Presse: „Papst ist Kommunist, weil er wie Christus ist“

Der Besuch von Papst Franziskus in Kuba wurde von den lateinamerikanischen Medien durchaus kritisch verfolgt. Unabhängige Medien fokussierten auf Verhaftungen von Regimekritikern und Friedens-Appelle des Papstes.

Das regierungsnahe Blatt „Pagina12“ zitierte einen Besucher der Papstmesse in Havanna mit den Worten: „Dieser Papst ist ein Kommunist, weil er wie Christus ist. Und du weißt: Christus war der erste Kommunist auf dieser Erde.“

Im internationalen Fokus stand die Rede des Papstes über die Armut, das Treffen mit Fidel Castro und die Verhaftung von Dissidenten. Das kubanische Parteiorgan „Granma“ berichtete ausführlich über das Treffen des Papstes mit Fidel Castro und zeigte Bilder eines lachenden Franziskus an der Seite des früheren kubanischen Machthabers.

In unabhängigen kubanischen Medien dominierten dagegen die Verhaftungen von Regimekritikern am Rande des Papstbesuches. „Der Geheimdienst verbietet, dass sich Martha Beatriz Roque und Miriam Leiva mit dem Papst treffen“, schrieb das Portal „14ymedio“ der Bloggerin Yoani Sanchez. Die beiden kubanischen Regierungskritikerinnen seien nach eigenen Angaben von Sicherheitskräften an der Teilnahme an einem Abendgebet mit Papst Franziskus gehindert und vorübergehend verhaftet worden, berichtete die „Zeit Online“ am Montag.

Lombardi: Papst war zu Treffen mit Dissidenten bereit

Papst Franziskus wäre am Sonntag bereit zu einem von der Nuntiatur in Havanna arrangierten „En passant“-Treffen mit kubanischen Dissidenten gewesen, er habe aber kein formales Treffen abhalten wollen, berichtete Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntagabend (Ortszeit) vor Journalisten in Havanna. Es habe dazu telefonische Kontakte gegeben. Bislang sei eine solche Begegnung jedoch nicht zustande gekommen.

Papst Franziskus mit Kindern in Kuba

APA/EPA/Tony Gentile/Pool

Papst Franziskus mit Kindern in Kuba

Im offiziellen Reiseprogramm von Franziskus war kein Treffen mit Dissidenten vorgesehen. Benedikt XVI. und Johannes Paul II. hatten sich während ihrer Kuba-Reisen 2012 und 1998 ebenfalls nicht mit Dissidenten getroffen.

Fokus auf Papstappell und Verhaftungen

Das in Madrid erscheinende „Diario de Cuba“ stellte den Papstaufruf zur Gemeinsamkeit in den Vordergrund: „Der Papst sagt den Jugendlichen, dass sie zusammenarbeiten sollen, auch wenn sie unterschiedlich denken.“ Das in Miami erscheinende Blatt „Diario las Americas“ schrieb: „Während der Fahrt des Papamobils verhindert die Polizei, dass es zu einem Treffen mit jenen kommt, die das Image des Regimes beschädigen könnten.“

Die Tageszeitung „Clarin“ aus Argentinien, dem Heimatland des Papstes, ging auf die Rede von Franziskus über Armut ein und empfiehlt Präsidentin Cristina Kirchner: „Lerne Präsidentin! Cristina ist jetzt 62 Jahre alt und hat noch viel über Bescheidenheit zu lernen von solch exzellenten Männern wie Papst Franziskus.“

„La Pagina“: Papst kein Linker

Zu einer anderen Einschätzung kam in Mittelamerika das Blatt „La Pagina“ (El Salvador): "Franziskus wird in der Region wegen seiner Verteidigung eines sparsamen Lebensstils und der Armen von vielen wie ein „Papst der Linken" gesehen. Aber dass Franziskus ein kommunistischer Papst ist, scheint nach seinen ersten Tagen in Kuba wenig sicher.“

In Kolumbien war das Medienecho vor allem auf die Botschaft des Papstes zum Friedensprozess zwischen der Regierung und der Guerilla-Organisation FARC gerichtet. Das Blatt „El Tiempo“ zitierte den Papst mit den Worten: Es dürfe „kein weiteres Scheitern in der Suche nach Frieden in Kolumbien geben“ und ein dauerhafter Frieden in dem Andenstaat sei notwendig und wichtig.

FARC-Guerrilla mit Bitte um Frieden

Die kolumbianischen Farc-Rebellen hatten Papst Franziskus dazu aufgefordert, bei der Friedenssuche in Kolumbien zu helfen. „Wir bitten darum, dass Papst Franziskus den Friedensprozess in Kolumbien weiter verstärken möge“, teilten die Rebellen in einem Kommuniqué mit. Sie forderten ein Bekenntnis aller an dem Konflikt Beteiligten, das Blutvergießen für immer zu beenden. Seit 2012 verhandeln die linken Guerillagruppe und die kolumbianische Regierung in Kubas Hauptstadt Havanna über eine Beilegung des jahrzehntelangen Konflikts. Ein Treffen mit dem Papst während seiner Kuba-Reise hatte der Vatikan abgelehnt.

religion.ORF.at/KAP/KNA/dpa

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