Film: Gott als boshafter Weltenlenker im Bademantel

„Das brandneue Testament“ („Le tout nouveau testament“) des belgischen Regisseurs Jaco Van Dormael zeigt Gott als frustrierten Familienvater und Tyrann. Die Filmkomödie läuft in den österreichischen Kinos.

In dem Film ist Gott (Benoit Poelvoorde) verheiratet, macht zynische Bemerkungen über seinen verstorbenen Sohn und hat eine Tochter. Sie heißt Ea (Pili Groyne), ist zirka 10 Jahre alt und kann es einfach nicht fassen, wie sehr ihr Vater alle drangsaliert. Nicht nur seine Angehörigen sondern auch seine Geschöpfe, die Menschen. Über seinen Computer lenkt er die Welt. Er inszeniert Kriege und Katastrophen und gibt immer wieder neue Gebote ein. Zum Beispiel das Gebot 2129: „Immer wenn ein Mensch in die Badewanne steigt, beginnt das Telefon zu läuten“. Oder, dass ein Marmeladebrot immer mit der bestrichenen Seite auf den Boden fällt.

"Gott" im Film "Das brandneue Testament"

Luna Filmverleih/Kris Dewitte

Gott hat eine diebische Freude daran, die Welt zu tyrannisieren

Per Schleudergang ins Leben der Menschen

Es ist die pure Langeweile, die Gott dazu bringt, sich kleine Gemeinheiten und große Katastrophen einfallen zu lassen. Ea findet, so kann das nicht weitergehen und hackt sich in den Computer ihres Vaters. Als sie auf die Sterbedaten aller Menschen stößt, verschickt sie diese per SMS an die Menschen, um sich an ihrem Vater zu rächen. Deren Reaktionen sind erwartungsgemäß unterschiedlich. Manche machen weiter wie bisher, andere beschreiten neue Wege.

Sendungshinweis

Erfüllte Zeit, Sonntag, 17.1.2016, ab 7.05, Ö1

Ea sucht immer wieder das Gespräch mit ihrem großen Bruder Jesus, kurz JC genannt. Er sagt ihr, wie sie auf die Welt kommen kann, um sechs Apostel zu finden und mit ihrer Hilfe ein brandneues Testament zu schreiben. Durch eine Waschmaschine im Schleudergang kommt Ea schließlich auf die Welt. Nicht als Baby und nicht in einer Krippe wie einst ihr Bruder, sondern in einem Waschsalon in einem durchaus nicht malerischen Stadtviertel von Brüssel.

Gottes Tochter Ea im Film "Das brandneue Testament"

Luna Filmverleih/Ricardo Vaz Palma

Gottes Tochter Ea beschließt, ihrem Vater etwas entgegen zu setzen

Zwar wird sie von ihrem erzürnten Vater verfolgt (auch er reist mittels Schleudergang), aber sie lässt sich davon nicht beirren und findet ihre Apostel. Catherine Deneuve etwa verkörpert eine Apostelin. Sie bekommt ein Kind von einem Gorilla. Und Gott wird auf Erden mehrfach verprügelt.

Was wäre wenn...

Das brandneue Testament ist frech, schräg und klug, witzig und philosophisch gleichzeitig. Wer sich leicht in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlt, sollte sich diesen Film besser ersparen. Doch der Film hat mehrere Preise und positive Kritiken bekommen, auch kirchlicherseits. Im Filmtipp von Radio Vatikan ist von einer „sanft-grotesken Komödie“ die Rede, die eine fast kindliche Sehnsucht nach einer besseren Welt offenbart. Über seinen vierten Film sagte Regisseur Van Dormael: „Man muss über alles lachen dürfen, was uns ernst ist, ansonsten ist es nicht ernst gemeint.“ Und er zeigt sich überzeugt, dass auch Papst Franziskus über den Film lachen könnte.

Flotte Sprüche, poetische Momente und ein nicht uninteressantes Gedankenexperiment bilden die Grundlage zu dem Film. Was wäre, wenn Gott in diese Welt käme, und unter den Bedinungen zu leiden hätte, die er ja selbst erschaffen hat? Fast biblisch mutet es an, was in der Begegnung mit dem göttlichen Kind Ea geschieht. Es werden Lebensgefängnisse aufgebrochen, Obsessionen lösen sich auf und das schier Unmögliche tritt ein.

Brigitte Krautgartner und Nina Goldmann, religion.ORF.at

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