„Entwicklungsräume“ für Wiener Diözesanreform

Die Strukturreform der Erzdiözese Wien geht einen Schritt weiter und bringt gravierende Änderungen. Am ersten Adventsonntag sollen alle Pfarren via Hirtenbrief über das Inkrafttreten von „Entwicklungsräumen“ informiert werden.

Es werde die größte Pfarrreform seit Joseph II., hatte Kardinal Christoph Schönborn vor drei Jahren angekündigt. Nun wird deutlich, dass in den derzeit 653 Pfarren der Erzdiözese Wien, zumindest strukturell kein Stein auf dem anderen bleibt. Mit dem Pfarrvikar soll zudem eine neue Funktion geschaffen werden. Der 29. November, also der erste Adventsonntag, bringt für die 1,24 Mio. Katholiken in der Erzdiözese Wien entscheidende Neuigkeiten: Ihre angestammten Pfarren werden Teil von „Entwicklungsräumen“, die eine Vorstufe zur „Pfarre Neu“ bilden. 140 dieser „Entwicklungsräume“, die jeweils mehrere bestehende Pfarren umfassen, wird es in der gesamten Erzdiözese Wien geben.

Diözesanreform konkretisiert sich

Es sei eine „unverschiebbare kirchliche Erneuerung bei der es darum geht, die christliche Mission neu zu entdecken und zu leben“, so Generalvikar Nikolaus Krasa, der den Prozess leitet. Bei einem Hintergrundgespräch mit Journalisten zeigte sich Krasa stolz über dieses „neue Kapitel im diözesanen Umstrukturierungsprozess“. Die Diözesanreform läuft schon seit einigen Jahren und wird nun noch konkreter.

Mitglieder des Leitungsteams "diözesaner Prozess" Bischofsvikar Darius Schutzki, Generalvikar Nikolaus Krasa, Andrea Geiger

ORF/Christoph Riedl-Daser

Mitglieder des Leitungsteams „diözesaner Prozess“ Bischofsvikar Darius Schutzki, Generalvikar Nikolaus Krasa, Andrea Geiger

Insgesamt 140 Entwicklungsräume seien nun geschaffen, die neue Struktur von sämtlichen Gremien in der Erzdiözese abgesegnet worden, berichtete Krasa. Schon jetzt wurde in sogenannten Seelsorgeräumen (derzeit 20) beziehungsweise Pfarrverbänden (derzeit 16) neue Formen der übergreifenden Seelsorge ausprobiert. Auch drei der letztendlich angepeilten „Pfarren Neu“ wurden geschaffen, dafür wurden insgesamt elf Pfarren - alle in Wien-Favoriten - zusammengeschlossen. Zwei weitere sind in Vorbereitung.

Mit Widerstand wird gerechnet

Dass die Diözesanreform nicht völlig ohne Widerstand einzelner Leiter der derzeit 653 Pfarren über die Bühne geht, ist absehbar. Auch darum hat sich die Erzdiözese für die Einteilung von Entwicklungsräumen entschieden. Diese könne man mit einer „Verlobung“ vergleichen, die auch problemlos wieder auflösbar sei, so Andrea Geiger aus dem Leitungsteam. Es gehe dabei etwa um die Fragen: „Wie lernen wir uns lieben? Wie nähern wir uns an?“

Einige Pfarrer könnten Amt verlieren

Im Jänner 2019 solle schließlich eine Standortbestimmung erfolgen, deren formales Ziel die Pfarre Neu in 80 Prozent des Diözesangebietes im Jahr 2022 ist. Bis dahin soll diese neue Form weiter auf Freiwilligkeit basieren. Klar ist auch, dass manche Priester ihre Funktion als Pfarrer verlieren könnten. Dafür wurde die Funktion des Pfarrvikars geschaffen, der sich zwischen Kaplan und Pfarrer bewegt. Gehaltseinbußen für die Geistlichen soll es laut Erzdiözese keine geben.

Im Hirtenbrief von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn werden mehrere Ziele genannt, die mit der Neustrukturierung durch die Entwicklungsräume verfolgt werden sollen. Vor allem die missionarische Arbeit wird dabei in den Mittelpunkt gestellt. Auch die Teilnahme an Treffen und Glaubenskursen wird den aktiven Katholiken nahegelegt. Und nicht zuletzt will man in dem Schreiben ermutigen: „Wagt gemeinsam Neues und setzt Schritte, um als Gemeinde in die Breite und in die Tiefe zu wachsen.“

religion.ORF.at/APA

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