Papst: „Straßenpriester“ statt konservativer Bischöfe

Papst Franziskus hat als Nachfolger für zwei konservative Erzbischöfe zwei „Straßenpriester“, die unter den Gläubigen sehr beliebt, in der römischen Kurie dagegen fast unbekannt sind, berufen.

Matteo Maria Zuppi (60), bisher Weihbischof in Rom mit enger Bindung an die Gemeinschaft Sant’ Egidio, wird laut einem Bericht der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Mittwoch-Ausgabe) Erzbischof in Bologna. Zum neuen Oberhirten der sizilianischen Hauptstadt Palermo ernannte der Papst Corrado Lorefice (53).

Dieser war bisher Pfarrer und Pastoralbeauftragter der sizilianischen Diözese Noto. Am gleichen Tag nahm Papst Franziskus den altersbedingten Rücktritt der beiden bisherigen Amtsinhaber Kardinal Carlo Caffarra (77) und Kardinal Paolo Romeo (77) an.

Einsatz gegen die Mafia

Der neue Erzbischof von Palermo ist für seinen Einsatz gegen die Mafia bekannt. Lorefice war in der Berufungspastoral der sizilianischen Kirche ein Mitarbeiter des seligen Don Pino Puglisi, der 1993 von einem Mafia-Kommando ermordet wurde. Daran erinnert Lorefice in einem ersten Brief an sein neues Erzbistum: Er wolle „weiter für eine Kultur der Rechtsstaatlichkeit“ eintreten, und zwar „zusammen mit den Leitern der Behörden und den militärischen Verantwortlichen“.

Bolognas neuer Erzbischof Zuppi kommt aus Rom, wo er seit 2012 Weihbischof ist; er ist der Sohn eines bekannten Journalisten der Papstzeitschrift „Osservatore Romano“ und war geistlicher Begleiter der Basisgemeinschaft „Sant’ Egidio“, auch bekannt als die „UNO von Trastevere“. Mit Bologna übernimmt Zuppi ein Erzbistum, an dessen Spitze in den vergangenen Jahrzehnten immer Repräsentanten des eher konservativen Teils der italienischen Kirche standen.

Personalpolitik der Kurie

Um Personalfragen ging es auch in einem Brief von Papst Franziskus an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Er forderte die Kurie zu mehr Sorgfalt in der Personalpolitik auf. „Auch wenn die Kurienreform eine Übergangszeit ist, bedeutet das nicht, dass bestimmte Gesetze nicht gelten“, so der Papst wörtlich in dem Schreiben.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

APA/EPA/ANSA/Claudio Peri

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erhielt Post von Papst Franziskus

Franziskus ermahnte, insbesondere die Regulierungen für die Laien-Mitarbeiter zu befolgen, um eine geordnete Arbeit der römischen Kurie und Institutionen und die auch wirtschaftlich gerechte Behandlung der Mitarbeiter sicherzustellen.

Es sollten nur jene Stellen neu besetzt werden, die durch Pensionsantritte frei würden. Die Anstellung und Verlegung von Personal habe mit der Erlaubnis des Staatssekretariats zu erfolgen. Franziskus erinnerte daran, dass sowohl die Apostolische Konstitution „Pastor Bonus“ als auch die Allgemeine Regelung der römischen Kurie nach wie vor gelten. Insgesamt geht es um circa 2.000 Personen, die in den vatikanischen Dikasterien und Einrichtungen beschäftigt sind.

Nächste Kurienreform-Sitzung im Dezember

Beobachter rechnen unterdessen mit weiteren Kurienreformschritten noch in diesem Jahr. Der mit den Vorbereitungen betraute Kardinalsrat (K9-Rat) tritt alle zwei bis drei Monate zu dreitägigen Konferenzrunden zusammen. Für drei Großbereiche sind bereits Neuerungen vorweggenommen - für Wirtschaft und Finanzen, Medien und Laien-Familie-Leben. Über letzteren Bereich muss der K9-Rat noch bei seiner nächsten Sitzung Anfang Dezember befinden.

Aus Anlass und im Rahmen der Familiensynode hatte Papst Franziskus am 22. Oktober die Zusammenlegung von Laienrat und Familienrat unter Einbeziehung der Akademie für das Leben angekündigt: Um den Kurienapparat sinnvoll zu straffen und Synergien zu schaffen - auch mit Blick auf eine höhere Wertschätzung und Aufwertung von Laien in der Kirche und für den Vatikan.

Reform später als erwartet

Beobachter aber auch Vatikanmitarbeiter weisen im Blick auf das Papstschreiben an Parolin darauf hin, dass sich wegen des vatikanischen Einstellungsstopps manche Fragen ergeben. Angesichts der angespannten Haushaltslage ist eine Ausweitung von Zeitverträgen oder gar eine Umstellung in ein festes Arbeitsverhältnis derzeit praktisch nicht zulässig.

Der Papstbrief an Parolin lässt vermuten, dass die Kurienreform doch länger dauert, als zunächst vermutet. Zunächst hatten Optimisten erwartet, eine Nachfolge-Ordnung für „Pastor bonus“ sei eine Frage von Monaten. Allerdings hatte der K9-Rat bereits bei seiner vorletzten Sitzung im Sommer über das geplante Vorwort der neuen Kurienverfassung beraten, das die Leitlinien für die Arbeit im Dienst des Papstes festlegt.

religion.ORF.at/APA/KAP

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