Papst wird in Mexiko Missbrauchsopfer treffen

Papst Franziskus wird im Rahmen seiner Mexikoreise im Februar Opfer von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester treffen. Genauer Zeitpunkt und Ort stehen bisher noch nicht fest, berichtet das katholische Nachrichtenportal ACI Prensa.

Die Begegnung werde von der für die Priesterausbildung zuständigen Abteilung der mexikanischen Bischofskonferenz koordiniert, erklärte der Erzbischof von San Luis Potosi, Jesus Carlos Cabrero Romero. Mit einer eigenen Botschaft werde sich der Papst an die Opfer von Missbrauch wenden und der Ortskirche eine „Richtschnur“ geben, um auf die Geschehnisse zu reagieren, erklärte Cabrero. Der Papst besucht von 12. bis 17. Februar das mittelamerikanische Land.

Kirche vom Missbrauch „geschwächt“

Während die Kirche in Mexiko eine angemessene Prävention in der Priesterausbildung und -begleitung bisher verabsäumt habe, sei der Papst bisher ein Mahner gewesen, dass Missbrauchsfälle unbedingt zu vermeiden seien, u.a. durch besondere Rücksichtnahme in den Priesterseminaren. Die Kirche müsse auf den Missbrauch in ihren Reihen reagieren, da sie von diesen „sehr geschwächt“ werde, gab der Erzbischof an.

Die katholische Kirche in Mexiko, deren Zahl geistlicher Berufungen weiterhin vergleichsweise hoch ist, war in den vergangenen Jahren von mehreren Missbrauchsfällen erschüttert worden, wobei nur wenige Fälle bislang offiziell bestätigt wurden. Als bekanntester Täter gilt der Gründer der „Legionäre Christi“, Marcial Maciel Degollado (1920-2008), der jahrelang Minderjährige in Ordenseinrichtungen sexuell missbraucht und mit mehreren Frauen Kinder gezeugt haben soll. Unter Papst Benedikt XVI. veranlasste der Vatikan nach einer Untersuchung im Mai 2010 eine umfassende Neuausrichtung des Ordens.

Krone für die „Guadalupana“

Knapp ein Monat vor der Ankunft des Papstes wurden auch Details zum geplanten Besuch der Guadalupe-Basilika am 13. Februar bekannt. Der Papst werde vor dem Guadalupe-Bild zur Gottesmutter Maria beten, ihr eine Krone darbieten und somit „das Heilige Jahr der Barmherzigkeit in ihre Hände legen“, teilte die mexikanische Bischofskonferenz am Sonntag mit.

Papst Franziskus bei der Dreikönigsmesse im Petersdom, Vatikan

APA/AFP/Osservatore Romano

Papst Franziskus wird in Mexiko auch Missbrauchsopfer treffen

Zuvor wird der Papst gegen 17 Uhr nach einer 16-Kilometer-Strecke im Papamobil quer durch die Millionenstadt auf dem weitläufigen Vorplatz der Kirche ankommen und die hier anwesenden Gläubigen begrüßen, hieß es seitens der Bischöfe. Erste Station ist die alte Basilika aus dem 18. Jahrhundert, wo der Papst die Messkleidung anlegt, um anschließend in einer Prozession in die gleich daneben befindliche neue Basilika aus dem Jahr 1976 einzuziehen und dort mit Bischöfen und Gläubigen aus allen Diözesen Mexikos einen Gottesdienst zu feiern.

Beliebter Wallfahrtsort

Das in der Hauptstadt Mexiko-Stadt gelegene Marienheiligtum gilt als eines der größten Wallfahrtsstätten der Welt. Vor vier Wochen waren zum Feiertag der „Nuestra Senora de Gaudalupe“ am 12. Dezember 5,5 Millionen Pilger zu der am Fuße des Tepeyac-Hügels gelegene Basilika gekommen. Ziel der Wallfahrten und Herzstück der Kirche ist das Guadalupe-Gnadenbild, das der Überlieferung zufolge auf dem Mantel des Indios Juan Diego Cuauhtlatoatzin (1474-1548) erschienen war und den damaligen Ortsbischof dazu bewegte, eine Kirche zu errichten.

Die Jungfrau von Guadalupe, in Mexiko „Guadalupana“ oder „La Virgen“ genannt, wird von der katholischen Kirche als „Königin Mexikos“ sowie auch „Kaiserin und Schutzpatronin“ des gesamten amerikanischen Kontinents sowie der Philippinen verehrt.

Drogen und Gewalt

Besondere Sicherheitsvorkehrungen werden bei der Mexiko-Visite trotz der schon bereits seit Jahren überbordenden Drogenkriminalität nicht getroffen. Es sei dem Papst wichtig, „nahe bei den Menschen zu sein“, erklärte Kardinal Alberto Suarez Inda, der Erzbischof von Morelia und in dieser Funktion einer der Papst-Gastgeber, am Dienstag. Seitens des Papstes sei keine Angst zu verspüren und er fühle sich völlig in den Händen Gottes - denn Zwischenfälle könne es an jedem Ort der Welt geben, so der Kardinal.

Morelia ist die Hauptstadt des für seine Drogengewalt besonders in die Schlagzeilen geratene Bundesstaates Michoacan. Im Kampf zwischen den Kartellen „La Familia Michoacana“, den „Caballeros Templarios“ sowie auch dem „Cartel Jalisco Nueva Generacion“ wurden allein in den vergangenen drei Monaten 100 Menschen ermordet.

Begrüßung mit Tequila

Die im nahegelegenen Guadalajara beheimateten Tequila-Erzeuger wollen dem Papst indes eine „angenehme Überraschung“ bereiten, erklärte der Direktor des Berufsverbandes, Roberto Anaya Moreno, gegenüber dem Online-Portal „El Informador“ (Mittwoch). Franziskus hatte das Nationalgetränk bei einem Besuch der Petersplatz-Krippe gegenüber einem Jugendlichen erwähnt, der dem Papst zugerufen hatte: „Wir erwarten Sie schon in Mexiko“. „Mit Tequila oder ohne Tequila?“, antwortete der Papst mit einem Schmunzeln, wie ein auf „YouTube“ veröffentlichtes Handyvideo zeigt.

Die Mexiko-Reise von Papst Franziskus ist sein vierter Besuch auf dem amerikanischen Kontinent nach Brasilien (2013), Ecuador, Paraguay und Bolivien (2015) sowie Kuba und USA (2015). Sechs Großstädte will der Papst im Rahmen seiner sechstägigen Visite besuchen, darunter die Hauptstadt Mexiko-Stadt, deren Vorstadt Ecatepec, die Städte Tuxtla Gutierrez und San Cristobal de Las Casas im südlich gelegenen Bundesstaat Chiapas, die Drogenkartell-Hochburg Morelia sowie die nördliche Grenzstadt Ciudad Juarez. Der Besuch steht unter dem Motto „Missionar der Barmherzigkeit und des Friedens“.

religion.ORF.at/KAP

Link: