Kopten-Papst bei Begräbnis von Jerusalemer Bischof

Der Erzbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem, Anba Abraham Sidrak, ist am Mittwoch im Alter von 72 Jahren gestorben. Der koptisch-orthodoxe Papst-Patriarch Tawadros II. wird an der Beerdigung teilnehmen.

Erstmals seit vielen Jahrzehnten ist am Donnerstag mit Tawadros II. ein Kopten-Papst aus Ägypten kommend in Jerusalem eingetroffen. Dort werde er an der Beerdigung des verstorbenen koptischen Erzbischofs im Heiligen Land teilnehmen, teilte das koptische Patriarchat mit und veröffentlichte Fotos vom Eintreffen von Tawadros II. und seiner Delegation in Jerusalem. Die feierliche Beisetzung von Erzbischof Anba Abraham, der am Mittwoch im Alter von 72 Jahren verstarb, wird am Samstag stattfinden.

Der 1943 im ägyptischen Sohag geborene Anba Abraham promovierte 1968 im Fachbereich Heilpflanzen, bevor er am theologischen Institut Kairo Theologie studierte. Ab 1981 lehrte er Pharmazeutik am ägyptischen Nationalen Forschungszentrum. 1991 wurde er von Schenuda III. zum Erzbischof von Jerusalem und Metropoliten für Nahost ernannt.

Anba Abraham

REUTERS/Ronen Zvulun

Der Erzbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Jerusalem, Anba Abraham Sidrak, ist am Mittwoch im Alter von 72 Jahren gestorben

Verbot für Kopten nach Israel zu reisen

Als Protest gegen die israelische Annektion Ost-Jerusalems hatte der frühere Kopten-Papst Schenuda III. 1980 den Angehörigen seines Glaubens verboten, nach Israel zu reisen. Als Schenuda, der 40 Jahre an der Spitze der koptischen Kirche stand, 2012 verstarb, weichte dieses Verdikt auf. In den vergangenen Jahren besuchten jeweils zur Osterzeit hunderte ägyptischer Kopten die heiligen Stätten in Jerusalem.

„Der Besuch von Papst Tawadros II. dient ausschließlich der Teilnahme an der Beerdigung und nichts anderem“, sagte sein Sprecher Bulos Halim der Nachrichtenagentur AFP. Die grundlegende Haltung der koptischen Kirche habe sich nicht geändert. Bereits Schenudas Vorgänger Kyrill VI. habe Jerusalem wegen des Nahostkonflikts nicht besucht.

Letzter Wille: Bestattung in Jerusalem

Als Erzbischof Abrahams Vorgänger verstarb, war dessen Leichnam zur Bestattung nach Ägypten übergeführt worden. Abraham habe aber in seinem letzten Willen verfügt, „dass er in Jerusalem beerdigt werden möchte“, erklärte Halim.

Die Trauerfeier wird im Patriarchat der koptischen Orthodoxen stattfinden, das unmittelbar an die Grabeskirche inmitten der Altstadt angrenzt und zum Teil auch deren Dach beansprucht. Am Eingang zum koptischen Patriarchat befindet sich die neunte der 14 Kreuzwegstationen auf der Via Dolorosa. In der Grabeskirche unterhalten die Kopten eine winzige Kapelle an der Rückseite der Gruft Jesu.

In Ägypten sind die Kopten die bei weitem dominante Strömung des Christentums und stellen nach unterschiedlichen Statistiken sechs bis zehn Prozent der 90 Millionen Einwohner zählenden Bevölkerung. In Israel und den Palästinensergebieten sind sie dagegen eine der kleinsten der 13 dort registrierten christlichen Konfessionen. Ihr gehören nur mehrere hundert Familien an. Zum Patriarchat gehört auch ein Kloster, in dem eine zweistellige Zahl von Mönchen lebt.

religion.ORF.at/KAP/AFP