident wörtlich: „Wir haben keinen Krieg mit dem Islam, keinen Kampf mit dem Christentum. Wir alle müssen zusammen gegen Extremismus und Fundamentalismus kämpfen.“ Es sei Aufgabe von allen, „für gegenseitiges Verständnis und gegenseitigen Respekt zu arbeiten“.

religion.ORF.at/KAP

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