Altkatholiken wählen neuen Bischof

Am Samstag wird in der altkatholische Kirche Österreichs ein neuer Bischof gewählt. John Okoro, der das Amt bisher bekleidet, wird in den Ruhestand treten. Zur Wahl stehen drei Kandidaten.

Am Wochenende geht nicht nur die Synode der römisch-katholischen Kirche zu Ende, auch die altkatholischen Kirche in Österreich hält ihre Synode ab. Dabei wird am Samstag ein neuer Bischof gewählt. Wahlberechtigt sind neben den Geistlichen auch von den Gemeinden entsandte Laien. Drei Kandidaten stellen sich der Wahl: Der Linzer Albert Haunschmidt, der Grazer Franz Handler und der ebenfalls in der Steiermark lebende Wiener Heinz Lederleitner. Alle drei waren zuvor in der römisch-katholischen Kirche verankert.

Eine Altkatholikin wird in der Schweiz zur Priesterin geweiht.

APA/epd/Gion Pfander

In der altkatholischen Kirche können auch Frauen geweiht werden. Der aktuellen Wahl stellen sich allerdings nur Männer

Entstanden aus Protest gegen Papstmacht

Die altkatholische Kirche hat sich nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 konstituiert. Bei diesem Konzil wurde unter anderem die Unfehlbarkeit des Papstes und der Anspruch des römisch-katholischen Oberhauptes auf die Führung des gesamten Christentums beschlossen. Dagegen stellten sich einige Bischöfe, viele Priester, vor allem aus Österreich und Deutschland, reisten bereits vor dem Ende des Konzils ab. Aus dem Protest im Gefolge dieser Beschlüsse entstand rund um den Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger die altkatholische Kirche.

Die wesentlichsten Unterschiede zur römisch-katholischen Kirche sind neben dem abweichenden Papstverständnis die Abschaffung des Pflichtzölibats, die Weihe von Frauen, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und unter bestimmten Voraussetzungen eine zweite kirchliche Trauung Geschiedener. In Österreich gibt es derzeit elf altkatholische Kirchengemeinden mit zwölf Gottesdienststätten.

Heinz Lederleitner

Heinz Lederleitner

Heinz Lederleitner

Lederleitner: Bemühung um Personal

Heinz Lederleitner (57) ist Vikar und Pfarrer der Kirchengemeinde Krems – St. Pölten und hat die Leitung des Referats für den Religionsunterrichts über. Darüber hinaus ist er Bruder der Evangelischen Michaelsbruderschaft im Konvent Österreich. Um das Jahr 2000 herum hat sich der studierte Theologe entschlossen, der altkatholischen Kirche beizutreten.

Er habe diese Kirche schon seit längerem sympathisch gefunden - gerade in der Zeit, wo in der römisch-katholischen Kirche sehr konservative Bischöfe im Amt waren, so Lederleitner gegenüber dem Radiosender Ö1. „Da habe ich mir gedacht, ich würde eigentlich zu den Altkatholiken besser passen“ begründet Lederleitner seine Entscheidung. Sollte die Wahl am Samstag auf ihn fallen, möchte er das gute Klima bei den Altkatholiken beibehalten und weiter intensivieren. Außerdem möchte er sich um mehr qualifizierte Mitarbeiter in der Kirche bemühen. Lederleitner ist verheiratet.

Bischofskandidat Franz Handler

Franz Handler

Franz Handler

Handler: Kirche zukunftstauglich

Der gebürtige Niederösterreicher, Franz Handler (56), ist Pfarrer und Seelsorger in der Grazer Kirchengemeinde. Er ist überzeugt, dass die altkatholische Kirche Zukunft hat. Daher beschreibt er sin Credo: „Mutig, selbstbewusst und zuversichtlich die Zukunft wagen!“ Er studierte Sozialpädagogik, Philosophie und Theologie und arbeitete als Erziehungshelfer. Nach 17 Jahren in der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos entschloss er sich 1998 der altkatholischen Kirche beizutreten, was er in seinem Vorstellungsschreiben als „Lebenswende“ bezeichnet.

Als zweite Lebenswende sieht er seine beginnende Tätigkeit als Pfarrer. Seit 2006 übt er dieses Amt hauptamtlich aus. Sollte er Bischof der Altkatholiken werden, ist ihm ein Anliegen, die seelsorgliche Arbeit in den gemeinden weiter auszubauen, um dort für die Menschen da zu sein, wo sie sind, sagte er gegenüber Ö1. Handler ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Bischofskandidat  Albert Haunschmidt

Albert Haunschmidt

Albert Haunschmidt

Haunschmidt: Nachwuchs fördern

Der jüngste Kandidat ist Albert Haunschmidt (50). Der studierte Theologe und Jurist ist derzeit als Lehrer für Recht und Politische Bildung und als Uni-Assistent für Römisches Recht in Linz tätig. Diese Arbeit würde er aufgeben, schreibt der Bischofskandidat in seiner Vorstellung. Haunschmidt war zunächst zehn Jahre römisch-katholischer Priester, seit ebenfalls zehn Jahren übt er dieses Amt bei den Altkatholiken aus - als Vikar in Linz und als Aushilfspriester in Ried im Innkreis.

Er betont ein mystisches Verständnis des Christentums, das er als Bischof in Form von Meditationsgruppen fördern möchte. Ein zweites Anliegen ist dem Vater einer Tochter der Nachwuchs in der Kirche. Denn in nächster Zukunft würden einige Geistliche in Pension gehen, sagte er im interview mit Ö1.

Die Altkatholische Kirche Österreichs ist Mitglied der Utrechter Union (der Altkatholischen Kirchen), die von der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz repräsentiert wird. Sie steht in voller Kirchengemeinschaft mit den anglikanischen Kirchen, ist Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen und Mitglied der Konferenz Europäischer Kirchen.

Nina Goldmann, religion.ORF.at

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