Caritas: „Europas Boot ist noch nicht voll“

Die Caritas sieht noch genug Platz für die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa. Das Gesicht Europas werde sich verändern, es könne aber keine Rede davon sein, dass Europas „Boot bereits voll“ sei, so Caritas-Generalsekretär Jorge Nuno Mayer.

Mayer sagte am Freitag am Rande eines internationalen Caritas-Treffens in Wien gegenüber der Nachrichtenagentur APA: „Die Dublin-Regelungen müssen verworfen werden.“ Solidarität mit den Kriegsflüchtlingen, die nach Europa kommen, sei gefordert, genauso mehr Unterstützung für die Nachbarländer Syriens, die immer noch die Hauptlast der Kriegsflüchtlinge schultern. Mit Blick auf die Nachbarstaaten Syriens sagte der Generalsekretär der Caritas Europa, dass die Aufnahmegrenze für Flüchtlinge in Europa noch nicht erreicht sei. Der Libanon beherberge 1,5 Millionen Flüchtlinge, die Türkei zwei Millionen, Jordanien 630.000 Menschen.

Nicht mehr genug Lebensmittel

Aber deren Situation wie die Situation im Kriegsland Syrien verschärfe sich zunehmend. Das World Food Programme (WFP) sprach bereits von einer finanziellen Notlage und warnte davor, dass im Herbst nicht mehr genug Lebensmittel zur Verfügung stehen würden. Immer mehr Syrer würden die Flucht nach Europa antreten.

Flüchtlinge auf der "Balkanroute" Richtung Mitteleuropa

APA/EPA/Balasz Mohai

300.000 Menschen sind laut UNHCR auf der Balkan-Route Richtung Mitteleuropa unterwegs

Für die EU bedeute das, legale Wege der Aufnahme zu schaffen, ebenso wie Schulen, Ausbildung und Jobs für die Flüchtenden, sagte Mayer. Nur deren Grundversorgung zu garantieren sei zu wenig. Politisch müsste aber auch der Waffenhandel der europäischen Staaten zum Thema gemacht werden. Gesellschaftlich sei Solidarität gefordert, so Mayer, es brauche ein gesellschaftliches Bündnis. „Die europäische Gesellschaft wird sich verändern. Das muss man akzeptieren.“

300.000 auf der Flucht nach Mitteleuropa

Rund 300.000 Flüchtlinge sind laut Zahlen des UNO-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) derzeit auf der Balkan-Route in Richtung Mitteleuropa unterwegs. 191.000 sind entweder in der Obhut von Caritas-Organisationen oder werden bzw. können von ihnen mit dem Nötigsten versorgt werden.

In Serbien sind derzeit nach Auskunft des nationalen Caritas-Koordinators, Darko Tot, zwischen 5.000 und 10.000 Menschen unterwegs. Genaue Zahlen gebe es keine, die Lage sei sehr unübersichtlich. In den vergangenen Tagen, bevor die Grenzen nach Ungarn und Kroatien dicht gemacht worden waren, hätten täglich rund 15.000 Flüchtlinge Serbien durchquert. Alle Caritas-Vertreter gaben an, dass der Großteil der Flüchtlinge die Balkan-Staaten nur als Durchzugsroute ansehe, nicht aber als Ort zum Bleiben. In einem der Balkan-Länder festzusitzen bedeute für viele verlorene Zeit.

„Werden uns verändern“

Nach Kroatien kamen seit Mittwoch 14.000 Flüchtlinge, in Slowenien trafen nach letzten Informationen 300 Menschen ein. Erwartet werden in Slowenien in den nächsten Tagen zwischen 3.000 und 4.000 täglich. Mehr könne das Land nicht bewältigen, wie Jana Lampe von der Katastrophenhilfe Caritas Slowenien erklärte. Integrieren könne das Zwei-Millionen-Einwohner-Land etwa 1.000 Flüchtlinge. Damit wäre die Kapazität ausgeschöpft, so Lampe. Wenn man davon ausgeht, dass viele ihre Hoffnung daran setzen würden, ihre Familien nachzuholen, vervierfache sich diese Zahl. Auch Lampe ist überzeugt: „Europa und wir werden uns verändern.“

religion.ORF.at/APA

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