Papst-Kritik an Waffenhandel und Todesstrafe
Franziskus sprach als erstes katholisches Kirchenoberhaupt vor dem Kongress. In seiner historischen Rede kritisierte er mit scharfen Worten Waffenlieferungen und die Todesstrafe. Der Export von Waffen an Akteure, die planten, „Einzelnen und Gesellschaften unsägliches Leid zuzufügen“, geschehe „einfach um des Geldes willen“, sagte er in der erstes Rede eines Papstes vor dem Kongress in Washington. Die Todesstrafe, die in Teilen der USA nach wie vor legal ist, gehöre abgeschafft. Der Papst wurde mit langem Applaus empfangen.
Die Todesstrafe, die in 31 von 50 US-Bundesstaaten immer noch legal ist, verstoße dagegen, dass jedes Leben unantastbar sei, kritisierte der Papst. „Ich ermutige auch alle, die davon überzeugt sind, dass eine gerechte und notwendige Bestrafung niemals die Dimension der Hoffnung und das Ziel der Rehabilitierung ausschließen darf“, appellierte der Papst an die Mitglieder der beiden Parlamentskammern.
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Appell zu Religionsfreiheit und Mitmenschlichkeit
Er rief in seiner 50 Minuten langen und auf Englisch gehaltenen Rede dazu auf, „keine Angst vor Fremden“ zu haben, „denn die meisten von uns sind einst selber Fremde gewesen“. Angesichts der weltweiten Flüchtlingskrise forderte er unter großem Applaus eine „menschliche, gerechte und brüderliche“ Reaktion. „Wir dürfen nicht über ihre Anzahl aus der Fassung geraten, sondern müssen sie vielmehr als Personen sehen, ihnen ins Gesicht schauen“, verlangte er.
Debatte: Was bewirken Reisen des Papstes?
Auch religiösen Fundamentalismus verurteilte Franziskus. „Unsere Welt ist in zunehmendem Maß ein Ort gewaltsamer Konflikte, von Hass und brutalen Grausamkeiten, die sogar im Namen Gottes und der Religion verübt werden“, mahnte er. Es sei jedoch Ausgewogenheit nötig, um diese Art von Gewalt zu bekämpfen, und zugleich Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und persönliche Freiheit zu schützen.
Mögliche Streitpunkte nur gestreift
Einige zuvor erwartete Streitpunkte erwähnte Franziskus nur am Rande, etwa den Kapitalismus, den er in früheren Ansprachen scharf kritisiert hatte. Er forderte lediglich, die Politik dürfe kein „Sklave von Wirtschaft und Finanzwesen sein“ und warnte vor „ungerechten Strukturen und Handlungen“. Auch umstrittene Fragen der Ehe- und Sexualmoral der Kirche wie Homo-Ehe, Verhütung oder Abtreibung sprach der Papst nicht konkret an.
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Vor seiner Rede traf der Papst John Boehner, den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses. Der republikanische Politiker hatte Franziskus eingeladen, vor dem Kongress zu sprechen. Vor dem Kapitol verfolgten Zehntausende Menschen die Rede auf Leinwänden. Nach der Ansprache zeigte Franziskus sich dort auf einem Balkon, winkte den Menschen zu und grüßte die Menge. Vor seiner Weiterreise nach New York, wo er unter anderem eine Rede vor den Vereinten Nationen halten will, war noch ein Treffen mit Obdachlosen geplant.
Papst prangert Obdachlosigkeit in den USA an
Papst Franziskus hat in den USA die Not von Obdachlosen angeprangert. „Wir können keine gesellschaftliche oder moralische Rechtfertigung, überhaupt keine Rechtfertigung finden, um das Fehlen von Unterkünften hinzunehmen“, sagte er am Donnerstag beim Treffen mit Obdachlosen in einem Caritas-Zentrum in der US-Hauptstadt Washington.
Dies sei eine ungerechte Situationen. „Es wird uns gut tun, wenn wir alle uns diese Frage stellen: Warum sind diese unsere Brüder und Schwestern obdachlos? Warum haben diese unsere Brüder und Schwestern kein Zuhause?“, appellierte Franziskus am dritten Tag seiner USA-Reise.
Schicksal der Obdachlosigkeit erinnert an Jesus Christus
Das Schicksal der Menschen ohne Dach über dem Kopf muss nach den Worten des Papstes stets an Jesus Christus selbst erinnern, der in einem Stall geboren worden sei. „Der Sohn Gottes kam als Obdachloser in diese Welt“, so Franziskus.
Sendungshinweis
Liveübertragung der Rede des Papstes vor der UNO-Vollversammlung in New York und danach der interreligiösen Begegnung am „Ground Zero“ ab 14.30 Uhr auf ORFIII.
Der Heilige Josef, an den er sich oft wende - „wenn ich ‚in der Klemme bin‘“ - habe sich womöglich ebenso gefragt, wie dies sein könne. Doch ihm habe der Glaube Kraft gegeben. Denn Gott erleide solche Ungerechtigkeit mit den Menschen. „Er lässt uns nicht allein.“ Der Glaube an Gott könne Licht in das Leben der Betroffenen tragen. Gott sei in jedem von ihnen gegenwärtig.
Jesus identifiziere sich mit jedem Opfer von Ungerechtigkeit und lade die Menschen zum Mitleid und zum Dienst füreinander auf. „Jesus klopft immer wieder an unsere Tür in den Gesichtern unserer Brüder und Schwestern“, so Franziskus.
Gebet als wirkungsvolle Hilfe
Als eine der wirkungsvollsten Hilfen füreinander bezeichnete Franziskus das Gebet. Es verbinde die Menschen und mache sie zu Geschwistern ohne Unterschied von Armen und Reichen. „Beim Gebet gibt es nicht Menschen erster oder zweiter Klasse, da gibt es Brüderlichkeit.“
Zum Schluss der Begegnung betete der Papst mit den Anwesenden das Vaterunser. Anschließend fuhr er zu einem privaten Mittagessen in die Nuntiatur. Gegen 22 Uhr MEZ fliegt Franziskus von Washington weiter nach New York. Dort möchte er an diesem Freitag vor den Vereinten Nationen sprechen.
Die Rede als „Video-on-demand“
religion.ORF.at/APA/dpa
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