Papst Franziskus öffnet Heilige Pforte im Petersdom

Papst Franziskus hat am Dienstag die Heilige Pforte im Petersdom durchschritten und damit offiziell das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ eröffnet. Nach dem Öffnen der Pforte sprach Franziskus ein kurzes Gebet.

Zum Auftakt des außerordentlichen Heiligen Jahres feierte Papst Franziskus eine Messe, bei der auch an das Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren erinnert wurde.

Papst Franziskus öffnet heilige Pforte

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Papst Franziskus hat die Heilige Pforte im Petersdom geöffnet

Statt der traditionellen lateinischen Worte „Aperite mihi Porta Iustitiae!“ (Öffnet mir die Pforte der Gerechtigkeit!) rief der Papst auf Italienisch „Apritemi le porte della giustizia!“, bevor sich die schwere bronzene Tür öffnete, die seit 2011 durch eine Mauer verschlossen war.

Papst Franziskus spricht nach dem Öffnen der Heiligen Pforte ein Gebet

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Papst Franziskus spricht nach dem Öffnen der Heiligen Pforte ein Gebet

Nach einem kurzen Gebet auf der Türschwelle schritt Franziskus zum Altar des Petersdoms - gefolgt von seinem Vorgänger, dem Deutschen Benedikt XVI., und zahlreichen Kardinälen, Bischöfen, Geistlichen und Laien.

Zehntausende Gläubige auf Peterspatz

Auf dem Petersplatz versammelten sich seit der Früh bei leichtem Regen Zehntausende katholische Gläubige. Die Eröffnungszeremonie endet am Dienstagabend mit einer Lichtinstallation, bei der Bilder zu den Themen Barmherzigkeit und Umwelt auf den Petersdom projiziert werden.

Während eines Heiligen Jahres gewährt der Papst den Gläubigen unter bestimmten Bedingungen einen vollständigen Erlass ihrer Sünden. Der Vatikan rechnet in den kommenden Monaten mit 30 Millionen Pilgern. Aus Furcht vor Anschlägen gelten in Rom strenge Sicherheitsvorkehrungen.

Das Datum für das Heilige Jahr markiert den 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965). Die Eröffnungszeremonie beginnt mit Lesungen aus den vier Konstitutionen des Konzils und erfolgt nach einem vereinfachten Ritus.

Papst verzichtet auf Hammerschläge und Mauerabriss

Der Papst verzichtete auf die bei den bisherigen Heiligen Jahren üblichen drei symbolischen Hammerschläge und auch auf den Abriss der Vermauerung zur Heiligen Pforte am Petersdom. Franziskus beschränkte sich darauf, die Tür zu öffnen und die beiden Flügel aufzustoßen. Durch sie sollen dann in den folgenden elfeinhalb Monaten Millionen Pilger im Gebet und mit der Absicht zu Umkehr und Barmherzigkeit ziehen.

Anders als bisher soll das Heilige Jahr 2015/16 aber nicht nur in Rom, sondern in allen Ortskirchen gefeiert werden. In jeder Diözese, nicht nur im Petersdom, soll eine Heilige Pforte geöffnet werden.

War es bei den letzten Generalaudienzen am Mittwoch wegen Angst vor Anschlägen zu einem klaren Rückgang bei der Zahl der Pilger auf dem Petersplatz gekommen, so rechnete der Vatikan am Dienstag mit einem Menschenansturm. An der feierlichen Zeremonie werden sich mehrere Persönlichkeiten beteiligen, darunter der emeritierte Papst Benedikt XVI. sowie Italiens Präsident Sergio Mattarella, Belgiens Ex-König Albert II., seine Gattin Paola und Tochter Astrid.

Schärfste Sicherheitsvorkehrungen

Die Zeremonie zum Beginn des Heiligen Jahres wurde ab 9.30 MEZ weltweit live übertragen. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden in Hinblick auf das Event ergriffen. 200 neue Überwachungsanlagen wurden in und rund um den Vatikan aufgestellt.

Hunderte Sicherheitskräfte waren rund um den Petersplatz im Einsatz. Auch der Flugraum über Rom wurde gesperrt. Der Transport von Waffen sowie der Gebrauch von Knallkörpern wurde in Rom bis Mittwoch verboten.

Petersplatz in Rom

Reuters/Tony Gentile

Der Zugang zum Petersplatz wird kontrolliert und gesichert

„Gefahren für die öffentliche Sicherheit gibt es immer. Wir wollen keine Angst schüren, wir unterschätzen jedoch nichts“, sagte der italienische Premier Matteo Renzi im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Sonntag. Innenminister Angelino Alfano versicherte, dass die Stadt Rom bestens für den Pilgeransturm in den kommenden Wochen gerüstet sei.

Angst vor Anschlägen negativ für Tourismus

Die Sorge vor Anschlägen scheint sich jedoch negativ auf den Tourismus in der Ewigen Stadt auszuwirken. Nach Angaben des Reiseportals Trivago haben 17 Prozent der Hotels in Rom über die Tage rund um den Marienfeiertag am 8. Dezember ungebuchte Zimmer. Die Preise für Hotelzimmer seien günstiger als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ixe befürchten 55 Prozent der Italiener Anschläge während des Heiligen Jahres.

Am Dienstagnachmittag ist für den Papst ein weiterer Termin mit einem Pilgeransturm vorgesehen. So wird er an der Mariensäule vor der Spanischen Treppe in Rom beten. Zu der traditionellen Visite des Papstes werden mehrere Tausend Menschen zur Piazza di Spagna strömen. Am Fuß der Säule wird der Papst ein Blumengebinde in den vatikanischen Farben Gelb und Weiß niederlegen. Die Mariensäule wurde 1856 errichtet, um an das von Papst Pius IX. zwei Jahre zuvor erlassene Dogma der Unbefleckten Empfängnis Marias zu erinnern.

Rom bleibt Großbaustelle

Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur zum Empfang und zur Leitung der Pilgerströme begann erst im Oktober. Zur Eröffnung der Heiligen Pforte bis in den Februar hinein dürfte Rom eine Großbaustelle sein, mit aufgerissenen Straßen und großräumigen Umleitungen.

Aber auch die vatikanischen Planer mussten im Eiltempo ein Programm erstellen. Franziskus betraute den Rat für die Neuevangelisierung mit den Vorbereitungen. Er wird von Erzbischof Rino Fisichella geleitet und hatte jüngst Verstärkung aus dem deutschen Limburg in Person des abberufenen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst erhalten.

Im Mittelpunkt des von Fisichella erstellten Programms stehen ein- bis dreitägige Jubiläumsveranstaltungen für einzelne Kirchen- und Gesellschaftsgruppen: für Priester, Ordensleute, Katecheten und Diakone, für Jugendliche, für Kranke und Behinderte und vor allem für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter in sozialkaritativen Diensten. Noch nicht sicher ist das Datum, an dem Ordensgründerin Mutter Teresa von Kalkutta (1910 - 1997) heiliggesprochen werden soll. Die Feier würde dann jedenfalls den Höhepunkt des „Iubilaeum Misericordiae“ darstellen.

Papst wird Gefängnisse und Flüchtlinge besuchen

Neben den Großtreffen und Liturgien sind als zweites Element des Jubiläumsjahres einige symbolische Gesten der Barmherzigkeit vorgesehen, die der Papst Menschen in existenziellen Randsituationen geben will. Diesen sollen sich dann die Bischöfe in ihren Diözesen anschließen. Dabei dürfte es sich um Besuche in Krankenhäusern, Gefängnissen, Flüchtlingszentren und Caritas-Einrichtungen handeln.

Die Organisatoren haben aber auch die Pilger im Blick, die einzeln anreisen und an der wöchentlichen Generalaudienz des Papstes oder seinem sonntäglichen Angelus-Gebet teilnehmen wollen. Für sie gibt es im historischen Stadtzentrum mehrere Kirchen zum Empfang und zur Gebetsvorbereitung.

Damit das Durchschreiten der Heiligen Pforte dann zu einem spirituellen Moment wird, wird für Pilger ein eigener Zugang eingerichtet. Sie sollen ungestört vom lauten Tourismusbetrieb und aufdringlichen Fremdenführern bleiben.

religion.ORF.at/KAP

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