Papst startet bisher längste Auslandsreise

Papst Franziskus beginnt am Samstag seine zehnte Auslandsreise nach Kuba und in die USA - die bisher längste seines Pontifikats. Sie wird von vielen als Abschluss der Vermittlung zwischen den beiden Staaten gesehen.

Durch die Aufenthalte in Kuba, in drei US-Städten und die Station am Sitz der Vereinten Nationen werde es eine „sehr komplexe Reise“ sein, sagte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zu Wochenbeginn bei einer detaillierten Programmpräsentation. Wie Lombardi berichtete, seien die bestehenden Planungen zur USA-Reise kurzfristig „angereichert“ worden, nachdem die Vereinigten Staaten und Kuba angekündigt hatten, sie würden zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen schreiten.

26 Reden in verschiedenen Sprachen

Der Papst wird in der Zeit von 19. bis 28. September 26 formelle Reden halten - nur vier von ihnen ausschließlich in englischer Sprache, so Lombardi. Die ausschließlich englischen Texte sind für Franziskus’ Besuch im Weißen Haus am 23. September vorbereitet, für seine Adresse zu einer gemeinsamen Sitzung des Kongresses am 24. September, sein Treffen mit Mitarbeitern der Vereinten Nationen am 25. September und seinen Dank an die Organisatoren des Weltfamilientreffens in Philadelphia am 27. September (=28. September Wiener Zeit).

Papst Franziskus hält eine Rede

APA/EPA/Angelo Carconi

Der Papst wird während der Reise 26 formelle Reden halten

Die Rede vor der UNO-Vollversammlung wird hingegen komplett auf Spanisch gehalten, sagte Pater Lombardi. Weitere Reden in den Vereinigten Staaten erfolgen entweder in Spanisch oder einer Mischung aus Spanisch und Englisch, aber Übersetzungen werden zur Verfügung gestellt.

Erster Papst im US-Kongress

Der Sprecher wies darauf hin, dass Franziskus der erste Papst sein wird, der den US-Kongress besucht. Päpstliche Ansprachen an nationale Parlamente sind extrem rar: Johannes Paul II. hatte sich an das polnische und das italienische Parlament gerichtet, Benedikt XVI. an den Bundestag in Berlin und an das italienische Parlament.

Religiöse Höhepunkte der Reise sind die Heiligsprechung des spanischen Amerikamissionars Junipero Serra (1713-1784) in Washington am 23. September und die Abschlussmesse zum Weltfamilientreffen in Philadelphia am letzten September-Sonntag. Auf die Frage, ob der Papst wusste, dass es um Serra und seine Behandlung der Ureinwohner von Kalifornien eine Kontroverse gebe, sagte Pater Lombardi, Franziskus sei „sehr vertraut mit Debatten über ‚Evangelisierung und Kolonisierung‘“, wie es sie auch in spanisch besiedelten Gebieten gebe.

Ein Bild von Junipero Serra, darüber ein Stopzeichen und der Satz: Sagt Nein zur Heiligsprechung, auf Twitter im Umlauf.

Twitter

Umstrittener Missionar vor Heiligsprechung: Junipero Serra

Allerdings - so der Sprecher - gebe es „großen Konsens“ über Serras Bedeutung als herausragender Missionar und herausragende Gestalt in der Geschichte Kaliforniens - mehr dazu in USA: Proteste gegen Heiligsprechung von Missionar.

Künstlerin begleitet Papst

Zu den Begleitern des Papstes in Kuba und den USA sagte Lombardi, Franziskus habe sich bei Auslandsreisen zur Gewohnheit gemacht, in seinem Gefolge Laienmitarbeiter des Vatikan einzuladen - neben Securities, Führern der Schweizer Garde, Mitarbeitern der Vatikanzeitung, des Radios und Fernsehzentrums. Diesmal - so Lombardi - habe der Papst Valentina Ambrosi eingeladen. Sie ist Künstlerin und arbeitet im Vatikan-Mosaikatellier.

Der Vatikan-Staatssekretär, derzeit Kardinal Pietro Parolin, begleitet den Papst in der Regel auf allen Auslandsreisen. Wegen der „außenpolitischen Bedeutung“ der Besuch in Kuba, den USA und den Vereinten Nationen habe der Papst aber auch Erzbischof Paul Gallagher, den Vatikan-Außenminister gebeten, nach Amerika mitzukommen.

Die italienische Fluggesellschaft Alitalia wird den Papst von Rom nach Havanna, in die kubanische Städte Holguin und Santiago de Cuba und dann weiter nach Washington befördern. Von Washington nach New York, dann nach Philadelphia und zurück nach Rom wird American Airlines das Flugzeug für den Papst, seine Entourage und etwa 75 Medienleute aus der ganzen Welt stellen.

Kuba-USA-Brückenschlag

Die Konzeption einer USA-Papstreise mit Ausgangspunkt Kuba wird von Vatikan-Beobachtern und in den USA als weit mehr als nur ein krönender Abschluss der erfolgreichen Vermittlung zwischen den beiden lange verfeindeten Staaten gesehen. Der politische Aspekt der Reise wird beim Kuba-USA-Brückenschlag sowie bei den beiden Reden vor dem US-Kongress in Washington und vor den Vereinten Nationen in New York im Vordergrund stehen.

Der Besuch habe jedenfalls eine deutliche politische Dimension, auch wenn Franziskus seine Funktion nicht als eine direkt politische sehe, sagte der Chef der deutschen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord: „Es ist eine Botschaft, dass er beide Länder in einer Reise zusammenpackt, weil es sicherlich noch einmal die Annäherungsbemühungen der beiden Länder unterstreicht.“

Doch nicht weniger interessant verspricht die Reise in kirchenpolitischer Hinsicht zu werden. Denn Franziskus besuche ein Land, dessen katholische Bischöfe sich schwer tun mit diesem Papst, so die Kommentatoren.

Viele US-Bischöfe verunsichert

Seine Aussage, man könne nicht ständig über Abtreibung, „Homo-Ehen“ und Verhütung reden, hat viele Bischöfe zutiefst verunsichert. Denn auf eben diese Themen hat sich die katholische Kirche in den USA in den zurückliegenden Jahren konzentriert. Der Verteidigung der katholischen Morallehre galt bisher das Hauptaugenmerk der Bischöfe.

Nun kommt ein Papst, der diese Themen zwar keineswegs links liegen lässt, wie manche in den USA anfangs befürchtet hatten, aber andere Schwerpunkte setzt: Ein Papst, der den Einsatz für Flüchtlinge, Obdachlose und Arme predigt, der nicht müde wird, den Kapitalismus zu geißeln, und der zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft.

Franziskus besucht zwar primär den katholischen Weltfamilientag in Philadelphia, aber er trifft in den USA auch mit Strafgefangenen, Obdachlosen und Flüchtlingen zusammen. Diesen Themen hätten die US-Bischöfe zumindest in der öffentlichen Debatte bisher relativ wenig Beachtung geschenkt, so amerikanische Medien.

religion.ORF.at/KAP

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