Schönborn: „Es war die beste Bischofssynode“

„Es war die beste Synode, die ich bisher erleben durfte“: Zu diesem Urteil kommt Kardinal Christoph Schönborn in dem jetzt bei „Herder“ erschienenen Buch über die vatikanische Familiensynode.

Das Buch mit dem Titel „Berufung und Sendung der Familie“ enthält zentrale Texte der Bischofssynode. Als Herausgeber fungiert Kardinal Schönborn, der vielen als eine der Schlüsselpersonen der Bischofsversammlung vom Oktober gilt. Neben einer Einleitung des Kardinals bietet das Buch auch einen Kommentar des Mainzer Pastoraltheologen Michael Sievernich, der als Experte an den Synodenberatungen teilgenommen hat.

Kardinal Christoph Schönborn

Gerald Frey

Kardinal Christoph Schönborn

„Verdienst von Papst Franziskus“

Dass die Beratungen der Bischöfe zu einer Erfahrung „gelebter Synodalität“ werden konnte, sei „ohne Frage das Verdienst von Papst Franziskus“, so Schönborn. „Mit sicherem Gespür, mit innerem Hinhören auf die Wegweisung Gottes, mit mutiger Bestimmtheit und mit großem Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes“ habe Franziskus „der Synode neue Lebendigkeit verliehen, sie zu einem Ort vitaler Kirchenerfahrung werden lassen“.

Der Wiener Erzbischof, der als Mitglied des Synodenrates auch für die Vorbereitung der Versammlung mitverantwortlich war, verweist darauf, dass dem Papst ein Zusammenwirken der Bischöfe mit den Laien wichtig gewesen sei. „Das Hinhören auf das Volk Gottes“ sei durch breite Befragungen im Vorfeld der beiden Synoden deutlich geworden. Das Ergebnis habe „im Großen und Ganzen“ Eingang in die beiden Synoden gefunden. Dass das Endergebnis der Synode „mehr als nur ein Kompromiss“ wurde, sei auch das Resultat einer tiefgreifenden Reform der Methode - mit einer Ausweitung der Redezeit und der Aufwertung der Sprachgruppen - gewesen.

Argument zählte mehr als Emotion

Mit Blick auf die deutschsprachige Gruppe hält der Kardinal fest, dass der „Circulus Germanicus“ diese Chance gut und intensiv genutzt habe. Dass alle drei Texte dieses Sprachzirkels einstimmig angenommen werden konnten, sei auch damit zu erklären, „dass die Themen ohne zu großen Zeitdruck besprochen werden konnten, dass das Argument mehr zählte als die Emotion, dass viel gute theologische Kompetenz vorhanden war und dass das gegenseitige wohlwollende Hören nie gefehlt hat“. Von daher sei es auch „nicht verwunderlich, dass die Ergebnisse des deutschsprachigen Zirkels das Schlussdokument stark geprägt haben“.

Das Synodendokument habe eine „neue Sprache gefunden, die nicht verurteilt und ausgrenzt“. Es sei dies die „kraftvolle Sprache des Evangeliums“, die sich durch „liebende Aufmerksamkeit und menschliche Nähe“ auszeichne. Ziel der Publikation sei es, Einblick in das synodale Geschehen und das „Ringen um Lösungen im Sinn der doppelten Treue zum Evangelium und zum konkreten Leben der Menschen“ zu vermitteln.

Geschiedene: „Anstrengenderen Weg“ gewählt

Das zeige sich auch in der Frage nach dem Umgang mit wiederverheirateten Geschiedene. Die Synode habe dafür „keine Generallösung“ präsentiert, sondern für den „anstrengenderen Weg“ der Begleitung und Entscheidung im Einzelfall plädiert, so der Wiener Erzbischof. Die entscheidende Passage dazu ist im Schlussdokument („Relatio Synodi“) unter Nr. 85 zu finden, die mit 178-Ja-Stimmen zu 80 Gegenstimmen nur ganz knapp die erforderliche Zweidrittelmehrheit erhalten hatte. Dieses Ergebnis lasse zumindest zwei Interpretationen zu, führt der Pastoraltheologe Sievernich in seinem Kommentar aus.

Spontan würde man urteilen, dass damit eine „starke Minderheit diesen Abschnitt weitgehend ablehnt, weil er ihrer Auffassung nach der Lehre der Kirche widerspricht“. Es sei aber auch die entgegengesetzte Interpretation möglich: Synodenväter könnten auch dagegen votiert haben, „weil ihnen der umstrittene Abschnitt pastoral nicht weit genug ging“, so der Jesuit und Synodenberater.

Das Buch enthält auf 192 Seiten neben dem Schlussdokument in der von der Deutschen Bischofskonferenz autorisierten Arbeitsübersetzung auch die wichtigsten Ansprachen des Papstes. Weiters finden sich darin die drei jeweils einstimmig beschlossenen Zwischenberichte der deutschsprachigen Synodengruppe sowie das Hauptreferat von Kardinal Schönborn beim vatikanischen Festakt „50 Jahre Bischofssynode“.

religion.ORF.at/KAP

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