Studie: Muslime in Frankreich bei Jobsuche diskriminiert

Für muslimische Männer ist es in Frankreich vier Mal unwahrscheinlicher zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden als für Katholiken. Dies ist das Ergebnis einer am Donnerstag in Paris vorgestellten Studie.

Für eine Studie der Pariser Universität Sorbonne wurden über 6000 Bewerbungen fiktiver Kandidaten auf Stellenausschreibungen verschickt. Angeblich katholische Männer erhielten daraufhin in 17,9 Prozent aller Fälle eine Einladung zum Vorstellungsgespräch, während für vermeintlich muslimische Männer nur bei 4,7 Prozent eine Einladung folgte.

Muslime beim Gebet in der Moschee

Reuters/Lucas Jackson

Das Ergebnis einer Studie der Universität Sorbonne belegt, dass muslimische Männer in Frankreich im Vergleich zu katholischen Männern deutlich weniger gute Berufschancen haben

Diskriminierung von Muslimen und Juden

Bei männlichen und weiblichen Bewerbern insgesamt war der Anteil positiver Rückmeldungen für Katholiken immerhin noch doppelt so hoch wie für Muslime. Auch fiktive männliche Bewerber jüdischen Glaubens erhielten mit 15,8 Prozent erkennbar weniger Einladungen zu einem Gespräch als Katholiken. „Die Ergebnisse legen eine schwere Diskriminierung von Muslimen und Juden in Frankreich offen“, hieß es in der Studie. Die Resultate waren demnach noch deutlicher als bei ähnlichen Studien zur Benachteiligung schwarzer Bewerber gegenüber weißen in den USA.

Studienleiterin Marie-Anne Valfort von der Universität Sorbonne verschickte für das Projekt insgesamt 6231 Bewerbungen. Dabei nutzte sie die Profile von sechs verschiedenen „Kandidaten“, die sich bis auf ihre religiöse Zugehörigkeit kaum voneinander unterschieden. Alle Bewerber wurden im Jahr 1988 im Libanon geboren und trugen den Nachnamen Haddad. Bei den Vornamen achtete Valfort darauf, ihren Kandidaten zur jeweiligen Religion passende Namen zu geben: Dov und Esther für Juden, Michel und Nathalie für Katholiken sowie Mohammed und Samira für Muslime.

Engagement im religiösen Kontext

Alle fiktiven Bewerber hatten in ihren Lebensläufen zudem angegeben, dass sie eine religiös geprägte Schule besucht oder sich in einem religiösen Kontext engagiert hatten. Valfort sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass das Islambild in Frankreich schweren Schaden erlitten habe und viele Franzosen die Religion automatisch mit Extremismus und Unterdrückung von Frauen gleichsetzten. „Diese beiden Stereotype nähren Diskriminierung, besonders bei männlichen Muslimen“, sagte Valfort.

Die Wissenschaftlerin verschickte zur Gegenprobe außerdem noch Bewerbungen von „nicht religiösen“ Kandidaten. Das Resultat: „Mohammed“ verdoppelte seine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch, wenn er sich als säkular eingestellt zu erkennen gab.

religion.ORF.at/APA/AFP

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