Allerheiligen: Zahl der Heiligen wächst weiter

Zu Allerheiligen gedenkt die katholische Kirche aller ihrer Heiliger. Davon gibt es nicht wenige, und ihre Zahl wächst stetig. Allein unter Rekordhalter Papst Johannes Paul II. gab es 482 Heiligsprechungen, und auch seine beiden Nachfolger waren nicht untätig.

Im Mittelpunkt des kirchlichen Hochfestes Allerheiligen am 1. November stehen die Heiligen, also laut katholischer Tradition einerseits die Menschen, die von der Kirche als heilig erklärt worden sind, als auch jene, „um deren Heiligkeit nur Gott weiß“. 6.650 Heilige und Selige sowie 7.400 weitere bei Christenverfolgungen getötete Märtyrer listete das vatikanische Heiligen-Gesamtverzeichnis „Martyrologium Romanum“ für das Jahr 2004 auf. Zeit und Zahl sind nicht stehen geblieben, denn auch nach der Ära von Johannes Paul II., der im April 2014 selbst zur „Ehre der Altäre“ erhoben wurde, sprachen seine beiden Nachfolger rund 850 Märtyrer selig oder heilig.

Heiligsprechung von Antonio Sant'Ana de Galvao in Sao Paolo 2007

Reuters/Tony Gentile

Heiligsprechung von Antonio Sant’Ana de Galvao in Sao Paolo 2007

Unter dem emeritierten Papst Benedikt XVI. wurden 45 Menschen heiliggesprochen. So etwa 2007 der Franziskaner Frei Antonio de Sant’Ana Galvao (1739 - 1822), der in seinem Geburtsland Brasilien schon lange zu den populärsten religiösen Persönlichkeiten zählt und als Wundertäter in ausweglosen Situationen angerufen wird. Weitere von Benedikt XVI. heiliggesprochene Ordensleute sind unter anderen Maria Bernarda Bütler (1848 - 1924), die erste neuzeitliche Heilige aus der Schweiz und Gründerin der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf, und die australische Ordensgründerin und Schulpionierin Mary MacKillop (1842 - 1909).

Weithin als „Leprapater“ bekannt ist der Belgier Damian de Veuster (1840 - 1889), der auf der hawaiianischen Insel Molokai über Jahre hindurch von der Gesellschaft ausgestoßene Aussätzige gepflegt hatte und schließlich selbst an Lepra verstarb. Drei Jahre nach Veuster wurde 2012 auch eine seiner Helferinnen, die in Deutschland geborene Ordensschwester Marianne Cope, heilig gesprochen.

Nachgeholte Heiligsprechung

Die in Mitteleuropa wohl populärste von Benedikt XVI. ernannte Heilige ist die Mystikerin Hildegard von Bingen (1089 - 1179), die zuvor zwar längst im deutschen Sprachraum als Heilige verehrt worden war, ohne jedoch jemals formell heiliggesprochen worden zu sein. Benedikt XVI. holte das am 10. Mai 2012 nach, nahm sie in den Heiligenkalender der Weltkirche auf und erklärte sie zugleich zur Kirchenlehrerin. Eine weitere Neo-Heilige und deutsche Mystikerin der jüngeren Vergangenheit ist Anna Schäffer (1882 - 1925) aus der bayerischen Ortschaft Mindelstetten.

Hl. Hildegard von Bingen in einer Miniatur aus dem Rupertsberger Codex des Liber Scivias

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Hl. Hildegard von Bingen, Miniatur aus dem Rupertsberger Codex

Eine der letzten Heiligsprechungen im Pontifikat Benedikts XVI. war jene der Mohawk-Indianerin Kateri Tekakwitha (1656 - 1680). Die Kanonisation der Jungfrau und Asketin, die enormen Einfluss auf den Katholizismus vor allem in der kanadischen Provinz Quebec ausübte, sorgte in ihrer Heimat für großes Aufsehen: Immerhin ist sie nach dem 2002 heiliggesprochenen Seher von Guadelupe, Juan Diego, die bisher einzige indigene Heilige des amerikanischen Kontinents.

800 neue Heilige an einem Tag

Papst Franziskus nahm am 12. Mai 2013 eine „Rekord-Heiligsprechung“ vor: Er kanonisierte die beiden Ordensgründerinnen Maria Guadalupe Garcia Zavala (1878 - 1963) aus Mexiko und Laura Montoya (1874 - 1949) aus Kolumbien sowie den Italiener Antonio Primaldo und seine 800 Gefährten, die am 14. August 1480 in der Stadt Otranto bei einem Überfall osmanischer Streitkräfte ermordet wurden. Noch nie in der Kirchengeschichte wurde eine derart große Zahl an neuen Heiligen feierlich benannt, sie waren noch von Papst Benedikt XVI. bestätigt und im Rahmen jenes Kardinalstreffens angekündigt worden, bei dem er im Februar 2013 seinen Rücktritt bekanntgab.

Am 18. Oktober hat Franziskus mit Louis (1823 - 1894) und Zelie Martin (1831 - 1877) erstmals ein Ehepaar für die Vorbildlichkeit seiner Ehe heiliggesprochen. Ebenfalls am 18. Oktober heiliggesprochen wurden der italienische Priester Vincenzo Grossi (1845 - 1917) und die spanische Ordensfrau Maria Isabella Salvat Romero (1926 - 1998). Grossi gründete 1885 das „Institut der Schwestern des Oratoriums“, das sich besonders dem Dienst für bedürftige Jugendliche widmet. Romero war seit 1977 langjährige Generaloberin der Schwestern der Gesellschaft vom Kreuz. Insgesamt hat Franziskus 2015 bisher elf Personen heilig- oder seliggesprochen. Die Heiligsprechung seiner Vorgänger Johannes Paul II. (1920 - 2005) und Johannes XXIII. (1881 - 1963) fand bereits im Vorjahr am 27. April statt.

Nonnen gehen an einem Bild Johannes Pauls II. vorbei

Reuters/Max Rossi

Rekordhalter im Heiligsprechen und selbst Heiliger: Johannes Paul II.

Viele Selige noch im Prüfungsprozess

Johannes Paul II. gilt mit insgesamt 482 Heiligsprechungen als Rekordhalter: Seit dem Jahr 1588 wurden insgesamt „nur“ 839 Kanonisationen durchgeführt. Zu den bekanntesten Heiligen der Zeit des polnischen Papstes gehören Pater Pio von Pietrelcina, die deutsche Philosophin, Ordensfrau und Märtyrin Edith Stein, der Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva, die polnischen Ordensleute Maria Faustyna Kowalska und Maximilian Kolbe, die Missionare Arnold Janssen und Josef Freinademetz sowie die sudanesische Sklavin Josephine Bakhita.

Viele andere, die von der Kirche derzeit als Selige bezeichnet werden, befinden sich noch im Prozess der Heiligsprechung, darunter prominente Personen wie Mutter Teresa, für die laut Angaben des Postulationsbüros nur noch ein Wunder für die Heiligsprechung notwendig ist, sowie der letzte österreichische Kaiser Karl, bei dem die Prüfung eines Wunders bereits 2008 auf diözesaner Ebene abgeschlossen wurde.

religion.ORF.at/KAP