Kardinal dementiert Berichte über schwarze Kassen

Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat erneut Berichte über eine angebliche schwarze Kasse in der von ihm geleiteten vatikanischen Glaubenskongregation zurückgewiesen.

„Das geht an mir vorbei“, sagte Müller in einem Interview mit der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ (Mittwochausgabe). „Ich bin nicht zum Präfekten der Glaubenskongregation berufen worden, um mich um ein sekundäres Thema wie die sogenannten Finanzen des Vatikans zu kümmern. Da gibt es andere, die das besser können und lieber machen.“

Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller

Reuters/Tony Gentile

Kurienkardinal Müller hat erneut Berichte über eine angebliche schwarze Kasse in der von ihm geleiteten vatikanischen Glaubenskongregation zurückgewiesen

Bericht in der „Bild“-Zeitung ohne Quellenangaben

Die „Bild“-Zeitung hatte Anfang Dezember ohne nähere Quellen- und Zeitangaben über eine angebliche Razzia in der Kurienbehörde berichtet, bei der im Büro von Müllers damaligem Verwaltungsleiter 20.000 Euro Bargeld hinter einer Würstchendose gefunden und beschlagnahmt worden seien. Daraufhin seien auch Ermittlungen gegen den Kardinal selbst eingeleitet worden. Diesen Punkt hatte Müller bereits am Erscheinungstag gegenüber der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dementiert.

In der „Zeit“ sagte der Kardinal dazu nun: „Die investigativen Fantastereien in der Yellow Press sind sachlich haltlos und dienen nur der Störung unseres eigentlichen Auftrags.“ Dieser bestehe darin, den Glauben gegenüber Irrlehren oder schismatischen Tendenzen zu schützen und die Stimme „gegen die innere Säkularisierung der Kirche“ zu erheben.

Mit Blick auf die jüngste Berichterstattung zu seiner Person und der von ihm geleiteten Vatikan-Behörde fügte Müller hinzu: „Bezeichnend ist, wie bereitwillig das Lächerliche statt des Ernsthaften geglaubt wird. Wir haben eine Freudenbotschaft für die Menschen guten Willens und nicht eine Schadensfreudenbotschaft für die Hämischen.“

Ökumene: „Noch ein weiter Weg“

Darüber hinaus äußerte sich Kardinal Müller auch zum Stand des ökumenischen Dialogs: Bis zur vollen Einheit liegt vor der katholischen und der evangelischen Kirche demnach noch ein weiter Weg. Es gebe zwar Hoffnungszeichen, allerdings bleibe die Anerkennung des Papstes als Oberhaupt der Kirche Voraussetzung für die volle Einheit. Nach katholischem Verständnis sei diese „nur mit dem Bischof von Rom als Nachfolger Petri möglich“.

„Missverständnisse kommen immer wieder auf, weil man vergisst, dass es leider tatsächlich zwischen Katholiken und Protestanten ein unterschiedliches Kirchenverständnis gibt“, so Müller. Gleichwohl sollten die beiden großen Kirchen in Deutschland nach Ansicht des Kurienkardinals den 500. Jahrestag der Reformation 2017 zu einem starken Zeugnis für Jesus Christus nutzen. „Wenn wir das heute gemeinsam bekennen, wäre das weltgeschichtlich so wirksam wie evangelische Reformation und katholische Reform des 16. Jahrhunderts zusammen.“

Müller forderte Katholiken und Protestanten auf, stärker das Gemeinsame zu entdecken, denn „heute leben wir nicht mehr im Zeitalter des Konfessionalismus, sondern im Zeitalter der Ökumene“.

Islam: Gewalt-Verhältnis von innen her bereinigen

Schließlich berührte das ausführliche Interview auch die aktuellen Debatten um das Thema Islam und Gewalt: So müsse der Islam sein Verhältnis zur Gewalt nach Ansicht Müllers von innen her bereinigen: „Niemand kann das Tun des Bösen legitimieren, wenn Gott der Urheber alles Guten ist“, so Müller, allerdings ohne die im Namen des Islam operierenden Terrorgruppen ausdrücklich zu erwähnen.

Er hüte sich jedoch davor, die muslimische Theologen von oben herab zu belehren „nach dem Motto: Wir sind fortgeschrittener, die andern sind im ‚Mittelalter‘ stecken geblieben“, betonte Müller: „Das wäre paternalistisch und kontraproduktiv.“ Es müsse vielmehr darum gehen, dass Gelehrte und Politiker der islamischen Welt „eindeutig und verbindlich zeigen, dass Gewalt dem Willen Gottes widerspricht“, so der Kardinal weiter.

Auf den Koran bezogen fügte er hinzu: „Wer in der ersten Sure an Gott, den Barmherzigen, glaubt, kann die Suren, die zur Gewalt gegen Ungläubige auffordern, nur als Ausdruck der menschlichen Interpretation des Korans verstehen, nicht als Willen Allahs.“

religion.ORF.at/KAP/KNA

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