Kenyatta verabschiedete Papst, Weiterreise nach Uganda

Papst Franziskus hat seinen Besuch in Kenia beendet und ist nach Uganda weitergeflogen. Auf dem Flughafen der kenianischen Hauptstadt Nairobi wurde er am Freitag von Präsident Uhuru Kenyatta verabschiedet.

Nach seiner Ankunft in der ugandischen Stadt Entebbe, früher Hauptstadt von Uganda und weiterhin Standort des größten Flughafens des Landes, wird der Papst unter anderem vor der Staatsführung sprechen.

Papst Abschied Uganda

REUTERS/Noor Khamis

Papst Franziskus ist von Kenia Richtung Uganda abgereist

Weiterreise nach Bangui ungewiss

Ob Franziskus danach am Sonntag in die Zentralafrikanische Republik (ZAR) weiterreist, die dritte und letzte Station seiner Afrikareise, hängt von der Sicherheitslage in der Hauptstadt Bangui ab und soll nach Angaben des Vatikans kurzfristig entschieden werden.

Auf dem knapp zweitägigen Programm in der ZAR stehen neben Treffen mit Politikern und Bischöfen auch Besuche in einem Flüchtlingslager und in der Großen Moschee von Bangui. In der Hauptstadtkathedrale will Franziskus eine „Heilige Pforte“ öffnen, um in dem von ihm ausgerufenen „Jahr der Barmherzigkeit“ zu Versöhnung aufzurufen.

Aufruf des Flüchtlingshilfswerks

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen mahnte am Freitag in Genf mit Blick auf den Papstbesuch in der RCA zu einem Ende der Gewalt. Die Konfliktparteien sollten die Visite von Papst Franziskus am Wochenende als Chance nutzen und den Versöhnungsprozess wieder aufnehmen, teilte das UNHCR mit.

Das Wiederaufflammen der Kämpfe im September habe die Zahl der Binnenvertriebenen um 18 Prozent ansteigen lassen, so das UN-Hilfswerk. In der Hauptstadt Bangui, die der Papst besuchen will, sei die Lage „ruhig, aber angespannt“. Ein neuerlicher Ausbruch der Gewalt sei zu befürchten.

Den Angaben zufolge trieben allein die jüngsten Kampfhandlungen mehr als 70.000 Menschen in die Flucht; Hunderte von Häusern wurden zerstört. Angesichts der Auseinandersetzungen wurden auch die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom geplanten Termin am 18. Oktober auf den 27. Dezember verschoben.

Papst kritisiert Landraub in Kenia

Am dritten und letzten Tag seines Aufenthalts in Kenia hat Papst Franziskus in einer Armensiedlung der Hauptstadt Nairobi die Verdrängung der Menschen in vernachlässigte, schmutzige Siedlungen kritisiert.

Es herrsche eine „furchtbare Ungerechtigkeit“ bei der Verteilung des Reichtums, so Franziskus. „Eigennützige Minderheiten“ lebten „verschwenderisch“ und klammerten sich an „Macht und Reichtum“, während die „große Mehrheit“ in „vernachlässigte, schmutzige und heruntergekommene“ Siedlungen an den Rändern verdrängt werde, sagte das 78-jährige römisch-katholische Kirchenoberhaupt am Freitag vor einer Menschenmenge in Kangemi, einem Slum von Nairobi.

Der Not der Ausgeschlossenen stehe der zügellose Konsum einer „eingeschlummerten Wohlstandswelt“ gegenüber. „Ich weiß um die Schwierigkeiten, die ihr Tag für Tag durchmacht. Wie könnte ich die Ungerechtigkeiten, die ihr erleidet, nicht anprangern“, so der Papst in der St. Joseph-Kirche der Jesuiten in Kangemi. Franziskus gelangte mit seinem Papamobil in den Slum mit tausenden Wellblech-Dächern. Dort leben rund 100.000 Kenianer, von denen rund 20.000 der katholischen Kirche angehören. Die Armen „haben einen besonderen Platz in meinem Leben und meinen Entscheidungen“, versicherte das 78-Jährige Oberhaupt der katholischen Kirche den Bewohnern von Kangemi.

Franziskus im Papamobil in den Slums von Nairobi

Reuters/Noor Khamis

Papst Franziskus hat die Bekämpfung der Armut zu einem Kernanliegen seines Pontifikats gemacht

„Konsequenzen einer neuen Art des Kolonialismus“

Die Menschen litten unter überhöhten Mieten für schäbige Behausungen, dem Landaufkauf durch „gesichtslose ‚private Entwickler‘“ und fehlender Infrastruktur. Selbst grundlegende Einrichtungen wie Toiletten, Abwasserentsorgung, Müllabfuhr und Elektrizität, aber auch Schulen, Krankenhäuser und Sportzentren würden ihnen nicht gewährt. Vor allem der Zugang zu sauberem Trinkwasser sei ein fundamentales Menschenrecht. „Diese Welt lädt schwere soziale Schuld gegenüber den Armen auf sich, die keinen Zugang zum Trinkwasser haben, denn das bedeutet, ihnen das Recht auf Leben zu verweigern“, sagte Franziskus.

Die Not verschlimmere sich noch, wenn sich die organisierte Kriminalität in den Slums ausbreite, die Kinder und Jugendliche als „Kanonenfutter“ missbrauche. Die Armen Afrikas seien heute die Opfer eines neuen Kolonialismus, der behaupte, der Kontinent sei Teil einer gewaltigen Maschinerie. Daraus resultiere etwa der Ruf nach Aussonderung durch Geburtenbeschränkung. Sie diene aber nur einem Verteilungsmodell, in dem eine Minderheit ohne jedes Maß konsumieren wolle.

Papst: Werte des Evangeliums in Slums präsent

Franziskus hat die Bekämpfung der Armut zu einem Kernanliegen seines Pontifikats gemacht. Eine Slumbewohnerin appellierte in einer emotionalen Ansprache an den Papst, sich bei der Regierung für die Nöte der Menschen in Kangemi einzusetzen.

Die politisch Verantwortlichen rief Franziskus auf, den Weg der sozialen Inklusion anzustreben. Dazu zählten Erziehung, gemeinschaftliches Handeln und der Schutz der Familie. Er lobte einen Geist der Solidarität in den Armenvierteln. Dort würden vielfach die Werte des Evangeliums besonders konsequent gelebt - „Werte, die nicht an der Börse gehandelt werden, Werte, mit denen nicht spekuliert wird und die keinen Marktwert haben“.

Gläubige im Slum beim Papstbesuch

Reuters/Stefano Rellandini

Gläubige in Kangemi

„Seuche Korruption“

Nach seinem Besuch in Kangemi fuhr der Papst zu einem Treffen mit Jugendlichen im Kasarani-Stadion Nairobis weiter. Dort forderte er die Jugendlichen auf, sich dem „süßen Geschmack der Korruption zu widersetzen“. Die „Seuche Korruption“ gebe es in allen Ländern „und auch im Vatikan“, sagte er. Bestechlichkeit raube den Menschen die Freude; sie lebten nicht mehr in Frieden. „Korruption ist kein Weg des Lebens, sie ist ein Weg des Todes“, so Franziskus.

Er rief die Jugendlichen Kenias auf, Spaltungen und Stammesdenken zu überwinden. Sie müssten die vielen Formen von Fanatismus überwinden und durch Dialog zur Einheit gelangen. „Wir sind eine Nation“, sagte er vor mehreren zehntausend jungen Kenianern. Dabei lud er die Anwesenden ein, sich die Hände zu reichen. Ausdrücklich rief er die Jugendlichen auf, die Familie zu verteidigen, die auch die Alten einschließen müsse.

Spontane Antworten auf Fragen der Jugendlichen

Zu Beginn der einstündigen Veranstaltung hatten zwei Jugendliche dem Papst über ihre Situation berichtet und eine Reihe von Fragen angeschlossen. Franziskus legte daraufhin das vorbereiteten Redemanuskript zur Seite und ging auf einzelne Fragen ein. Franziskus antwortete auf Spanisch, das von einem Mitarbeiter ins Englische übersetzt wurde.

Es dürfe nicht sein, dass junge Leute sich gegenseitig verletzten und vernichteten, sagte Franziskus. Daher sei es notwendig, einen Geist der Einheit zu schaffen. „Fanatismus darf uns nicht den Bruder rauben“, wandte sich der Papst an die Anwesenden. Vielmehr sei es nötig, sich von Herausforderungen nicht überrollen zu lassen, sondern sie als Chance für einen Neuanfang zu begreifen. Insbesondere sollten die Jugendlichen sich für die Armen einsetzen, aber auch für andere Jugendliche, die auf Abwege gelangt seien und von kriminellen Gruppen rekrutiert würden.

Er selbst trage immer einen Rosenkranz und ein kleines Kreuzwegheft bei sich, gestand der Papst den Jugendlichen. Das helfe ihm in seinem Leben und in seinem Dienst. Im Anschluss an das Treffen mit den Jugendlichen soll ist ein Treffen mit den Bischöfen des Landes geplant. Am Freitagnachmittag steht der Weiterflug in das Nachbarland Uganda auf dem Programm, der zweiten Station auf der Afrikareise des Papstes.

religion.ORF.at/AFP/APA/KAP

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