Nikolause im Einsatz für Hilfsbedürftige

Der Nikolaus ist einer der beliebtesten Heiligen der katholischen Kirche. Die Kirche versucht dem großzügigen Heiligen rund um den Nikolaustag alle Ehre zu machen und richtet am 6. Dezember den Blick besonders auf Hilfsbedürftige und Kinder.

Die heute als Nikolaus bekannte Figur gilt als Verschmelzung von zwei historischen Persönlichkeiten: von Bischof Nikolaus von Myra (um 280 bis um 350) und von dem 564 gestorbenen Abt Nikolaus des Klosters Sion bei Myra. Als Sohn reicher Eltern soll der aus dem kleinasiatischen Lykien in der heutigen Türkei stammende heilige Nikolaus sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Schiffer und Geschäftsleute aus Bari entführten die Gebeine der Heiligen 1087 aus Myra ins süditalienische Bari, wo sie bis heute ruhen.

Tradition des Kinderbischofs

Um den Heiligen - einer der am meisten verehrten der Christenheit - ranken sich zahlreiche Legenden. Nach einer davon erweckte Nikolaus drei ermordete Schüler wieder zum Leben. Einer anderen Legende nach schenkte er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer, um sie vor der Tempelprostitution zu retten.

Der Brauch, den Nikolaus speziell zu Kindern zu schicken, stammt aus dem Mittelalter: Klosterschüler wählten am Vorabend des Festes einen „Kinderbischof“. Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der „Kinderbischof“, bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs, besuchte die Klosterschule und tadelte oder belohnte die Kinder mit Süßigkeiten.

Nikolausgaben: Mandarinen, Nüsse, Äpfel neben Kerzen

APA/Barbara Gindl

Nikolausgaben: Mandarinen, Nüsse, Äpfel neben Kerzen

„Fairer Nikolaus“

In den vergangenen Jahren haben kirchliche Organisationen Initiativen gestartet, um das Andenken des Heiligen zu fördern und vom aus dem US-amerikanischen Raum importierten „Santa Claus“ der Werbung abzugrenzen. Mit der Gestalt des „fairen Nikolaus“ wirbt etwa die entwicklungspolitische Aktion „Sei so frei“ der Katholischen Männerbewegung (KMB) in ganz Österreich für ihre Adventsammlung, die Entwicklungsprojekten zugute kommt. Rund um den Festtag des Heiligen am 6. Dezember sind Veranstaltungen in Wien, Salzburg sowie Besuche in Linz und Eisenstadt geplant.

Die „fairen Nikoläuse“ besuchen Bischöfe und Politiker in Österreich, etwa der Wiener Dompfarrer Toni Faber. Die Ankunft des „fairen Nikolaus“ in Wien per Schiff hat Tradition: Am kommenden Freitag wird er am Schwedenplatz vor Anker gehen. Von dort zieht er mit einer Kinderprozession durch die Rotenturmstrasse zum Stephansplatz.

Hilfe für Mütter und Kinder

„Wir alle können die Welt ein Stück gerechter machen“: Das ist laut KMB der Kern der Botschaft des Heiligen und auch ein zentraler Auftrag von „Sei so frei“. Heuer wird im Rahmen der Aktion das Projekt „Stern der Hoffnung“ von Bischof Erwin Kräutler in Brasilien unterstützt.

Dabei handelt es sich um das „Haus für Mutter und Kind“, das Kräutler vor vielen Jahren gemeinsam mit der Ordensschwester Serafina Cinque eingerichtet hat. Im „Haus für Mutter und Kind“ finden Schwangere aus entlegenen Amazonas-Regionen rund um die Geburt Hilfe und ein Zuhause.

Flüchtlinge besuchen

In Deutschland wollen sich Katholiken im Advent hilfsbedürftiger Flüchtlinge annehmen, Nikolause sollen zu Brückenbauern in der Flüchtlingshilfe werden. Das ist der Wunsch des Bundes der Katholischen Jugend (BDKJ) in Köln, der in eintägigen Seminaren Nikolaus-Darsteller ausbildet.

Russische Ikone des heiligen Nikolaus aus dem Jahr 1294

Public Domain/Aleksa Petrov

Russische Ikone des heiligen Nikolaus aus dem Jahr 1294

Weil der Heilige Nikolaus in Myra in der heutigen Türkei gewirkt habe, sei er vielen Muslimen bekannt, sagte BDKJ-Koordinator Stefan Lesting bei der Präsentation des neuen Nikolaus-Handbuchs, das sich an angehende und aktive Nikolausdarsteller richtet und Tipps für Nikolausvisiten in Schulen, Flüchtlingsheimen, Kindergärten oder Pfarrgemeinden gibt.

„Keine Mission“

Wegen seiner Herkunft aus Anatolien reagierten viele Muslime erfahrungsgemäß sehr positiv auf Nikolaus-Besuche, so Lesting. In Österreich gab es in der Vergangenheit immer wieder den Vorwurf aus falsch verstandener Toleranz vor Migranten würde der Nikolaus aus Kindergärten und Schulen verbannt, von den Behörden wurden diese Anschuldigen stets zurückgewiesen.

„Uns geht es nicht um Mission“, sagte Lesting, „sondern einfach darum, mit diesen Menschen eine schöne Stunde zu erleben.“ Der Kölner Generalvikar Dominik Meiering, der auch Geistlicher Leiter der Nikolausaktion ist sagte: „Bischof Nikolaus ist ein tolles Vorbild, von dem wir viel lernen können.“ So wie der Heilige Martin für das Teilen stehe, so stehe der Heilige Nikolaus für das Schenken, sagte Meiering. Es sei ein wichtiges Anliegen, den Gedanken des Schenkens weiterzugeben.

Der neue Nikolaus

Das Beschenkt-werden steht für Kinder natürlich im Mittelpunkt des Nikolaustages. Im Laufe der Jahre hat sich aber auch das Bild des Nikolaus und der Anspruch an Nikolausdarsteller geändert. So lehrt die Katholische Jungschar Österreich (KJSÖ) in ihren Nikolaus-Schulungen, die Frauen und Männern offenstehen, wie eine „zeitgemäße“ Nikolaus-Darstellung aussehen kann. Wichtig ist es laut KJSÖ Kindern keine Angst zu machen, sowie auf das Aufzählen der „Sünden“ und der Bedrohung durch den Krampus zu verzichten.

Auch auf den traditionellen Rauschebart zu verzichten, falls er Kindern Angst mache, riet die KJSÖ in den vergangenen Jahren immer wieder, was allerdings zu kontroversen Debatten über den Verlust von Tradition und Brauchtum führte. Darüber, dass Gläubige sich am Nikolaustag Kindern, Armen und jenen Menschen zuwenden sollen, die hilfsbedürftig sind, darüber herrscht in der katholischen Kirche aber jedenfalls Einigkeit.

religion.ORF.at/KAP/dpa

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