Vatikan: Religion bei Asyl kein Kriterium

Jeder Mensch, der vor Gewalt und Krieg auf der Flucht sei, verdiene Schutz, hat der vatikanische Migrationsminister Kardinal Antonio Maria Veglio am Donnerstag gesagt. Religionszugehörigkeit dürfe kein Kriterium sein.

Bei der Vorstellung der Papstbotschaft zum Weltflüchtlingstag 2016 im Vatikan pochte Veglio darauf, dass Flüchtlinge unabhängig von ihrer Religion in Europa willkommen geheißen werden sollen: „Wollen wir sie bei ihrer Ankunft etwa fragen ‚Glaubst du an Jesus Christus oder an Mohammed‘?“

Der Kardinal kündigte zudem ein Schreiben seiner Kurienbehörde an die nationalen Bischofskonferenzen zum Umgang mit der weltweiten Flüchtlingskrise an. Derzeit werde im Migrantenrat daran gearbeitet, so Veglio.

Papst: Gleichgültige sind Mittäter

Die von ihm präsentierte Botschaft von Papst Franziskus zum kommenden katholischen Welttag der Migranten und Flüchtlinge am 17. Jänner enthält einen Aufruf an die europäischen Staaten zu einer zügigen und geordneten Aufnahme von Flüchtlingen. Wer angesichts ihres Todes durch Erstickung, Entbehrung, Gewalt und Schiffbruch gleichgültig bleibe, mache sich der „Mittäterschaft“ schuldig, heißt es in der Botschaft.

Der Papst kritisiert eine wachsende Abschottung Europas. Die Debatte über „Bedingungen und Grenzen“ der Aufnahmefähigkeit mache mittlerweile nicht einmal mehr vor Pfarrgemeinden halt. Man dürfe die Migranten nicht allein von ihrem „legalen oder illegalen Status“ her sehen, sondern „vor allem als Personen“, die zum Wohlstand und zum Fortschritt aller beitragen könnten. Bestimmte Länder oder Kontinente werden in dem Schreiben nicht ausdrücklich genannt.

Langfristige Migrationspolitik

Auch fordert der Papst eine langfristig ausgerichtete Einwanderungs- und Integrationspolitik. Die Migranten stießen „nicht selten auf einen Mangel an klaren und praktikablen Regelungen“ in den Aufnahmeländern. Die Migrationsbewegungen könnten sich als „unberechenbar“ erweisen, wenn man sie nicht steuere.

Franziskus fordert zudem eine umfassende Aufklärung der Öffentlichkeit über Migranten. Nur durch korrekte Informationen könnten „Verdächtigungen und Ängste“ verhindert werden. Dem stellt der Papst eine „Kultur der Begegnung“ entgegen. Unerlässlich hierzu seien persönliche Kontakte zu Flüchtlingen und die Fähigkeit, Vorurteile und Ängste zu überwinden. Weiter verlangt Franziskus, die Herkunftsländer der Migranten stärker zu unterstützen, und „die von Armut, Gewalt und Verfolgung bedingten Massenauswanderungen abzuwenden“.

Welttag im Zeichen der „Barmherzigkeit“

Der am 17. Jänner 2016 begangene katholische „Welttag des Migranten und Flüchtlinge“ steht unter dem Motto „Migranten und Flüchtlinge sind eine Herausforderung - Antwort gibt das Evangelium der Barmherzigkeit“. Papst Benedikt XV. (1914-1922) hatte den katholischen Flüchtlingstag 1914 unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen.

Bereits Anfang September hatte Franziskus alle Gemeinden, Ordenshäuser und andere Seelsorgeeinheiten in Europa aufgerufen, eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Derzeit sind weltweit rund 50 Millionen Menschen auf der Flucht.

religion.ORF.at/KAP

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