Passauer Bischof nimmt Stellung zu Pfarrersuizid

Der Passauer Bischof Stefan Oster hat bei einem Requiem für einen am Mittwoch durch Suizid verstorbenen Priester zu der großen Tragik des Falles Stellung genommen.

Oster sagte in seiner Ansprache in der Pfarrkirche Deggendorf zum Tod von Pfarrer Josef Stallinger, es sei der ausdrückliche Wunsch des Priesters gewesen, die Gründe für die Selbsttötung - nämlich schwere Schuldgefühle und Pornosucht - öffentlich zu machen: „Er wollte, dass die Dinge auch öffentlich werden, als eine Art öffentliches Schuldeingeständnis.“ Oster bezeichnete die Selbsttötung als einen „Verzweiflungsakt“.

Angst vor öffentlichem Skandal

Der 59-Jährige hatte in seinem Abschiedsbrief geschildert, viele Stunden im Internet nach Porno-Seiten gesucht und sich Bilder und Filme heruntergeladen zu haben. Er sei sich bewusst gewesen, dass sein Verhalten eine schwere Sünde darstelle und seinem priesterlichen Gelübde der Keuschheit widerspreche. Seine verbotene Leidenschaft, die Sucht und die Angst, entdeckt zu werden, hätten schwer an ihm genagt.

Der Priester habe einen öffentlichen Skandal auf sich zukommen sehen, den er niemandem zumuten wollte. „Fassungslos stehen wir vor der Tatsache, dass sich Pfarrer Josef Stallinger das Leben genommen hat. Obwohl er in den vergangenen Jahren an psychisch schwer belastenden Krankheiten litt, bleibt sein Tod für uns unerklärlich“, sagte der Bischof

Kein strafrechtlicher Tatbestand, „virtuelles Doppelleben“

Der Priester sei beliebt und gesellig gewesen. Nach Worten Osters hat der Priester - nach allem, was bekannt ist - nichts getan, was strafrechtlich zu belangen gewesen wäre. Es habe keine Übergriffe gegeben. Der Verstorbene hatte 27 Jahre als Priester gewirkt und dabei mehr als 7.000 Gottesdienste gestaltet. Von 2008 bis 2013 war der beliebte Pfarrer auch gewählter Sprecher des Passauer Priesterrates.

Beim Requiem machte der Passauer Bischof Stefan Oster die von dem Priester angegebenen Gründe auf dessen eigenen Wunsch hin öffentlich. Die Diözesanpressestelle bestätigte laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA Medienberichte zu dem Fall. Laut Sprecherin habe der Pfarrer ein „virtuelles Doppelleben“ geführt und im Internet Filme und Bilder gesucht, die seinem priesterlichen Keuschheitsgelübde deutlich widersprochen hätten.

religion.ORF.at/KAP/KAN