„Vatileaks 2“: Nuzzi verteidigt sich nach Papst-Kritik

Nachdem der Papst am Sonntag die Entwendung heikler Dokumente zur Finanzlage im Vatikan als „Verbrechen“ bezeichnet hat, verteidigt sich nun der italienische Enthüllungsjournalist Gianluigi Nuzzi.

Nuzzi waren die Geheimakten zugespielt worden. „Ein Journalist veröffentlicht Nachrichten. Der Papst wusste, dass die Vatikan-Konten außer Kontrolle waren, die Gläubigen nicht. Jetzt wissen es auch die Bürger“, so Nuzzi im Interview mit der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ am Montag.

Der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi, der die "Vatileaks"-Affäre ins Rollen brachte.

AP/Domenico Stinellis

Gianluigi Nuzzi

Die angesprochenen Dokumente nutzte der Journalist in seinem am vergangenen Mittwoch vorgestellten Werk „Via Crucis“. Die deutschsprachige Ausgabe des Buches über finanzielle Unregelmäßigkeiten im Vatikan und Intrigen der Kurie gegen Papst Franziskus wird vom Salzburger „Ecowin“-Verlag mit dem Titel „Alles muss ans Licht - Das geheime Dossier über den Kreuzweg des Papstes“ verlegt.

„Kirche verdient externe Kontrolle“

Nuzzi bestritt, dass die vertraulichen Dokumente entwendet worden seien. „Sie standen den Personen zur Verfügung, die sie mir weitergeleitet haben. Meine Quellen sind Geistliche, Personen, die Respekt verdienen“, erklärte der Journalist. Skandalös sei nicht die Entwendung der Dokumente, sondern die Tatsache, dass Spendengelder veruntreut worden seien. „Ein Teil der römischen Kirche hat nicht den Armen zugewiesen, was er versprochen hatte“, sagte der Mailänder.

Der Journalist hob hervor, dass seine bisherigen Bücher über Missstände im Vatikan - „Vatikan AG“ und „Seine Heiligkeit“ - einen wichtigen Beitrag für mehr Transparenz geleistet hätten. „Die negativen Protagonisten, die in den beiden Büchern vorkommen, sind weg. Alle Reformversuche der Kirche sind seit dem 19. Jahrhundert gescheitert. Auch die Kirche verdient eine externe Kontrolle“, betonte Nuzzi.

Papst: „verwerfliche Geste“

Papst Franziskus hatte die Entwendung der Dokumente beim Angelus-Gebet am Sonntag als „Verbrechen“ bezeichnet. Es handle sich um eine „verwerfliche Geste“, die ihn bei seinen Reformen keineswegs unterstütze, so der Papst. Entwendet worden seien Dokumente, die er und seine Mitarbeiter gut kannten.

Er selber habe eine Prüfung der Lage im vatikanischen Finanzwesen beauftragt, die bereits „sichtbare Früchte“ gebracht habe. „Ich kann versichern, dass dieser traurige Vorfall mich nicht von der Reformenarbeit abbringt, die ich mit meinen Mitarbeitern mit Eurer Unterstützung vorantreibe“, sagte Franziskus.

Weitreichende Folgen

Wegen der Entwendung der Dokumente über die Finanzlage des Vatikan war vor zehn Tagen der spanische Prälat Lucio Angel Vallejo Balda festgenommen worden, der sich seitdem bei der vatikanischen Gendarmerie in Untersuchungshaft befindet.

Ermittelt wird auch gegen die PR-Beraterin Francesca Chaouqui. Die beiden werden beschuldigt, den Investigativjournalisten Nuzzi und Emiliano Fittipaldi heikle Dokumente über Missstände und Veruntreuung von Spendengeldern in der Kirche zugespielt zu haben. Die Sachbücher der beiden Journalisten wurden vergangene Woche veröffentlicht. Gerüchte, nach denen der Vatikan auch gegen einen ehemaligen RAI-Manager ermittelt, wurden am Samstag dementiert.

religion.ORF.at/APA

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