Synode: Zwei Gruppen in Wiederverheirateten-Debatte

Die Bischofssynode über Ehe und Familie hat sich am Mittwoch und Donnerstag intensiv dem kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gewidmet.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Donnerstag mitteilte, ergriffen in dieser Zeit 93 Synodenväter das Wort. Es habe zwei Gruppen gegeben, sagte der ebenfalls als Synodensprecher tätige deutsche Jesuit P. Bernd Hagenkord. Viele Redner hätten die Notwendigkeit betont, strikt an der katholischen Lehre festzuhalten, wonach wiederverheiratete Geschiedene vom Kommunionempfang und den weiteren Sakramenten ausgeschlossen sind. Die Kirche habe weder die Autorität noch die Macht, das Wort Gottes zu verändern, zitierte Hagenkord aus dem Beitrag eines Synodalen.

Vorschläge „Katechumenat“ und Bußweg

Andere Teilnehmer betonten demnach hingegen, die Kirche dürfe keinen Gläubigen dauerhaft von den Sakramenten ausschließen. Zahlreiche Wortmeldungen plädierten in diesem Zusammenhang für einen „glaubhaften“ Umgang mit den Betroffenen. Konkret wurden die Einführung eines „Katechumenats“ und eines Bußwegs für wiederverheiratete Geschiedene vorgeschlagen, an dessen Ende unter bestimmten Voraussetzungen eine Wiederzulassung wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten stehen könne.

Papst Franziskus und Bischöfe während der Familiensynode

Reuters/Max Rossi

Papst Franziskus und Bischöfe während der Familiensynode

Hagenkord zufolge befürworteten mehrere Redner eine genaue Einzelfallprüfung. Betont wurde auch die Notwendigkeit, Priester in ihrer Ausbildung besser auf die pastorale Begleitung von Geschiedenen vorzubereiten.

Daneben befasste sich das Synodenplenum mit zahlreichen weiteren Themen. Dazu zählten etwa die Gefahren für die Familie durch Terror, Armut und Migration, die Herausforderungen für gemischtreligiöse Ehepaare sowie die weltweit hohen Abtreibungszahlen.

Polnische Bischöfe bleiben bei Nein

Die polnischen Bischöfe bleiben bei ihrem Nein zu einer Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion, machte der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki bei der gleichen Pressekonferenz klar.

„Wir als Polnische Bischofskonferenz schließen diese Möglichkeit aus. Wir haben immer auf die Möglichkeit von Eheannullierungen hingewiesen und darauf, dass Geschiedene an zahlreichen kirchlichen Aktivitäten teilnehmen können, in der Bildungsarbeit, der Caritas, beim Hören auf das Wort Gottes, auch durch die Teilnahme an der Messe. Auf allen Gebieten sind diese Betroffenen auch gültige Zeugen für die Schwierigkeiten des Familienlebens; vielleicht können sie sogar besser Paare, die vor der Ehe stehen, vorbereiten als jemand, der diese Erfahrung nicht hat“, erklärte er.

Keine „Atmosphäre der Angst“

Ziel der Synode sei es, diese Menschen und andere „Verwundete“ aufzunehmen und „in Liebe zu begleiten“. Der polnische Erzbischof wies die Frage eines Journalisten zurück, ob unter den Synodenvätern trotz der Aufforderung des Papstes zu Freimut nicht Angst herrsche. „Eine Atmosphäre der Angst gibt es auf der Synode nicht, denn wir glauben an den Heiligen Geist. Wir glauben auch an die Leitung durch den Heiligen Geist, der diese Dinge noch weiter regeln muss“, sagte er.

Der mexikanische Erzbischof Carlos Aguiar Retes von Tlalnepantla, bis vor kurzem Präsident des lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM, unterstrich bei der Pressekonferenz im Vatikan die Offenheit der Beratungen. „Ich glaube, man muss daran erinnern, dass die Synode nie vorgegeben hat noch vorgibt, schon auf der Synode selbst zu Entscheidungen zu kommen. Unsere Reflexionen und Standpunkte bleiben offen, in den Händen des Heiligen Vaters“, so Aguiar Retes.

Der mexikanische Erzbischof relativierte auch die unter Synodenvätern verbreitete Kritik am Grundlagendokument ihrer Beratungen. Es sei nur ein Arbeitsdokument und kein „organisches Gebilde“. Gadecki, der in der italienischen Gruppe ist, erklärte allerdings, in seiner Gruppe habe man den Eindruck, dass einige Teile des Grundlagendokuments „ziemlich entstellt ausgefallen“ seien.

religion.ORF.at/KAP

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