Waldviertler Weihnachtskrippen in St. Pölten
Das Diözesanmuseum St Pölten, das sich bereits im Vorjahr heimischen Krippen gewidmet hat, zeigt heuer Waldviertler Krippen. Im Waldviertel sei nach Ende der „krippenfeindlichen“ Reformationszeit, im Laufe des 17. Jahrhunderts, eine neue Krippenkultur entstanden, teilte die Diözese St. Pölten am Dienstag mit. Die älteste bekannte Nennung stammt aus dem Jahr 1636, als eine Eggenburger Bürgersfrau namens Barbara Daumbin „dem Jesuskind in der Krippen ein Kindsdeckerl aus Goldstuck“ vermachte.
Tobias Seebacher
Zu den ersten barocken Krippenaltären zählt der von 1722 bis 1724 durch den Bildhauer Johann Schmidt geschaffene im ehemaligen Dürnsteiner Chorherrenstift. Eine in der Ausstellung gezeigte freiplastische Anbetungsgruppe aus dem Jahr 1780 stammt aus der Pfarrkirche Arbesbach.
Kirchenkrippen im 18. Jahrhundert verboten
Einen Rückschlag erhielt die barocke Krippenkultur durch das in Niederösterreich besonders streng durchgeführte josefinische Verbot von Kirchenkrippen im Jahr 1782. Etliche Krippen gingen verloren oder gelangten in bürgerlichen Besitz, bis nach der Verbotsaufhebung Ende des 18. Jahrhunderts die Produktion und Anschaffung von Krippen wieder aufblühte.
Tobias Seebacher
Ausstellung
Die Krippenausstellung ist bis 13. Dezember 2015 jeweils Dienstag bis Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag: 10.00 bis 16.00 Uhr zu sehen
Dazu gehört die szenenreiche, großformatige Kastenkrippe aus dem Waidhofener Stadtmuseum, die um 1800 gebaut wurde und sich ursprünglich in der dortigen Bürgerspitalskirche befand. Rund um das zentrale Geschehen in der Geburtsgrotte enthält sie viele volkstümliche Szenen der damaligen Zeit sowie eine heimatlichen Formen entnommene Stadtsilhouette und Vegetation.
Krippen mit orientalischen Zügen
Zu den weiteren wertvollen Exponaten gehört eine 1823 entstandene Kastenkrippe aus der Ortskapelle von Wiederfeld, stellvertretend für die Klassizistik- bzw. frühe Biedermeierzeit. Die Weihnachtsdarstellung mit Wachsfiguren soll laut mündlicher Überlieferung aus einem Wiener Kloster stammen. Ausgestellt sind weiters unter anderem drei Krippen aus dem Horner Höbarthmuseum, darunter die in ein Empire-Gehäuse eingebaute Kastenkrippe aus Grafenberg mit sowohl heimischen als auch orientalischen Zügen. Die barocken Figuren wurden später durch hausindustriell erzeugte beziehungsweise importierte Typen ergänzt.
Tobias Seebacher
Sichtbare Einflüsse auf die Erzeugnisse der Volkskultur hatten auch die soziologischen Änderungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts, wie etwa der Zuzug von Bevölkerungsgruppen aus Böhmen, Mähren und Schlesien sowie der einsetzende Liberalismus. Krippen wurden nun nicht nur von heimischen Künstlern produziert, sondern zunehmend aus den damaligen großen Krippenwerkstätten der Monarchie importiert.