Franziskus würdigte christliche Märtyrer in Uganda

Bei seinem Besuch in Uganda hat Papst Franziskus am Samstag die christlichen Märtyrer des Landes gewürdigt und einen neuen missionarischen Eifer von allen Gläubigen gefordert.

Um Wort und Liebe Gottes zu verbreiten, müsse man nicht in die Ferne reisen, es gebe auch in der Heimat genügend Gelegenheiten dafür, sagte Papst Franziskus am Samstag. Papst Franziskus zelebrierte vor Zehntausenden Gläubigen in rotem Messgewand, als Symbol für das Blut der Märtyrer, eine Messe am Schrein der Märtyrer von Namugongo bei Kampala. 45 Christen, 23 Anglikaner und 22 Katholiken, waren vor 130 Jahren wegen ihres Glaubens hingerichtet worden.

Papst rotes Messgewand

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Papst Franziskus zelebrierte vor Zehntausenden Gläubigen in rotem Messgewand - als Symbol für das Blut der Märtyrer

Ihr Tod lege Zeugnis von der „Ökumene im Blute“ ab, sagte der Papst vor mehr als 100.000 Gläubigen. Der Tod dieser Märtyrer zeige auch, dass „weltliche Freuden und Macht auf Erden“ kein dauerhaftes Glück und Frieden brächten, mahnte der Papst. Es seien „die Treue zu Gott, Ehrlichkeit, Integrität und echte Sorge für die anderen, die den Frieden bringen, den die Welt nicht bringen kann.“

Christen zum Tode verurteilt

In Uganda hatte der damalige König Mwanga 1886 viele junge Christen zum Tode verurteilt, die sich geweigert hatten, ihrem Glauben abzuschwören. Die Katholiken und Anglikaner wurden bei lebendigem Leibe verbrannt.

Sie wurden 1964 heiliggesprochen. „Da sie ihren Glauben entfaltet und ihre Liebe zu Gott verstärkt hatten, hatten sie keine Furcht, Christus zu den anderen zu bringen, nicht einmal um den Preis ihres Lebens“, sagte Franziskus.

Rede vor Jugendlichen: „fest im Glauben leben“

„Es lebe der Papst“ oder „Wir lieben Dich“ hallte es Franziskus dann am Nachmittag entgegen, als er mit dem offenen Papamobil über das Flugfeld Kololo in Kampala fuhr. Dort hielt er eine Rede vor Jugendlichen. Zu Wort kam auch eine 24-Jährige, die HIV-positiv ist und schon im Alter von etwa sieben Jahre beide Elternteile verloren hatte.

„Junge Menschen mit HIV brauchen Zuneigung, Liebe und Unterstützung statt Mitleid und Ablehnung“, sagte Winnie Nansumba. Verantwortliches Handeln beginne damit, einen Aids-Test zu machen. Der Papst segnete die junge Frau. Die katholische Kirche lehnt den Gebrauch von Kondomen in den meisten Situationen weiter ab.

Auch ein zeitweise von Rebellen entführter junger Mann berichtete von seiner Leidensgeschichte. Franziskus forderte die Tausenden Jugendlichen auf, sich auch angesichts von solchen Schicksalsschlägen nicht entmutigen zu lassen, sondern fest im Glauben zu bleiben. „Jesus kann alle Wände, die vor Euch liegen, einreißen“, sagte Franziskus.

Jubelnde Gläubige stürmen zum Papamobil

Beim Verlassen des Flugfelds in einem geschlossen Kia-Kleinwagen stürmten plötzlich jubelnde Gläubige - etwa 200 - über eine offene Grasfläche zum Wagen des Papstes. Seine Leibwächter konnten wohl in letzter Minute noch einige Menschen abdrängen, so dass der Wagen beschleunigen und davonfahren konnte. Der Papst lachte im Auto freundlich und winkte.

Homosexuellen-Gesetze in Uganda kritisiert

Papst Franziskus hat nach Darstellung von Vatikansprecher Federico Lombardi in Uganda auch die umstrittenen Homosexuellen-Gesetze angesprochen. Mit seinem Appell, „eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen, die die Menschenwürde fördert und niemanden ausschließt“, habe sich Franziskus auch darauf bezogen, sagte Lombardi am Samstagabend in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Der Papst hatte dies am Samstag bei einem Gottesdienst in der Märtyrer-Wallfahrtsstätte von Namugongo gesagt.

Homosexualität ist in Uganda eine Straftat und kann mit Geld- oder mehrjährigen Haftstrafen geahndet werden. Menschenrechtler haben in der Vergangenheit immer wieder gegen die Behandlung gleichgeschlechtlich Liebender in dem ostafrikanischen Land protestiert.

Ugandas Homosexuelle hatten sich im Vorfeld des Besuches von Papst Franziskus ein entschiedenes Wort gegen Diskriminierung erhofft. Wer in Uganda als Schwuler lebe, riskiere angegriffen, umgebracht oder festgenommen zu werden, zitierte der vatikanische Pressedienst Misna (Mittwoch) einen der prominentesten Homosexuellen des Landes, Jackson Mukasa. „Wir würden uns eine Aussage des Papstes wünschen, dass so zu sein wie wir kein Fluch ist“, so Mukasa.

Uganda unter den restriktivsten Ländern Afrikas

Der vatikanische Pressedienst verwies darauf, dass Uganda hinsichtlich der Homosexuellen-Rechte zu den restriktivsten Ländern Afrikas zähle. Mukasa fand 2014 international Aufmerksamkeit, nachdem er, damals 19 Jahre alt, unter dem Vorwurf „widernatürlicher sexueller Beziehungen“ vor Gericht gestellt wurde. Ihm drohte lebenslange Haft. Die Anklage wurde später aus Mangel an Beweisen fallengelassen.

In den meisten afrikanischen Staaten sind homosexuelle Beziehungen widerrechtlich. Einzig in Südafrika dürfen Schwule und Lesben heiraten. In Uganda setzte Staatspräsident Yoweri Museveni im Februar 2014 ein Gesetz in Kraft, das homosexuelle Betätigung mit 14 Jahren Gefängnis belegt. Bei „erschwerter Homosexualität“ droht Angeklagten lebenslanger Freiheitsentzug.

Verständnis für Homosexuelle

Papst Franziskus hatte verschiedentlich Verständnis für Homosexuelle geäußert. Bekannt wurde seine Aussage auf dem Rückflug von seiner ersten Lateinamerika-Reise 2013: „Wenn einer homosexuell ist, den Herrn sucht und guten Willen hat - wer bin dann ich, ihn zu verurteilen?“ Der katholische Katechismus bezeichnet homosexuelle Neigungen als „objektiv ungeordnet“, mahnt aber dazu, Homosexuellen „mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen“.

Auf das Anti-Homosexuellen-Gesetz in Uganda reagierte der Vatikan seinerzeit mit Kritik. Der päpstliche Menschenrechtsrat rief Museveni damals auf, die harten Strafen außer Kraft zu setzen. „Homosexuelle sind keine Verbrecher“, erklärte damals der Präsident des Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Turkson. Die Ugandische Bischofskonferenz hatte vor der Unterzeichnung des Gesetzes durch Museveni erklärt, sie unterstütze Homosexualität nicht, sei aber gegen die harte Bestrafung.

Von Kenia nach Uganda

Papst Franziskus ist am Freitag in Uganda eingetroffen, der zweiten Etappe seiner Afrikareise. Präsident Yoweri Museveni empfing ihn am Flughafen von Entebbe. In Uganda sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung katholisch, etwa 30 Prozent anglikanischen Glaubens.

Der Besuch fällt zusammen mit einem rigorosen Vorgehen der Regierung des ostafrikanischen Binnenstaats gegen Nichtregierungsorganisationen (NGO). Zahlreiche Ugander säumten die Straßen, als der Konvoi mit dem Papst vom Flughafen zum Präsidentenpalast in Kampala fuhr, wo Franziskus eine Rede gehalten hat.

Uganda Airport

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Papst Franziskus wird am Flughafen von Uganda herzlich empfangen

Papst: „Test für unsere Menschlichkeit“

Papst Franziskus hat den Umgang der internationalen Gemeinschaft mit den Flüchtlingen als „Test für unsere Menschlichkeit“ bezeichnet. Bei seinem Besuch in Uganda sagte Franziskus am Freitag, im Verhalten gegenüber Flüchtlingen zeige sich „unser Respekt der menschlichen Würde und besonders unsere Solidarität gegenüber unseren Brüdern und Schwestern in Not“.

Präsidententpalast

REUTERS/James Akena

Ugandas Präsident Yoweri Museveni empfängt Papst Franziskus

In einer Rede in Anwesenheit des ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni in der Hauptstadt Kampala lobte das Oberhaupt der katholischen Kirche die Aufnahme von einer halben Million Flüchtlingen durch Uganda in den vergangenen Jahren. Diese flohen vor allem vor den Gewaltkonflikten in den Nachbarländern Demokratische Republik Kongo und Südsudan.

Mit seinem Besuch in Uganda wolle er die Aufmerksamkeit auf „Afrika insgesamt“ lenken, „sein Versprechen, seine Hoffnungen, seine Kämpfe und seine Erfolge“, sagte Franziskus.

Besuch einer Märtyrer-Gedenkstätte

Nach seiner Rede begab sich der Papst zu einem Schrein in Munyonyo bei Kampala. Dort hatte im Jahr 1886 der ugandische König Mwanga mehr als 40 protestantische und katholische Christen hinrichten lassen. Sie hatten sich geweigert, ihrem Glauben abzuschwören und werden von der Kirche als Märtyrer verehrt.

Gläubige warten auf den Papst

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Gläubige warten in Munyonyo auf Papst Franziskus

In Uganda verabschiedete das Parlament am Donnerstag ein umstrittenes Gesetz, das der Regierung weitreichende Möglichkeiten zur Kontrolle und zum Verbot von Organisationen der Zivilgesellschaft gibt. Menschenrechtler warnten, das Gesetz werde jede Kritik an der Regierung „abwürgen“.

Harte Strafen für NGO-Chefs

Das Gesetz erlaubt es dem Innenministerium und der nationalen NGO-Kammer regierungsunabhängige Organisationen zuzulassen, anzuleiten, zu überprüfen und aufzulösen, wenn es „im öffentlichen Interesse“ ist. Aktivitäten ohne Zulassung können mit Geldstrafen und Haftstrafen von mehreren Jahren für die NGO-Chefs geahndet werden .

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte insbesondere einen Passus, wonach NGO-Chefs bis zu drei Jahre ins Gefängnis kommen können, wenn sie etwas tun, was „schädlich für die Würde des ugandischen Volkes“ ist. Ein solch dehnbarer Paragraf mache die NGOs „verletzlich“, sagte eine HRW-Vertreterin.

religion.ORF.at/AFP

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