Vatikan: Treffen mit Davis heißt nicht Einverständnis

Die Begegnung von Papst Franziskus mit der wegen ihrer Ablehnung der gleichgeschlechtlichen Ehe bekannt gewordenen Standesbeamtin Kim Davis in den USA ist nicht als Unterstützung aller ihrer Positionen zu verstehen.

Das teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Freitag in einem schriftlichen Statement mit. Der Papst habe vor seinem Flug von Washington nach New York vergangene Woche mehrere Dutzend Personen kurz begrüßt, erklärte Lombardi. Bei der Begegnung mit Davis habe es sich nicht um eine Audienz gehandelt.

„Seine Begegnung mit ihr kann nicht als Unterstützung für ihre Position in allen ihren besonderen und komplexen Aspekten verstanden werden“, so der Vatikan-Sprecher. Davis, die einer Pfingstkirche angehört, hatte nach der Begegnung erklärt, der Papst habe ihr für ihren Mut gedankt und ihr geraten, „stark zu bleiben“.

Beugehaft wegen Eheverweigerung

Davis hatte sich als Standesamtsleiterin im US-Bundesstaat Kentucky mehrfachen richterlichen Anordnungen widersetzt, gleichgeschlechtlichen Paaren die Zulassungsdokumente für eine Eheschließung auszustellen. Sie berief sich dabei auf ihre Glaubensüberzeugungen. Ein Bundesrichter schickte sie für sechs Tage in Beugehaft. Davis erklärte nach ihrer Entlassung, ihre Haltung nicht aufgeben zu wollen.

Anhaltende Debatten

Die erst nach der Abreise von Papst Franziskus’ aus den USA durch einen Bericht der Website „Inside the Vatican“ bekannt gewordene Begegnung von Papst Franziskus mit Davis in der Washingtoner Nuntiatur sorgt in den USA für anhaltende Debatten. Im Zentrum stehen mediale Spekulationen darüber, wie das im offiziellen Besuchsprogramm nicht verzeichnete Treffen zustande kam, wer es arrangiert hat und ob es dem Papst quasi untergejubelt sein worden könnte. Nach Angaben des Davis-Anwalts Mat Staver jedenfalls ist die Begegnung von „einem Vertreter des Vatikan“ angeregt worden.

Viele US-Kommentatoren hinterfragen auch, warum der Papst, der das Thema Homosexualität bei seinem Besuch eher vermied, dann ausgerechnet mit Davis zusammentraf, deren Fall schon vor der Papstvisite für Schlagzeilen gesorgt hatte. Unterstützer feiern sie als Verteidigerin christlicher Werte. „Es ist sehr unglücklich, dass dieses Treffen mit Frau Davis nach dem Besuch des Papstes - bei dem er versuchte, Verwerfungen zu überwinden - benutzt wird, um politisch zu punkten“, meinte etwa der Jesuit James Martin in einem Artikel für das Jesuiten-Magazin „America“.

religion.ORF.at/KAP

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