Diwali: Spiritueller und wirtschaftlicher Segen

Von Mittwoch Nacht bis Sonntag feiern Hindus in Indien das Lichtfest Diwali. Mit bunten Farben und Lichtern wird der Sieg des Guten über das Böse zelebriert. Auch Sikhs und Jainas feiern gleichzeitig Lichterfeste mit Bezügen zu ihren Mythologien.

Jedes Jahr zwischen Mitte Oktober und Mitte November feiern Tausende Menschen das bis zu fünftägige Festival in ganz Indien. Diwali ist eines der größten Festivals des Landes und auch ein wichtiger Wirtschaftszweig. Das Fest beginnt am fünfzehnten Tag des Hindumonats Kartik, zu Neumond. Je nach geografischer Lage variiert das Datum um einen Tag. Die einzelnen Festtage haben bestimmte Bedeutungen, so ist der dritte dem Einkaufen gewidmet, der vierte der Beziehung zwischen Mann und Frau zugeordnet, der fünfte der Verbindung zwischen Geschwistern.

Im Vorfeld der Feierlichkeiten werden Häuser und Wohnungen gereinigt und geschmückt, auch Hunde und Kühe werden mit Blumenketten behängt und bemalt. In den Wohnräumen und außerhalb stellen Gläubige Öllampen und Laternen auf, Lichterketten säumen die Straßen. Familie und Freunde werden beschenkt und es werden spezielle Süßigkeiten gegessen.

Ein mit Blumen geschmücktes Kalb, unter dem ein Bub durchschlüpft

Reuters/Navesh Chitrakar

Auch Tiere werden zu Diwali geschmückt und bemalt

Indisches „Weihnachten“

In der Nacht von Diwali zeigen sich Hindus in neuen Gewändern und halten gemeinsame Gebete (Pujas) - meist zur Göttin Lakshmi - ab. Sie ist die Göttin des Wohlstands, des Reichtums und des Glücks. Die Gebete richten sich regional an unterschiedliche Gottheiten. Nach den Gebeten folgen Feuerwerke und ein Festessen. Am dritten Tag steht vielerorts eine Einkaufstour auf dem Programm, bevor die beiden letzten Tage wieder der Familie gewidmet sind. Diwali ist ein nicht unbeachtlicher Wirtschaftsfaktor und erinnert nicht nur wegen seiner Lichtsymbolik an Weihnachten. Es werden nicht nur kleinere Aufmerksamkeiten verschenkt, sondern neben neuer Kleidung auch Küchenutensilien gekauft, bis zu teurem Schmuck oder Autos.

Eine Frau und ein Bub bemalen Öllampen aus Ton

Reuters/Munish Sharma

Bunte Öllampen aus Ton sind zu Diwali omnipräsent

Lichterfest mit unterschiedlichen Bezügen

Die verschiedenen philosophischen Hindu-Schulen teilen den Glauben an Atman - ein inneres, ewig währendes Selbst. Diwali betont dieses innere Licht, das über die Ignoranz und die spirituelle Finsternis siegt.

Jainas gedenken am 11. November der Erreichung von Moksha, der Erleuchtung beziehungsweise Befreiung aus dem Geburtenkreislauf ihres 24. und letzten Lehrers, Mahavira. Sikhs feiern an diesem Tag den „Tag der Befreiung“ (Bandi Chhor Divas), an dem sie die Entlassung ihres sechsten Lehrers, Guru Hargobind aus der Gefangenschaft begehen. Manche Buddhisten feiern zu Diwali die Konversion des Kaisers Ashoka (304-232 v. Chr.) zum Buddhismus. In ihrer Unterschiedlichkeit symbolisieren alle diese Feiern den Sieg des Lichts gegenüber der Finsternis, des Wissens gegenüber der Ignoranz und der Hoffnung über die Verzweiflung.

Bunte Lampions und Laternen für Diwali

APA/EPA/Sanjeev Gupta

Die Märkte sind voll mit Lampions und Girlanden aus Blumen

Der Tradition folgend erzählen Eltern und Großeltern den Kindern Geschichten über Kämpfe zwischen Gut und Böse. Nach Diwali beginnt für Hindus ein neues Jahr nach dem Mondkalender. Diwali ist in Nepal, Indien, Sri Lanka, Mauritius, Guyana, Trinidad und Tobago, Suriname, Malaysia, Singapur und Fidschi ein Feiertag.

Nina Goldmann, religion.ORF.at