„Not in my name“: Muslime distanzieren sich von Terror

Mit der Botschaft „Not in my name“ distanzieren sich derzeit Muslime in der ganzen Welt von den Anschlägen in Paris. Sie sehen den Islam durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) missbraucht.

„Not in my name“, „nicht in meinem Namen“, sagen mittlerweile Zehntausende Musliminnen und Muslime weltweit und distanzieren sich aufs Schärfste von den Gewalttaten der Dschihadisten. Ihre Botschaft verbreiten sie über Facebook und Twitter.

Aktion "not in my name"  - Muslime gegen Terror

http://www.isisnotinmyname.com/

„Nicht in meinem Namen“ sagen mittlerweile Zehntausende Muslime in Video- und Fotobotschaften weltweit

„Der Islam billigt keine Terroristen. Diese Akte sind das Gegenteil der Barmherzigkeit, die die Religion in die Welt gebracht hat.“ Eine klare Aussage, die auch von vielen muslimischen Körperschaften weltweit derzeit immer wieder getätigt wird, wie etwa vom Rat der Höchsten Religionsgelehrten, der wichtigsten religiösen Körperschaft in Saudi-Arabien.

„Terroristen sind keine Muslime“

„Diese Terroristen sind keine Muslime und haben nichts gemeinsam mit den Kriterien und Werten des Islam,“ sagte auch der iranische Außenamtssprecher Hussein Dschaberi am Samstag in Teheran und steht damit in einer Reihe vieler Staatsführer muslimischer Länder.

Viele hohe islamische Gelehrte verwiesen mit Nachdruck darauf, dass die Motive für Terror und Gewalt nicht im Islam zu suchen seien. Der Rektor der Kairoer Al-Ashar-Universität, der höchsten religiösen Instanz im sunnitischen Islam, sagt: „Die Zeit ist gekommen, dass sich die Welt vereint, um dieses Monster des Terrorismus zu bekämpfen.“

Benjamin Idriz, der Vorsitzende des Münchner Forums für Islam (MFI), sieht aktuell eine besondere Herausforderung für Muslime: „Wenn Menschen bei solchem Tun sich tatsächlich auf Gott berufen, dann rufen wir Muslime ihnen laut und deutlich entgegen: ‚Nie kann Gott, der Allerbarmer und Allbarmherzige, sein Prophet oder unser Glaube, der Islam, für eure Verbrechen eingespannt werden!‘“

Muslime unter Generalverdacht

Einige Muslime befürchten nun einen undifferenzierteren Umgang mit dem Islam. Rund 50.000 radikalisierte IS-Kämpfer hätten einmal mehr 1,6 Milliarden Muslime unter Generalverdacht gestellt.

Die Terroristen führten Krieg gegen die Menschlichkeit und damit auch direkt gegen den Islam, hieß es seitens des Zentralrats der Muslime in Deutschland am Samstag. Der Zentralrat appelliere „insbesondere an Medien und Politik, den Terroristen nun nicht auf dem Leim zu gehen, indem ihre pseudo-religiösen Begründbarkeiten einfach unkritisch übernommen werden und damit der Vereinnahmung des Islam weiter Vorschub geleistet wird“. Das Ziel der Terroristen, Panik, Hass und Zwietracht zwischen den gesellschaftlichen Gruppen und Religionen zu säen, könne man nur dann verhindern, wenn alle gemeinsam handelten.

„Wir alle sind tief erschüttert über diesen feigen und perfiden Massenmord. Wir stehen solidarisch an der Seite Frankreichs und trauern um die vielen Opfer und sind in Gedanken und Gebeten bei den Familienangehörigen,“ sagte Aiman Mazyek, Vorsitzende des Zentralrats der Muslime.

Rektor der Großen Moschee von Paris ruft zu Gebet auf

Der Rektor der Großen Moschee von Paris hat die Imame in Frankreich aufgerufen, am Freitag ein Gebet im Gedenken an die Opfer der Anschläge von Paris abzuhalten. Mit dem Gebet solle das Mitgefühl mit den trauernden Familien ausgedrückt werden, sagte Dalil Boubakeur am Montag. Er äußerte seine „Verzweiflung“ angesichts „dieser unsäglichen Taten“, die „absolut unschuldige Opfer“ getroffen hätten.

Er bat zudem, die Muslime nicht mit den Attentätern zu vermischen, die „sich Muslime nennen, aber auch Barbaren heißen könnten“. Der frühere Präsident des Zentralrats der Muslime in Frankreich (CFCM) sagte, die französischen Muslime könnten „nur den nationalen Zusammenhalt betonen, um gemeinsam dieses Unglück zurückzuweisen, das uns unterschiedslos trifft“. Boubakeur hielt um 12.00 Uhr auf den Stufen seiner Moschee mit seinen Mitarbeitern und einigen Gläubigen die Schweigeminute für die Opfer der islamistischen Anschläge ab, bei denen am Freitagabend in Paris 129 Menschen getötet und 352 weitere verletzt worden waren.

religion.ORF.at/dts/APA/dpa/AFP

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