Waldviertler Weihnachtskrippen in St. Pölten

Weihnachtskrippen aus dem Waldviertel sind derzeit noch bis 13. Dezember im St. Pöltner Diözesanmuseum zu sehen. Nach einem Krippenverbot im 18. Jahrhundert blühte die Produktion auf.

Das Diözesanmuseum St Pölten, das sich bereits im Vorjahr heimischen Krippen gewidmet hat, zeigt heuer Waldviertler Krippen. Im Waldviertel sei nach Ende der „krippenfeindlichen“ Reformationszeit, im Laufe des 17. Jahrhunderts, eine neue Krippenkultur entstanden, teilte die Diözese St. Pölten am Dienstag mit. Die älteste bekannte Nennung stammt aus dem Jahr 1636, als eine Eggenburger Bürgersfrau namens Barbara Daumbin „dem Jesuskind in der Krippen ein Kindsdeckerl aus Goldstuck“ vermachte.

Kastenkrippe, Oberndorf bei Maria Laach, Mitte 19. Jahrhundert

Tobias Seebacher

Kastenkrippe aus Oberndorf bei Maria Laach, Mitte 19. Jahrhundert

Zu den ersten barocken Krippenaltären zählt der von 1722 bis 1724 durch den Bildhauer Johann Schmidt geschaffene im ehemaligen Dürnsteiner Chorherrenstift. Eine in der Ausstellung gezeigte freiplastische Anbetungsgruppe aus dem Jahr 1780 stammt aus der Pfarrkirche Arbesbach.

Kirchenkrippen im 18. Jahrhundert verboten

Einen Rückschlag erhielt die barocke Krippenkultur durch das in Niederösterreich besonders streng durchgeführte josefinische Verbot von Kirchenkrippen im Jahr 1782. Etliche Krippen gingen verloren oder gelangten in bürgerlichen Besitz, bis nach der Verbotsaufhebung Ende des 18. Jahrhunderts die Produktion und Anschaffung von Krippen wieder aufblühte.

Krippen aus der Krippenausstellung in St. Pölten

Tobias Seebacher

Ausschnitt aus einer Kastenkrippe von Ludwig Boreck Wiederfeld, 1823

Ausstellung

Die Krippenausstellung ist bis 13. Dezember 2015 jeweils Dienstag bis Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag: 10.00 bis 16.00 Uhr zu sehen

Dazu gehört die szenenreiche, großformatige Kastenkrippe aus dem Waidhofener Stadtmuseum, die um 1800 gebaut wurde und sich ursprünglich in der dortigen Bürgerspitalskirche befand. Rund um das zentrale Geschehen in der Geburtsgrotte enthält sie viele volkstümliche Szenen der damaligen Zeit sowie eine heimatlichen Formen entnommene Stadtsilhouette und Vegetation.

Krippen mit orientalischen Zügen

Zu den weiteren wertvollen Exponaten gehört eine 1823 entstandene Kastenkrippe aus der Ortskapelle von Wiederfeld, stellvertretend für die Klassizistik- bzw. frühe Biedermeierzeit. Die Weihnachtsdarstellung mit Wachsfiguren soll laut mündlicher Überlieferung aus einem Wiener Kloster stammen. Ausgestellt sind weiters unter anderem drei Krippen aus dem Horner Höbarthmuseum, darunter die in ein Empire-Gehäuse eingebaute Kastenkrippe aus Grafenberg mit sowohl heimischen als auch orientalischen Zügen. Die barocken Figuren wurden später durch hausindustriell erzeugte beziehungsweise importierte Typen ergänzt.

Krippen aus der Krippenausstellung in St. Pölten

Tobias Seebacher

Krippenfiguren aus der Stadtpfarrkirche Eggenburg, Ende 19. Jahrhundert

Sichtbare Einflüsse auf die Erzeugnisse der Volkskultur hatten auch die soziologischen Änderungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts, wie etwa der Zuzug von Bevölkerungsgruppen aus Böhmen, Mähren und Schlesien sowie der einsetzende Liberalismus. Krippen wurden nun nicht nur von heimischen Künstlern produziert, sondern zunehmend aus den damaligen großen Krippenwerkstätten der Monarchie importiert.

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