Teufelsaustreibung gegen Zeitung in Polen

Mit einer Teufelsaustreibung ist ein Priester der führenden polnischen Zeitung „Gazeta Wyborcza“ zu Leibe gerückt. Die Aktion war der Abschluss eines Protestmarsches gegen die „Lügen der Medien“.

Einen Tag nach den landesweiten Demonstrationen von Zehntausenden Regierungsgegnern in Warschau und anderen polnischen Städten gegen eine „Schleifung der Demokratie“ durch die neue konservative Regierung versammelten sich am Sonntag Zehntausende Anhänger der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) in Warschau.

„Ganz Polen lacht über euch, ihr Kommunisten und Diebe“, verhöhnte der nationalkonservative PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski in einer Rede vor dem Verfassungsgericht dabei seine Gegner. Die Teilnehmer zogen danach hinter einer Ikone der Jungfrau Maria und einem Transparent mit der Aufschrift „Kreuzzug für das Vaterland“ vor das Verlagshaus der „Gazeta Wyborcza“ in Warschau.

Exorzismusgebet vor Verlagshaus

Umringt von Mitgliedern nationalkonservativer Gruppen aus dem Umfeld der regierenden Partei (PiS) sprach ein Priester am Sonntag ein Exorzismusgebet vor dem Verlagshaus. Dort regnete es aus den Redaktionsräumen des linken Zeitungs-Flaggschiffs Flugblätter mit Karikaturen zum Thema Meinungsfreiheit auf die Teilnehmer des Protestmarsches herab.

Demo Warschau

REUTERS/Kacper Pempel

Protestmarsch gegen die „Lügen der Medien“

„Verfassung ohne Zensur“

Auf dem Verlagsgebäude wehte eine Fahne mit der Aufschrift „Verfassung ohne Zensur“ in Anspielung auf eine schwelende juristische Auseinandersetzung zwischen der PiS und dem Verfassungsgericht.

Die „Gazeta Wyborcza“ unter Chefredakteur Adam Michnik gilt als wichtigstes Organ der Meinungsbildung in Polen. Das linksliberale Blatt erschien erstmals 1989, nachdem sich die Gewerkschaft Solidarnosc vor den ersten freien Parlamentswahlen im Juni nach der Ära des Kommunismus in Polen das Recht zur Herausgabe einer Zeitung ertrotzt hatte.

religion.ORF.at/APA

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